Die Hoffnung der Investoren liegt auf Freeletics-CEO Daniel Sobhani.
Die Hoffnung der Investoren liegt auf Freeletics-CEO Daniel Sobhani.

Bislang war Freeletics eine Ausnahme in der deutschen Startup-Szene. Ohne fremde Investoren entwickelte das Fitness-Startup eine App, die mittlerweile 30 Millionen Nutzer zählt. Von Anfang an erwirtschaftete das Unternehmen Gewinne. Die meisten Tech-Startups schaffen es nur mit der Hilfe von Investorengeldern in diese Dimensionen.

Vor wenigen Tagen wurde nun bekannt, dass eine Gruppe von US-Investoren die drei Gründer rauskauft und Millionen Euro in das weitere Wachstum des Unternehmens steckt. Daniel Sobhani, der Freeletics bereits 2014 von den Gründern übernommen hat, wird CEO bleiben. Vier Investoren übernehmen die Board-Sitze der Gründer. Die neuen Geldgeber haben große Pläne für das Startup: „Sie erwarten, dass Freeletics das Geschäft verzehnfacht“, sagt Sobhani. 

Im Interview spricht er darüber, wie er die Fitness-App umbauen will – und welche Rolle die Kleidungsmarke von Freeletics dabei spielt. Über Geschäfts- und Nutzerzahlen redet er dagegen nicht so gerne.

Daniel, seit mehr als einem Jahr sucht ihr nach einem Investor oder Käufer. Habt ihr erwartet, dass es so lange dauert?

Es gab viele Interessenten. Doch es war schwierig einen Investor zu finden, mit dem wir als Firma zukünftig eigenständig wachsen können, der die Anteile der Gründer kauft und bei dem das finanzielle Angebot stimmt. Dies haben wir jetzt geschafft. Wir hatten zu keinem Zeitpunkt Druck zu verkaufen, weil wir weiter profitabel arbeiten. 2018 läuft, was das Wachstum angeht, gut.

Ihr habt euch für mehrere US-Investoren aus dem Sportbereich entschieden, die einen hohen zweistelligen Millionen-Betrag investiert haben. Sie halten künftig die Mehrheit. Wie werden die Geldgeber Einfluss auf das Geschäft nehmen?

Ich bleibe weiterhin alleiniger CEO, operativ wird sich nichts ändern. Allerdings verlassen die Gründer das Board, das künftig aus mehreren unserer Investoren besteht. Anspruchsvoll war es natürlich schon immer. Aber es wird natürlich ein Unterschied sein, ob ich dort mit den Gründern zu tun habe, wo wir uns schon so lange kennen und eingespielt sind – oder mit sehr erfahrenen Investoren, die gerade viel Geld in das Unternehmen gesteckt haben. Sie erwarten, dass Freeletics das Geschäft verzehnfacht. Das ist ein Anspruch, der mich auch auf das nächste Level bringt.

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Wie könnt ihr von euren neuen Geldgebern ganz konkret profitieren?

Zum einen sind die Investoren tief in der Medienszene verwurzelt und können uns so zu einer größeren Bekanntheit verhelfen. Zum anderen haben sie enge Kontakte zu bekannten Sportclubs. Für unsere Marktdurchdringung und Produktentwicklung kann es sehr spannend sein, mit den Clubs und Athleten zusammenzuarbeiten.

Welche Bedeutung hat der US-Markt für Freeletics?

Wir haben keine Pläne unseren Hauptsitz aus München zu verlagern. Was wir uns vorstellen können, ist, mittelfristig weitere Standorte zu eröffnen, zum Beispiel in den USA. Wir wachsen überall sehr stark, aber die USA sind – trotz der Konkurrenz – der Markt mit unserem stärksten Neukundenwachstum.

Aktuell bietet ihr die Fitness-Apps Bodyweight, Gym, Running und einen Ernährungsberater an. Wie soll sich das Produkt weiterentwickeln?

In der nächsten Zeit wird es einige große Veränderungen geben. Aus den verschiedenen Freeletics-Trainings-Apps soll eine Plattform entstehen, ein Netflix für anspruchsvolles Training. Innerhalb der Fitnessplattform können die Nutzer aus einem Portfolio an personalisierten Trainingsplänen wählen, welches kontinuierlich angepasst und erweitert wird.

Verkauf nach fünf Jahren Bootstrapping – die Freeletics-Erfolgsgeschichte in Bildern

Wie kann man sich das vorstellen?

Die Nutzer können allgemeine Ziele formulieren, wie Abnehmen, Muskelaufbau oder Ausdauertraining. Sie wählen dann aus, ob sie dies nur mit Körperkraft, in einem Fitness-Studio, mit Laufen – oder einer Kombination daraus erreichen wollen. Es lassen sich aber auch ganz konkrete Trainingsziele einstellen, wie potentiell ein Marathon oder Hindernislauf. Trainingsprogramme für einzelne Sportarten werden wir mittelfristig auch testen. Über die Plattform haben wir die Möglichkeit, in kurzen Abständen neue Produkte zu veröffentlichen. Die Ernährungs-App bleibt allerdings weiterhin eigenständig.

Im Bundesanzeiger steht, dass ihr 2016 einen Umsatz von 20 Millionen Euro gemacht habt. Wie hat sich das Geschäft 2017 und 2018 entwickelt?

Das sind Zahlen, die wir noch nicht kommunizieren. Dieses Jahr sind wir sehr zufrieden mit unserem Wachstum – und 2019 wird sogar nochmal deutlich stärker.

Und 2017?

Wir geben leider keine weiteren Details raus.

Vor zwei Jahren habt ihr eine Kleidungsmarke gestartet. Welche Bedeutung hat Freeletics Wear für das Geschäft?

Die Kleidungsmarke funktioniert gut. Wir haben den Anspruch, mehr als eine digitale App zu sein. Freeletics Wear hilft uns einen bestimmten Lifestyle zu vermitteln und auch etwas Greifbares zu haben. Mit dem Wachstumskapital wollen wir auch mittelfristig das Wear-Geschäft weiter aufbauen.

Zum Start gab es Kritik wegen zu teurer Preise der Kleidung. Laut Geschäftsbericht hat Freeletics Wear 2016 32.000 Euro zum Jahresergebnis beigetragen. Bei einer Million Gewinn klingt das erstmal nach wenig. Seid ihr zufrieden?

Das war ein gutes Ergebnis. Denn es zeigt, dass sich das Geschäft von Anfang von selbst trägt – und wir nicht zusätzlich rein investieren müssen, wenn wir dies nicht wollen.

Bild: Freeletics