Carolin Gabor leitet das neue Finleap-Venture Joonko.
Carolin Gabor leitet das neue Finleap-Venture Joonko.

Der Berliner Fintech-Inkubator Finleap macht Ernst mit seinen Plänen, das Münchner Vergleichsportal Check24 mit einer eigenen B2C-Plattform für Finanzprodukte anzugreifen. Nach Informationen von Finanz-Szene.de ist die Website gestern unter www.joonko.de live gegangen.

Fürs erste können Interessenten dort allerdings nur ihre E-Mail-Adresse hinterlassen. Der eigentliche Launch ist für das vierte Quartal geplant. „Dann werden die Nutzer zunächst Kfz-Policen vergleichen können, bevor wir unser Angebote im kommenden Jahr um weitere Versicherungs- sowie um Bankprodukte erweitern werden“, so Finleap-Managerin Carolin Gabor im Interview mit Finanz-Szene.de. Es ist das erste Mal überhaupt, dass sich der Company Builder zu dem Projekt äußert.

Gründerszene und Finanz-Szene.de hatten die ambitionierten Pläne, die mit Investitionen in deutlich zweistelliger Millionenhöhe einhergehen dürften, im Frühjahr publik gemacht. Damals firmierte das Projekt intern noch unter dem Arbeitstitel Betterchange, der Name Joonko wurde erst kürzlich festgelegt.

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„Joonko ist angelehnt an die japanische Bergsteigerin Junko Tabei, die 1975 als erste Frau den Mount Everest bestiegen hatte“, sagte Gabor. „Dass eine Frau den höchsten Berg der Welt erklimmt, widersprach den damals gängigen Konventionen. Genauso wollen auch wir nun vermeintliche Gesetzmäßigkeiten durchbrechen – etwa die, dass manche Finanzprodukte angeblich zu komplex für den digitalen Vertrieb sind.“ Dass Finleap das „u“ durch ein doppeltes „o“ ersetzt, habe damit zu tun, dass das „Doppel-o“ in der Internetbranche positiv besetzt sei („Google“, „Facebook“) und der Name internationalisierbar sei, so Gabor. 

Gründerszene und Finanz-Szene hatten im Mai berichtet, dass Finleap den Check24-Rivalen in Kooperation mit dem chinesischen Versicherungsriesen Ping An (der seit Ende 2018 auch Großinvestor bei Finleap ist) aufsetzen wolle. Zudem sollen nach unseren Informationen auch deutsche Versicherer in das Projekt involviert sein. Gabor sagte im Interview lediglich, „dass Joonko ein Kooperationsprojekt ist“, wer genau die Partner sind, wollte sie noch nicht verraten.

Dagegen bestätigte die Managerin unsere Informationen, wonach sie selbst die Führung des neuen Unternehmens übernehmen werde. Dieser Schritt liegt auch insofern nahe, als Gabor die ehemalige Chefin von Toptarif ist, einem frühen Check24-Konkurrenten, der 2014 vom Heidelberger Vergleichsportal Verivox geschluckt wurde. Ihren Job bei Finleap, wo sie noch als Chief Commercial Officer firmiert, wird Gabor dafür ruhen lassen.

Banken und Versicherer sollen für Joonko zahlen 

Das Geschäftsmodell von Joonko wird dem von Check24, Verivox und anderer Internet-Vergleiche ähneln: Nicht der Nutzer zahlt für das Angebot – sondern Banken und Versicherer, die für den Vertrieb ihrer Produkte entsprechende Provisionen berappen sollen. Dennoch werde „Joonko“ mit der „‚Günstiger ist besser‘-Logik vieler bestehender Vergleichsportale brechen“, sagte Gabor. „Uns geht es nicht unbedingt darum, dem Kunden das scheinbar billigste Produkt zu empfehlen – sondern das, dass am besten zu seinen Bedürfnissen passt.“ Darüber hinaus werde sich „Joonko“ auch „durch eine sehr relevante Marktabdeckung und eine neue Form der Customer Journey“ auszeichnen.

Tatsächlich dürfte der Erfolg von Joonko davon abhängen, ob es Finleap wirklich gelingt, Banken und Versicherer auf seine Seite zu ziehen und eine Plattform zu bauen, die sich entscheidend von Check24 abhebt. Denn: Eine Marketingschlacht gegen die Münchner wird sich zu vertretbaren Kosten kaum gewinnen lassen (und übrigens: Ein klarer Produkt-USP ist auch insofern unerlässlich, als sich jeder Anbieter im Vergleichsmarkt zumindest latent der Gefahr aussetzt, von Google plattgemacht zu werden).

Zur Schärfung des Produktprofils hat Finleap zwei ausgewiesene Experten für das Managementteam von Joonko gewonnen. Nämlich den ehemaligen Chief Product Officer von Delivery Hero, Eric Lange, sowie den Gründer des Sprachportals Bab.la, Andreas Schroeter.

Bild: Boris Breuer