Der eine ist Architekt, der andere Seriengründer: Michael Schultz und Nikita Fahrenholz (rechts).

Der Ferrari 458 Speciale ist ein Auto, das man nirgends in Berlin abstellen sollte, nicht mal am Kurfürstendamm mit seinen Luxusgeschäften oder im behüteten Charlottenburg. Im besten Fall würden es Menschen anfassen und versuchen durch die Scheibe zu spähen. Im schlechtesten Fall hätten sie das Bedürfnis, den schneeweißen Lack ein bisschen weniger weiß aussehen zu lassen. 

Nikita Fahrenholz ist sich dessen bewusst. „Mit so einem Auto fährt man hier nicht durch die Stadt“, sagt er. Dafür hat er es sich auch nicht gekauft. Er braucht es, um zu zeigen, was er mit seinem neuen Startup Fahrengold verkaufen will: Luxus-Garagen. „Ohne so ein Auto ist das nur ’ne Box, mit versteht man erst den Sinn“, so der 34-Jährige.

Vor rund zwei Jahren hatte er die Idee für sein neues Startup. „Ich mache Motorsport und kenne viele Jungs, die gute Autos haben“, erzählt er. Die stünden meistens in irgendwelchen Hallen: „Ich wusste einfach, dass es einen Bedarf an Orten gibt, mit denen man ein besonderes Auto besonders präsentieren kann.“

Vom Pizza-Dienst zur Luxus-Garage

Damals arbeitete er noch für die Putzkräfte-Plattform Book A Tiger, die er zusammen mit seinem Mitgründer Claude Ritter aufgebaut hatte. Ritter selbst kannte er von einem anderen Startup, das sie zuvor aufgezogen haben: den Bringdienst Lieferheld, den die beiden 2010 gründeten, und der von Delivery Hero übernommen wurde. Der Aufstieg der Plattform gilt als einer der großen Erfolge der Berliner Startup-Szene, er machte die Gründer wohlhabend.

Nun also Garagen. Mit seinem Geschäftspartner Michael Schultz, einem Architekten, der das Haus des Jungunternehmers baute, gründete Fahrenholz in diesem Frühjahr Fahrengold. Gestartet habe er die Firma mit seinem eigenen Geld, erzählt er. 

Das Vorführmodell, das Fahrenholz sich auf den Hinterhof seines Büros im Berliner Stadtteil Rummelsburg gestellt hat, besteht aus einer vier Millimeter starken pulver-beschichtetem Aluminium-Wand. Durch zwei verglaste Seiten blickt man auf den Ferrari im Innenraum, an der Rückwand hängen vier Winterreifen, die, sauber wie sie sind, höchstwahrscheinlich noch nie Asphalt berührt haben. Über und unter dem Fahrzeug leuchten LED-Streifen.

Ferrari 458 Speciale in einer Fahrengold-Garage: Alleine das Auto kostet rund 240.000 Euro in der Basisversion, die Garage mindestens 100.000 Euro.

Farben, Panele und Werkstoffe können Kunden nach ihren Wünschen gestalten. Beispielsweise können sie sagen, ob und wie viele Wände aus Glas sein sollen und ob der Boden aus einer einfachen Betonplatte oder aus einem System mit LED-Lichtern angefertigt sein soll. Nur die Größe der Garage steht fest: 3,7 mal sechs Meter, ein Standardmodell. „Wir arbeiten zwar an einer Doppelversion, aber wir wissen gar nicht, ob es das unbedingt braucht“, sagt Fahrenholz. Schließlich sei die Garage gedacht, um ein Einzelstück zu präsentieren.

