Dieser Mann ist jetzt um mehrere Millionen reicher: Finanzcheck-Gründer Moritz Thiele.
Mann mit Millionen-Exit: Finanzcheck-Gründer Moritz Thiele

285 Millionen Euro. Für diese Summe hat Moritz Thiele gerade sein Startup Finanzcheck an die Münchner Firma Scout24 verkauft. Nach nur sechs Jahren hat er einen Exit hingelegt, von dem wohl viele Gründer träumen. 

Gestartet ist das Online-Kreditvergleichsportal 2012, inzwischen ist das Team auf 265 Mitarbeiter angewachsen. Investoren, darunter die Wagniskapitalgeber Truventuro, Acton Capital und Btov Partners sowie der Oldenburger Verlag NWZ beteiligten sich im Laufe der Jahre mit insgesamt 46 Millionen Euro an dem Hamburger Startup. 

Jetzt wurde Finanzcheck für eine wesentlich höhere Summe verkauft. Mit dem Anteil, der ihm zuteil wird, könnte sich Thiele das durchschnittliche Jahresgehalt einer Führungsperson in seinem Alter – 52.000 Euro – etwa 1.000 Mal auszahlen. Er könnte sich also zurücklehnen. Das wolle er aber überhaupt nicht, sagt der 36-Jährige im Gespräch mit Gründerszene. Wie es jetzt stattdessen für ihn und Finanzcheck weitergeht: 

Moritz, du hast deine Firma gerade für 285 Millionen Euro verkauft. Was ist das für ein Gefühl?

Thiele überlegt acht Sekunden, bevor er seine Antwort gibt. Euphorie über den Millionen-Exit sucht man in seiner Stimme vergeblich, stattdessen antwortet er auf jede Frage überraschend nüchtern und konzentriert. 

Natürlich ist diese Zahl eine gute Bewertung. Im Endeffekt zeigt sie aber nur, dass wir eine Firma aufgebaut haben, in der auch andere einen sehr hohen Wert sehen. Das macht mich stolz. Ich bin überzeugt, es war der richtige Schritt zum richtigen Zeitpunkt.

War es eine schwierige Entscheidung, diesen Schritt zu gehen?

Wir waren in der komfortablen Situation, dass viele Parteien Interesse gezeigt haben, sich an uns zu beteiligen oder uns komplett zu übernehmen. Die Entscheidung für Scout24 war keine schwierige, sondern eine sehr leichte. Wir sehen starke Synergien und in Scout24 eine trotz ihrer Größe sehr dynamische, zukunftsorientierte und erfolgreiche Firma.

Wie viel Geld bekommst du?

Sagen wir so: Mein Anteil an der Firma war noch über 20 Prozent.

Was machst du jetzt mit dem Geld?

Da ich der Firma noch viele Jahre treu bleiben werde, wird sich nicht viel ändern. Aber ja, ich komme sicherlich zurecht.

Bleibst du auch langfristig CEO?

Ich habe mich ganz klar committed, noch einige Jahre CEO dieser Firma zu bleiben.

Kam dir angesichts dieser Summe nicht der Gedanke, ganz mit dem Arbeiten aufzuhören?

Ich glaube, was einen Menschen an der Arbeit befriedigt, ist ihr Sinn und nicht die Summe, die dabei rauskommt. Zu monetärem Erfolg sagt natürlich niemand nein, aber er darf nie der Grund sein, ein Unternehmen zu gründen. Ich zumindest kann mir nicht vorstellen, in zehn Jahren nicht mehr zu arbeiten. Mich treibt es an, Dinge besser zu machen als sie sind und das wird sich jetzt auch nicht ändern. Ich könnte mir sogar sehr gut vorstellen, dass ich auch in zehn Jahren noch bei Finanzcheck bin. Wer weiß das schon?

Was ändert sich für Finanzcheck nach der Übernahme?

Eine unserer ganz wichtigen Voraussetzungen war, dass wir ein Standalone bleiben. Wir hatten kein Interesse, uns in einen großen Konzern integrieren zu müssen. Das bin einfach nicht ich. Scout24 hat kein Interesse, uns zu integrieren. Sie wollen sogar, dass wir eine eigenständige Firma bleiben.

Scout24 hat einen Kredit aufgenommen, um Finanzcheck zu kaufen. Jetzt sollt ihr noch in diesem Jahr zwölf Millionen Euro zum Umsatz beitragen. Wie groß ist der Druck?

