Flipboard-CEO Mike McCue
Flipboard-CEO Mike McCue bringt einen mit KI personalisierten Nachrichten-Feed auf den deutschsprachigen Markt.

Die News-Plattform Flipboard bietet ihren Nutzern in Deutschland, Österreich und der Schweiz künftig einen personalisierten Nachrichten-Feed an. Möglich macht dies die neue Themen-Engine, die in den USA entwickelt wurde und nun auch in deutscher Sprache existiert. Sie ermöglicht eine Machine-Learning-gestützte Themenanalyse.

Die von Künstlicher Intelligenz (KI) unterstützte Themen-Engine analysiert jeden Artikel, der auf Flipboard geteilt wird – egal ob er von Nutzern, der Flipboard-Redaktion oder den Medienpartnern stammt. Algorithmen gliedern die Inhalte in Hunderte von Themen und Unterthemen. Nutzer abonnieren diese Topics und finden dann fast handverlesene Geschichten zu ihren Interessen.

Gründer und CEO Mike McCue zeigt das neue Angebot bei einem Besuch in der Gründerszene-Redaktion: „Ich habe hier zum Beispiel den Technology-Feed für mein Business, den ich mit Sub-Topics wie Kryptowährungen, Startups, Durchbrüche, Wagniskapital, weiter personalisiert habe. Dann interessiere ich mich für Klettern in den Alpen und für Fotografie. Deshalb habe ich hier zum Beispiel einen Feed für Abenteuerreisen und einen für Leica-Kameras“, sagt er und scrollt durch das Themenangebot – eine bunte Mischung aus Magazinartikeln, dazwischen eingestreut einige Tweets. 

„Tech-Unternehmen mit den Werten eines Medienhauses“

Zum Start der neuen Funktion hat Flipboard Partnerschaften mit Verlagen und Marken in Deutschland geschlossen: Darunter sind Publikationen wie Zeit Online, Focus Online, Brigitte, Tagesspiegel und Horizont. Das deutschsprachige Nachrichtenangebot umfasst insgesamt 1800 Quellen.

Wird die Nachrichtenplattform durch KI zu einem Technologieunternehmen? „Wir sind ein Tech-Unternehmen mit den Werten eines Medienhauses“, entgegnet Mike McCue. „Wir schaffen keinen Content. Wir wollen Leser informieren.“

Das letzte Wort bei der Auswahl der Inhalte behalten die Menschen – im Interesse der Wahrhaftigkeit. Der Gründer erklärt den Grund: „Der Algorithmus erkennt, dass ein Artikel von Donald Trump handelt“, sagt McCue. „Er versteht aber nicht, ob die Nachricht wahr oder falsch ist. Es gibt keinen Algorithmus für Wahrheit.“

„Guter Content und gute Werbung passen nahtlos zusammen“

Überhaupt sieht sich das Unternehmen gut gegen Falschmeldungen gerüstet. „Wir rekrutieren nur Quellen, die einen bestimmte Qualitätsstandard erfüllen“, sagt der Gründer. „Unsere Redaktion sieht sich dann diese Medien an.“ Fake News seien deshalb kein Thema.

Das Zusammenspiel mit den Medienpartnern sieht McCue als symbiotisches Modell. Seine Plattform bringe „qualitativ wertvollen Traffic auf die Seiten der Medienpartner“, sagt er. Sie könnten diesen komplett monetarisieren. Im Gegenzug behält er komplett die Einnahmen aus der in den Feed eingestreuten Werbung.

„Wir haben vom ersten Tag an die Strategie verfolgt, dass guter Content und gute Werbung nahtlos zusammenpassen“, sagt McCue. Ihn inspirierten Magazine. „Dort ist Werbung Teil der Nutzer-Erfahrung. Wir glauben an dieses Modell.“ Die neue Engine soll dieses Konzept optimieren und KI-optimierte personalisierte Werbung ausspielen.

Der Flipboard-Chef sieht in Premium Content ein Zukunftsmodell und glaubt, dass seine Plattform von bezahlten Inhalten profitieren wird. „Wir haben das mit der New York Times, der Financial Times und dem Wall Street Journal begonnen. Abonnenten geben ihre Anmeldedaten ein und lesen ihren Premium Content auf Flipboard.“ Das sei ein großer Vorteil für die Verlage.

Flipboard will 2019 profitabel sein

Flipboard greift beim Start der Themen-Engine im deutschsprachigen Raums auf Erfahrungen in Frankreich zurück, wo dieses Angebot bereits im November 2017 gestartet wurde. Die Zahl der gelesenen Artikel sei dort um 146 Prozent gestiegen, sagt McCue stolz.

Das mit insgesamt 210 Millionen Dollar Wagniskapital ausgestattete Unternehmen will vom nächsten Jahr an (2019) profitabel wirtschaften. Es unterscheidet sich von Tech-Firmen, die erst schnell wachsen und dann Geld verdienen wollen.

Im Juni 2012 stellte Flipboard erstmals eine deutschsprachige Ausgabe seines Content Guides vor, der eine manuell kuratierte Auswahl an lokalen Newsfeeds zu Themen wie Technologie, Sport, Auto, Promi und Fashion präsentierte. 27 Prozent der Gesamtleserschaft von Flipboard stammen aus Europa. In Deutschland ist das Unternehmen in den letzten sechs Monaten um über 16 Prozent gewachsen.

Angefangen hat Flipboard 2010 als „Social Magazine“. Diesen Begriff will der Gründer heute so nicht stehen lassen. „Es ist für Startups schwer zu beschreiben, wer man ist und was man macht. Es ist wie beim Erwachsenwerden. Das dauert Jahre.“ Heute sieht er sein Unternehmen eher als interessengetrieben denn als social. „Unsere Mission ist, die Welt zu informieren und zu inspirieren.“

Bild: Flipboard