Pedro SIlva (links) und Petar Djekic wollen Öko-Kleidung leichter zugänglich machen.
Arbeiten jetzt mit fairer Mode statt für Rocket Internet: die Faer-Gründer Pedro Silva (links) und Petar Djekic.

Fashion ist eines der Kernthemen von Rocket Internet. Das Unternehmen bündelt in seiner Global Fashion Group Mode-Onlineshops in aller Welt, darunter Lamoda aus Russland und Zalora aus Südostasien. Rocket-Mitarbeiter Petar Djekic fehlte dazwischen etwas: eine App nur für nachhaltig hergestellte Mode.

2017 verließ er seinen damaligen Arbeitgeber und gründete selbst ein Startup, um so eine Anwendung aufzubauen. Seinen Rocket-Kollegen Pedro Silva, bis dahin Machine-Learning-Spezialist bei dem Unternehmen, holte Djekic gleich mit ins Boot. Seit April 2018 sind die Berliner nun mit ihrer Mode-App Faer auf dem Markt. Nutzer finden darin ausschließlich Kleidung von Herstellern, die aus Sicht der Gründer ökologisch oder fair produzieren. „Technologisch soll die Plattform auf Augenhöhe mit Zalando sein, aber mit Mode, die nachhaltig und transparent ist“, so der Gründer. 

Derzeit sind laut Djekic 300 Firmen mit insgesamt 20.000 Kleidungsstücken bei Faer gelistet. Welche Hersteller nachhaltig genug sind, entscheiden die Gründer selbst. „Die Marke muss zu hundert Prozent transparent kommunizieren, wo und wie sie produziert. Wer nicht öffentlich zugänglich macht, wo er herstellt, kommt nicht in unsere App“, so Djekic. Wichtig sei, dass Unternehmen die Kleidung in Betrieben herstellen ließen, die „faire Löhne“ zahlten. Außerdem werde geschaut, ob sie auf die Umwelt achten – also etwa biologische Mode anbieten oder recycelte Stoffe verwenden. Derzeit finden Nutzer bei Faer vor allem kleine Labels, etwa den Münchner Schuhhersteller Jutelaune. 

Nur das kaufen, was man wirklich braucht

Für eine App wie Faer sei es höchste Zeit, findet Djekic: Immer mehr Konsumenten würden sich für Öko-Mode interessieren. Einer Studie von Januar 2018 zufolge sind Nachhaltigkeit und faire Herstellung für junge Kunden allerdings nach wie vor das am wenigsten ausschlaggebende Kaufargument. Immerhin knapp die Hälfte der Befragten hat zumindest ein schlechtes Gewissen, wenn sie Kleidung kauft, die unter schlechten Bedingungen hergestellt wurde.

Lest auch

 

Mit Faer solle der Einkauf von Öko-Mode „so einfach werden wie in den Biosupermarkt zu gehen“, sagt Djekic. Wer über die App shoppen möchte, muss allerdings genau wissen, was er will: Sich wie bei Asos oder Zalando durch Tausende Blusen, Hosen und Schuhe klicken, das geht bei der Ökomode-Plattform nicht. In eine Suchmaske muss der Nutzer stattdessen eintippen, was genau er benötigt – zum Beispiel „High Waist Jeans“. Alternativ kann er ein Foto von einer entsprechenden Jeans hochladen, die App schlägt ihm dann ähnliche Hosen aus dem Faer-Sortiment vor. 

Entscheidet sich der Faer-User zum Kauf eines Kleidungsstücks, wird er auf den Onlineshop des Herstellers weitergeleitet oder kann nachschauen, ob Geschäfte in der Umgebung das Produkt vorrätig haben. „Der Nutzer soll im besten Fall nur das kaufen, was er wirklich braucht“, begründet Djekic das Konzept. 60 Kleidungsstücke kauft der Durchschnittsdeutsche pro Jahr – eine Menge, die wohl niemand tatsächlich benötigt.  

„Bio ist glaube ich nicht so Rockets Ding“

Hinter der Suchfunktion der App steckt eine Künstliche Intelligenz (KI), die die Gründer selbst entwickelten. So richtig gut funktioniert die Technologie bislang aber nicht: Lädt man etwa ein Bild eines roten Bikinis hoch, liefert Faer keine nachhaltig produzierten roten Bikinis, sondern weiße Kleider. „Perfekt ist die KI noch nicht“, gibt auch Djekic zu. „Bei der ersten Version von Pinterest hat auch noch gar nichts funktioniert. Den Weg haben wir noch vor uns.“

Zu Nutzerzahlen äußert sich der 41-Jährige nicht. Da die App kostenlos verfügbar und in englischer Sprache ist, habe man weltweit User. Die meisten kämen aus Deutschland, den USA und Australien. Geld verdient Faer über Werbung in der App. In Zukunft wollen die Gründer außerdem Software anbieten, die Öko-Modelabels bei der Vermarktung ihrer Produkte helfen soll.

Bisher sind Djekic und Silva beim Aufbau ihres Startups ohne fremde Gelder ausgekommen. Investoren wolle man in Zukunft aber „sicherlich“ reinholen. Bei ihrem alten Arbeitgeber würden sie durchaus pitchen, doch: „Bio ist glaube ich nicht so Rockets Ding“, so Djekic.

Bild: Faer