Wir gehen davon aus, dass die Transaktion Ende Q3 vonstatten gegangen ist. Sprich, wir zählen im Q4 zum Umsatz von Scout24. Zwölf Millionen würden wir auch ohne sie in Q4 umsetzen. Daher bin ich sehr optimistisch, dass wir unsere Ziele gemeinsam spielend erreichen werden.

Werden alle eure 265 Angestellten übernommen?

Dieser Mann ist jetzt um mehrere Millionen reicher: Finanzcheck-Gründer Moritz Thiele.
Mann mit Millionen-Exit: Finanzcheck-Gründer Moritz Thiele

Werden alle eure 265 Angestellten übernommen?

Die Firma bleibt, wie sie ist. Wir haben sogar großen Bedarf an neuen Mitarbeitern.

Waren eure Mitarbeiter am Unternehmen beteiligt?

Gewisse Personen aus dem Management haben sich zum Teil in die Firma eingekauft und jetzt entsprechend finanziell partizipiert.

Hat der Rest des Teams denn auch etwas von der Mega-Summe?

Wir werden ein großartiges Sommerfest feiern, kombiniert mit der Closing-Party. Ich glaube, wenige Firmen feiern so großartige Partys wie wir. Außerdem ist unser zukünftiges Wachstum mehr als gesichert. Davon profitiert auch jeder Mitarbeiter.

Schwingt beim Exit auch Traurigkeit mit? Das Startup, das du aufgebaut hast, gehört jetzt nicht mehr dir.

Traurigkeit ist das falsche Wort, aber der Exit hat definitiv etwas in mir ausgelöst. Wenn man ein Unternehmen aufbaut und dort relevant beteiligt ist, kann man nicht sagen, „wenn mir das irgendwann nicht mehr gefällt, gehe ich woanders hin“. Wenn man ein Unternehmen gründet, muss man zu diesem Unternehmen stehen. Jetzt bin ich zum ersten Mal nicht mehr Gesellschafter und weiß, dass irgendwann der Zeitpunkt kommen kann, an dem ich dieses Schiff verlasse. Das ist eine emotionale Herausforderung, die Vor- und Nachteile hat und über die ich mir noch kein klares Bild gemacht habe.

Wie bist du eigentlich 2012 auf die Idee gekommen, Finanzcheck zu gründen?

Ich habe eine zeitlang Banken und Versicherungen beraten, wie sie im Internet Kunden einkaufen. Die haben aber alle nicht umgesetzt, was ich ihnen erklärt habe. Das hat mich nicht besonders befriedigt. Dann habe ich mir gedacht, ich muss selbst in die Wertschöpfungskette reingehen. Daraus ist 2012 der Kreditvergleich entstanden. Der Anfang war schwer: Mit großen Banken Verträge abzuschließen, ohne Geschäft liefern zu können, ist ein typisches Henne-Ei-Problem. Aber wir haben es hinbekommen.

Hast du damals mit einem Millionen-Exit gerechnet?

Geld war nie mein primäres Ziel. Allerdings muss der Exit natürlich irgendwo auf der Agenda stehen, denn die Investoren wollen ja irgendwann einen Return auf ihr Geld haben. Wichtig ist, dass sie keinen Druck machen weil sie kurzfristig aussteigen wollen, denn dann musst du verkaufen, auch wenn der Zeitpunkt vielleicht gar nicht der richtige ist. Ich habe deswegen immer sehr darauf geachtet, Investoren zu gewinnen, die auch langfristig denken und investieren können. Zudem war mir immer wichtig, dass es auf persönlicher Ebene passt. Das Leben ist zu kurz, um mit Arschlöchern zusammenzuarbeiten.

Deine Investoren dürften sich jetzt gefreut haben.

Die sind sehr happy. Für den ein oder anderen Investor ist das ein Exit, wie er ihn bis dato noch nicht in den Büchern hatte.

Der Meilenstein „Exit“ ist erreicht. Was ist dein nächstes Ziel?

Für diese Frage ist es noch ein bisschen zu früh. Ich lasse gerade alles auf mich zukommen. Das Scout24-Team wird jetzt erstmal auf das Finanzcheck-Team treffen, und dann lernen wir uns gegenseitig kennen und schauen, was wir gemeinsam erreichen können.

Bilder: Finanzcheck