Erst wenn die innere Haltung nach außen transportiert wird, erzielt der Pitch auch nachhaltig Wirkung.

Ein Fachbeitrag von Lars Hartenstein, Executive-Coach und Moderator

Ob Zoom, Microsoft Teams oder Google Meet: Ohne Videokonferenzen wären wir in den vergangenen Monaten im Homeoffice aufgeschmissen gewesen. Auch künftig spricht viel für die Nutzung von digitalen Konferenzräumen: Sie ermöglichen uns nicht nur eine Zusammenarbeit über größere Entfernungen, sondern sparen auch Zeit und Geld. Gleichzeitig ergeben sich dadurch zahlreiche Herausforderungen – insbesondere für junge Gründer, die auf der Suche nach Förderern und Investoren auf Distanz überzeugen müssen. Selbst in Corona-Zeiten gilt: Jede Idee ist nur so gut, wie sie verkauft wird. Damit Gründerinnen und Gründer auch online das beste aus ihrem Vortrag herausholen, kommt es auf eine gute Mischung aus Schauplatz, Auftreten und Geschichte an.

Ohne funktionierende Technik ist alles nichts

Ein digitaler Pitch benötigt eine gründliche Vorbereitung, die schon beim Technik-Check starten sollte. Um eine stabile Internetverbindung sicherzustellen, muss das WLAN frei von anderen Internet-Saugern wie Smartphones oder Spielekonsolen sein und zuvor in Verbindung mit der Konferenzplattform getestet werden.

Artikelautor Lars Hartenstein während eines Coachings

Im zweiten Schritt sollten sich Gründer mit den Funktionsweisen des entsprechenden Präsentationstools vertraut machen, um im Notfall schnell auf Störungen reagieren zu können. Für den Fall, dass die Verbindung trotz aller Vorbereitungen abreißen sollte, empfiehlt es sich außerdem, sofern die Situation es zulässt, einen Backup-Speaker einzuplanen, der im Notfall einspringen kann. Es gibt nichts Nervigeres als Tonhänger, die Sprecher und Publikum aus dem Gesprächsfluss reißen.

Den Raum nutzen – auch digital

Die Corona-Hochphase hat uns auch gezeigt, dass Videocalls unheimlich anstrengend sein können und einen enormen Energieeinsatz erfordern. Mit „Zoomfatigue” gibt es auch schon einen Fachbegriff, der die Ermüdung beschreibt, die durch die Teilnahme an Videokonferenzen erfolgt – in Anlehnung an den bekannten Anbieter für Videokonferenzen. Der Grund: Die Präsentation findet die ganze Zeit auf dem Rechner statt, während das Umfeld viel Ablenkung bietet. Es ist anstrengend, aufmerksam und konzentriert zu bleiben.

Da das Auge gezielt nach Bewegung und Impulsen sucht, ist ein minimalistischer Hintergrund also Pflicht. Dieser kann vereinzelt mit Post-its oder anderen Elementen ergänzt werden, die im Laufe des Vortrags interaktiv einbezogen werden. Aber: Der Sprecher sollte im Fokus stehen und nichts im Hintergrund von ihm ablenken.

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Im Idealfall stellen Gründer ihren Laptop so hin, dass sie sich im Raum bewegen und zeigen können. Eine Kamera, die per Stativ auf Brusthöhe platziert wird, verschafft den Sprechern die Möglichkeit, große Gesten zu zeigen. Auf diese Weise kann sich der Pitch von der gewohnten Onlinemeeting-Situation abheben. Erst wenn die innere Haltung nach außen transportiert wird, erzielt der Pitch auch nachhaltig Wirkung – ein Leitspruch, auf den es im digitalen Kontext noch viel mehr ankommt.

Wichtig sind außerdem Bluetooth-Kopfhörer, eine Fernbedienung und ein großer Monitor, auf dem die Zuhörer gesehen und ihre Reaktionen wahrgenommen werden können. Denn der Sichtkontakt zum Publikum ist für eine zuhörerfokussierte Kommunikation unabdingbar. Genauso gehört es dazu, dass während des Vortrags nicht nur das Pitch-Deck, sondern auch der Sprecher selbst in einem kleinen Videofenster zu sehen ist. Allerdings nur für das Publikum – dem Redner selbst empfiehlt es sich, sein eigenes Video abzukleben, um den Fokus auf den eigenen Pitch zu wahren.

Die Geschichte bestimmt den Erfolg

Das Pitch-Deck sollte während einer Video-Präsentation sehr viel schlanker als gewöhnlich daherkommen. Daher ist es ratsam, gleich zwei Präsentationen vorzubereiten: Eine, die dem Zuhörer vor oder nach dem Pitch zugespielt wird und ohne Erklärungen auf der Tonspur auskommt, und eine, die während des Pitches gebraucht wird.

Der Erfolg einer Präsentation ist letztlich stark von der Geschichte dahinter abhängig, die ein klares Kommunikationsziel verfolgen sollte. Dabei dürfen Präsentierende ruhig mutig sein und sich metaphorischer Bilder bedienen. Vergleiche mit großen, bekannten Unternehmen visualisieren den möglichen Erfolg, schaffen positiv-behaftete Bilder und bleiben in Erinnerung. Ein Beispiel: Das Hamburger Startup Musicube, das von der Standortinitiative Nextmedia.Hamburg gefördert wurde, bezeichnet sich beispielsweise gerne als „Tinder für Songs” oder „B2B-Google für die Musiksuche” und hat mit diesem Narrativ bereits nachhaltigen Erfolg.

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Beim digitalen Pitch noch wichtiger als im echten Leben ist zudem der genaue Blick auf die Uhr: Eine gute Story – von der Idee zum Geschäftsmodell – lässt sich in fünf Minuten erzählen, ehe direkt eine Frage-Antwort-Situation folgen sollte, um so auch den Zuhörer vor dem Bildschirm zu aktivieren. Zur Aufbereitung der Fragen bietet sich die Nutzung eines externen Kanals wie Slack an, über den alle Fragen von einem Nicht-Sprecher schon während des Vortrags gesammelt werden können.

Wie bei so vielen Dingen im Leben gilt auch bei Präsentationen: Es gibt keinen „All-fits-one-Pitch”, der zu jeder Situation und jedem Zuhörer passt. Es kommt vielmehr darauf an, auf seinen Gegenüber einzugehen und mit ihm auf einer Wellenlänge zu sein.

Bilder: Luis Alvarez / Getty Images; Nextmedia.Hamburg