Eine teure Verpackung für den Ferrari 

Im Inneren sollen eine Heizung und Klimaanlage für die richtige Temperatur sorgen, in Zukunft zumindest, denn im Vorführmodell sind sie noch nicht drin. „Vor allem bei Oldtimern ist die Luftfeuchtigkeit ein großes Thema“, so Fahrenholz. Ein Wärmeaustausch-System soll für die richtige Luftfeuchtigkeit sorgen. Die Technik, ebenso wie Videokameras, Beleuchtung oder das Tor soll man über eine App steuern können. Und eine Ladestation für Elektroautos soll es auch geben. Die Außenwände seien einbruchsicher, es gebe keine sichtbaren Angriffspunkte wie Schrauben oder Fugen, erzählt Fahrenholz. 

Das Ganze hat seinen Preis: Mindestens 100.000 Euro kostet eine Fahrergold-Garage. Bei Extras wie ein mit Edelholz ausgekleideter Innenraum sei ein Vielfaches dessen möglich, so der Gründer.

Wie wahrscheinlich ist es, dass genug Kunden so viel Geld ausgeben, nur um ein Fahrzeug unterzustellen? Ist es nicht um einiges günstiger, sich eine eigene Garage zu bauen, möglicherweise im Stil der Villa, die sie eh schon haben? Mit dieser Frage hat Fahrenholz gerechnet, er antwortet ohne zu zögern. Konstrukteure, Architekten und Designer hätten 1,5 Jahre an der Garage gefeilt, sagt er. Eine vergleichbare Garage könne man nicht einfach selbst bauen. 

„Viele hier in Berlin verstehen so ein Produkt einfach nicht“, sagt er. Manche hätten gefragt, ob sie nicht eine günstigere Version für ihr Reihenhaus bekommen könnten. Doch geht es nach dem Unternehmer, sollen seine Kunden vor allem Reiche aus aller Welt sein. Interessenten aus Dubai hätten sich gemeldet, erzählt er. Die will er mit einer günstigen Variante der Garage nicht abschrecken: „Wenn sie sehen, dass ich die Garage hier in einer verkleinerten und günstigeren Version anbiete, verwässert das die Marke.“ Lieber setzt er auf kleinere Verkaufszahlen – und höhere Marge. 

Auch Autokonzerne hätten Interesse gezeigt. Beispielsweise könnte die Garage auf einer Messe oder in einem Autohaus stehen, sagt Fahrenholz. Da sie modular konstruiert sei und in nur wenigen Stunden auseinander und wieder aufgebaut werden könne, sei das auch möglich. 

Neues Lieblingsthema: Abwasserversorgung

Nach eigenen Angaben hat das Startup derzeit rund 15 Vorbestellungen, die meisten aus Deutschland, ein paar auch aus der Schweiz. „Wenn sich die Anfragen alle materialisieren, ist die Firma profitabel“, hofft Fahrenholz. Mehr Details, auch zur mutmaßlichen Marktgröße, gibt er nicht, nur so viel: Wenn es nach ihm geht, soll das Unternehmen in einigen Jahren achtstellige Umsatzzahlen erreichen.

Mittlerweile besteht das Team aus zehn Leuten. „Man muss schon einen kleinen Schatten haben, was Autos betrifft, um hier arbeiten zu wollen“, sagt Fahrenholz. Derzeit lässt er die Garagen noch im Berliner Stadtteil Lankwitz bauen, in Zukunft soll das in Brandenburg geschehen. „Wir produzieren nur nach Kundennachfrage“, sagt er. Rund acht Wochen dauere eine Garage. 

Fahrenholz gehört selbst zur Käufergruppe der Luxusgaragen. Geld genug hat er, in den vergangenen Jahren dürfte er einige Millionen verdient haben. Und Sportwagen besitzt er auch, wie er zugibt. Allerdings habe er bereits eine Garage und ansonsten auch keinen Platz mehr auf seinem Grundstück, wie er sagt. Für sich selbst macht er sein neues Startup also nicht. Spaß hat er bei der Arbeit trotzdem, wie er versichert: „Ich kann sechs Stunden mit Konstrukteuren über die Abwasserversorgung von diesem Ding hier reden, ohne mich zu langweilen.“

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Bilder: Fahrengold