Fayteq-Gründer André Münnich beim HTGF „Family Day“: „Ich bin nicht in mein Produkt verliebt.“

Ein seltenes Ereignis machte 2017 Schlagzeilen. Facebook kaufte in Deutschland ein – nicht in Berlin oder Hamburg, sondern in Thüringen. Fayteq, eine Ausgründung der TU Ilmenau, hatte eine Software entwickelt, mit der sich einzelne Elemente in Live-Videos integrieren oder entfernen ließen, zum Beispiel die Bandenwerbung bei Fußballspielen. Das passte in die Videostrategie des Silicon-Valley-Konzerns. Facebook übernahm das Startup für einen nicht genannten Betrag.

Als damaliger Geschäftsführer von Fayteq begleitete André Münnich den Verkauf, immer wieder flog er ins Silicon Valley. Darüber, und vor allem über die Zeit danach, berichtete der 42-Jährige beim „Family Day“ des High-Tech Gründerfonds (HTGF) in Bonn. Der Titel seines Vortrags: „From Ilmenau to Cupertino“ – dem Hauptsitz von Apple. Ob der iPhone-Hersteller einer der anderen großen Übernahmeinteressenten für Fayteq war, die Münnich in seiner Keynote andeutet? Das lässt er offen.

Inzwischen ist Münnich Mitgeschäftsführer des 2016 gegründeten Blockchain-Startups Evan, in das er sich Anfang dieses Jahres einkaufte.

Porsche oder Ferrari? Wohnmobil!

Auf der Bühne erzählt Münnich, dass er in der monatelangen Verhandlungszeit mit Facebook nur wenig geschlafen habe. Danach habe er sich eine Auszeit von eineinhalb Jahren gegönnt, vorerst Langstreckenflüge und sogar ICEs gemieden. Er zeigt ein Selfie aus dem Urlaub mit seiner Mutter auf Fuerteventura und spielt auf seine Gesichtsfalten an: „So siehst du nach einem Exit an Facebook aus“, witzelt er.

Glaubt man Münnich, dann hat er auf den großen Luxus verzichtet. Statt einen Porsche oder Ferrari zu kaufen, wie andere es womöglich tun würden, habe er viel Zeit in seinem Wohnmobil verbracht. Wer sein Startup an einen Tech-Konzern wie Facebook verkaufe, lerne, den eigenen Lebensstil zu minimieren: „Du konzentrierst dich in dieser Zeit nur auf den Prozess“, sagt Münnich.

Wie viel Geld Facebook für Fayteq zahlte oder wie viel für ihn persönlich dabei heraussprang, dieses Geheimnis hütet der Unternehmer nach wie vor. Was Facebook heute mit der Fayteq-Technologie macht? Das wisse er nicht, sagt Münnich. Und es sei ihm auch egal. Für ihn sei das eigene Unternehmen „kein Baby, sondern ein rein rationales Vorhaben“.

Lest auch

„Du musst lernen, Dinge zu vergessen“

Eine Einstellung, die bei den anwesenden Unternehmern offenbar weniger gut ankommt. Jemand aus dem Publikum hakt nach: Wie er überhaupt Geld verdienen könne, wenn er seine Sache nicht mit Leidenschaft mache? Münnichs Reaktion: Eine Distanz zum eigenen Unternehmen schließe Leidenschaft nicht aus – zumindest so lange man im Unternehmen sei. „Danach musst du lernen, die Dinge zu vergessen“, sagt er. „Ich bin nicht in mein Produkt oder Unternehmen verliebt. Mein Job ist es, das Geld und den Wert, der in das Unternehmen investiert wurde, zu maximieren. Das habe ich bei Fayteq gemacht.“

Wir hätten gerne aufgeschrieben, wie der Fayteq-Gründer zu den Datenpannen der vergangenen Jahre bei Facebook steht und welche Erfahrungen er während der Exit-Verhandlungen gemacht hat. Münnich wollte sich dazu jedoch gegenüber Gründerszene nicht offiziell äußern.

Bild: Elisabeth Neuhaus / Gründerszene