Hedoine-Gründerinnen Alex Tymann (rechts) und Anna Rauch.

Wie geht es eigentlich der deutschen Startup-Szene nach Monaten der Krise? Diese Frage lässt sich natürlich nicht pauschal beantworten, jedes Unternehmen musste in den vergangenen Wochen andere Herausforderungen bewältigen. Einige wuchsen so schnell wie noch nie, andere fürchteten täglich die Pleite.

Um zu erfahren, wie es einzelnen Startups derzeit geht, haben wir in der Gründerszene-Redaktion einen Fragebogen erarbeitet. Auch Alex Tymann, die deutsche Gründerin des Strumpfhosen-Startups Hedoine mit Sitz in London, hat unsere Fragen beantwortet. Seit dem Start Anfang 2019 hat Hedoine nach eigenen Angaben Strumpfhosen an mehr als 20.000 Kundinnen verkauft. Den bisherigen Umsatz des Unternehmens beziffert Tymann auf fast siebenstellig. Acht Personen arbeiten aktuell für das Startup.

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Alex, welche Auswirkungen hatte und hat die Corona-Krise für Hedoine?

Wir haben im April und Mai einen Bruchteil unserer normalen Umsätze gesehen und entsprechend mit Maßnahmen reagiert. Wir sind eine online Direct-to-Consumer–Brand, verkaufen also direkt über unseren Onlineshop an die Kundinnen. Daher haben wir alle Online-Anzeigen eingestellt, den Großteil unseres Teams in Kurzarbeit geschickt und unser Büro in London vorzeitig kündigen können.

Waren oder sind eure Angestellten in Kurzarbeit? Wenn ja: Wie viele und bis wann?

Wir haben den Großteil des Teams im April in Kurzarbeit geschickt – bis voraussichtlich August.

Musstet ihr möglicherweise dennoch Teammitglieder entlassen?

Glücklicherweise nicht.

Arbeiten eure Angestellten noch im Homeoffice? 

Wir haben uns entschieden, für die nächsten acht bis zwölf Monate ganz auf ein Büro zu verzichten. Stattdessen werden wir uns in regelmäßigen Abständen treffen, beispielsweise tageweise im einem Coworking Space. Oder für werden für mehrere Tage zusammen verreisen und auf diese Weise Arbeit, Teambuilding und das Erkunden der Umgebung um London herum kombinieren.

Welche Tools und Tricks haben eurem Team in den vergangenen Wochen geholfen?

Zunächst haben wir sichergestellt, dass es dem Team gut geht und uns frühzeitig intensiv mit Covid-19 beschäftigt. Wir haben uns kontinuierlich auf offiziellen Seiten verschiedener Länder und über andere Quellen informiert. Dann haben wir noch alle ins Homeoffice geschickt, bevor der Lockdown in England ausgesprochen war. Ich habe sehr früh einen neuen Businessplan und verschiedene Szenarien gerechnet und mich mit der neuen Situation vertraut gemacht.

Meine Co-Gründerin und ich haben mindestens ein Mal pro Woche über den Businessplan und die finanzielle Planung gesprochen und bei neuen Erkenntnissen adjustiert. So waren wir jederzeit „on top of our numbers“, wie man so schön sagt. Deshalb konnten wir mit einem kühlen Kopf Entscheidungen treffen und die richtigen Maßnahmen einleiten – sowohl in Bezug auf Kosteneinsparungen als auch auf strategische Anpassungen bis hin zu neuen Produkten, die im Herbst launchen. Wir haben sogar eine große Finanzierungsrunde abgeschlossen, die nicht an staatliche Hilfspakete geknüpft war. Durch weiteres Interesse erweitern wir diese aktuell noch.

Viele Menschen haben durch die Veränderungen in den vergangenen Wochen persönliche Krisen erlebt. Wie seid ihr als Führungskräfte damit umgegangen?

Glücklicherweise haben wir das im Team nicht erlebt und soweit geht es allen sehr gut.

Bild: Hedoine