Das Joonko-Managment mit Eric Lange, Carolin Gabor und Andreas Schroeter (v.l.)

Eigentlich wollte der Company Builder Finleap mit seiner Vergleichsplattform Joonko im Frühjahr richtig loslegen – doch dann störte die Corona-Pandemie die Pläne. Das Neugeschäft für das erste Produkt, einen Vergleich für Kfz-Versicherungen, lief nur noch schleppend, weil Autohäuser und Zulassungsstellen geschlossen blieben. Einen Teil des Teams musste Joonko in Kurzarbeit schicken.

Dieser Artikel ist heute Morgen zuerst auf dem Finanzportal Finance Forward erschienen. Hier geht’s zu den Kollegen.

Joonkos Vorhaben ist ambitioniert: Das junge Unternehmen will der mächtigen Vergleichsplattform Check24 Konkurrenz machen, schon zum Start erhielt es Millionen von der großen chinesischen Versicherung Ping An. Durch mehr Transparenz bei den Produkten und einer einfacheren Bedienung versucht Joonko, bei seinen Kunden zu punkten.

Man sei „sehr zufrieden mit der Resonanz“ seit dem Start im Herbst, teilt eine Sprecherin nun mit – genaue Zahlen nennt das Fintech allerdings nicht. Dafür gibt es Finance Forward Einblick in seinen nächsten Entwicklungsschritt: Joonko nimmt sich ein neues Produktsegment vor. Ein Kreditvergleich ist in die Beta-Phase gestartet.

Der Markt ist bereits hart umkämpft. Digital-Player wie Finanzcheck, Smava oder Check24 versuchen teilweise sogar mit negativen Zinsangeboten Kunden anzulocken. Das zeigt, wie schwierig es ist, aktuell Kunden für einen Kredit zu gewinnen.

Die anderen Vergleichsplattformen leiten die Kunden an Banken weiter und erhalten dafür eine Provision. Ob die Kunden am Ende das niedrige Zinsangebot bekommen, entscheidet sich erst später – es hängt von ihrer Bonität ab. Teilweise können damit auch negative Auswirkungen auf den eigenen Schufa-Score verbunden sein, wie Finance Forward am Beispiel von Smava berichtete.

Das Versprechen: keine Lockangebote

Joonko geht einen anderen Weg. Die Kunden müssen für die Anfrage eines Kredits ihr Gehaltskonto verbinden. Das funktioniert mit dem Service der Banking-Plattform Fintecsystems. Die Idee: Joonko analysiert erst das Bankkonto der Nutzer und kann dann direkt verbindliche Kreditvorschläge machen. Aus Kundenperspektive hat das den Vorteil, dass man sich nicht mit Lockangeboten herumschlagen muss. Das Unternehmen verspricht ferner keine „lästigen Anrufe, SMS und Emails, die den Nutzer zum Abschluss eines Kredits drängen“. Bei der Konkurrenz wird ebenfalls mit dem sogenannten Kontoblick gearbeitet, allerdings erst später im Anmeldeprozess – und eine Bedingung für den Kredit ist die Verknüpfung des Girokontos ebenfalls nicht.

Zum Start sind drei Banken auf der Plattform: Consors Finanz von der BNP Paribas, die SWK Bank sowie die Solarisbank, bei der es sich ebenfalls um ein Finleap-Startup handelt. Weitere sollen in Kürze folgen.

Für ein Vergleichsangebot ist das noch relativ wenig. Entscheidend wird sein, wie restriktiv die Banken bei der Kreditvergabe vorgehen. Wenn zu viele potentielle Kunden gar kein oder nur ein vergleichsweise schlechtes Angebot erhalten, werden sie im Zweifel schnell zu einer anderen Plattform wechseln. Die Hürde, dem Fintech einen Zugriff auf das Konto zu gewähren, ist ebenfalls hoch. Viele Nutzer dürfte dies abschrecken, eine entsprechend hohe Absprungrate könnte die Folge sein.

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Großes Vorbild aus den USA

Das Prinzip von Joonko ähnelt dem des Startups Bonify, das eine Kreditvermittlung nach diesem Prinzip anbietet. Bekannte Investoren wie Ribbit und Index Ventures sind bei dem Berliner Fintech investiert. Erst Mitte Juli hat Bonify sein Kapital wieder erhöht, was auf eine anstehende Finanzierungsrunde hindeutet.

Großes internationales Vorbild ist Credit Karma, das in den USA die Bonitätsdaten seiner Nutzer analysiert und ihnen Informationen und Angebote weiterleitet. Vor der Coronakrise kaufte das Software-Unternehmen Intuit den Anbieter für 7,1 Milliarden Dollar.

In Zukunft sollen bei Joonko noch weitere Finanzprodukte auf die Plattform kommen. Dazu zählen beispielsweise Hausrat- und Rechtsschutzversicherungen. Für die Kfz-Policen beginnt bald die heiße Phase: Bis Ende November ist die Wechselsaison für das kommende Jahr. Um das Wachstum zu beschleunigen, hat das Unternehmen gerade eine Vertriebspartnerschaft mit der Zeitschrift Auto Bild geschlossen, wie Chefin Carolin Gabor vor wenigen Tagen auf Linkedin verkündete. Die Zahlen des ersten vollen Jahres sind die Bewährungsprobe für das junge Unternehmen.

Dieser Artikel erschien zuerst bei Finance Forward.
Bild: Joonko