Auf die Liste der größten Einhörner Europas haben es auch drei deutsche Startups geschafft

Wie krisenfest ist das europäische Startup-Ökosystem? In Zeiten von Corona, Kurzarbeit und ausbleibenden Umsätzen ist diese Frage wichtiger denn je. Die gute Nachricht: Es gibt Anzeichen, dass die Tech-Szene gut durch die Krise kommen wird. Zu diesem Schluss kommt zumindest die M&A-Beratung GP Bullhound in ihrem „Titans of Tech“-Report, der heute veröffentlicht wird. Dabei haben sich die Studienbetreiber vor allem auf die Entwicklung der europäischen Tech-Firmen bis Mitte Mai dieses Jahres fokussiert – und sich dabei stark an den Firmenbewertungen orientiert.

Aber erst einmal ein kleines Größen-Wörterbuch: Ein Unicorn (oder Einhorn), das dürfte den meisten bekannt sein, ist ein Unternehmen mit einer Bewertung von mehr als eine Milliarde Dollar. Noch eine Null dazu, und die Firma wird zum Decacorn, wurde bei der letzten Finanzierungsrunde von den Geldgebern also auf einen Wert von mehr als zehn Milliarden Dollar gehandelt. Darüber gibt es dann noch, zumindest in der Sprache des M&A-Beratung GP Bullhound, noch die Titanen – Unternehmen, deren Wert 50 Milliarden Dollar übersteigt.

Titanen und Decacorns bleiben in Europa ein Wunschtraum

Um es gleich vorweg zu nehmen: Titanen und Decacorns bleiben in Europa ein Wunschtraum, zumindest bei den Firmen, die sich noch in privater Hand befinden. An der Spitze der europäischen Top-20 findet sich mit einer Bewertung von sieben Millarden Dollar allerdings ein Anwärter auf die mittlere Kategorie: Das ursprünglich im rumänischen Bukarest gestartete UIPath hat sich seit der Gründung im Jahr 2005 mit seinem Angebot an Automatisierungsoftware zum Vorzeigestartup entwickelt.

Firmen wie der schwedische Zahlungsanbieter Klarna oder die britische Fintech-Hoffnung Revolut finden sich ebenso unter den 20 höchstbewerteten Startups in Europa. Und deutsche Firmen? Das Gebrauchtwagen-Startup Auto1 und das Fintech N26 belegen die Plätze 7 und 8. Auch Celonis hat es in die Liste der wertvollsten Unternehmen geschafft. Das Münchener Firmensoftware-Startup belegt Platz 17.

Börsennotierte Unternehmen mit hohen Bewertungen

Und wie schaut es bei börsennotierten Unternehmen aus? Hier liegen die Firmenwerte deutlich höher, und hier finden sich zumindest auch einige Decacorns: Angeführt vom niederländischen Payment-Primus Adyen liegen die Bewertungen hier jenseits der Zehn-Milliarden-Grenze. Noch deutlich höher schaffen es allerdings nur Adyen mit rund 32 Milliarden Dollar und Spotify mit etwa 28 Milliarden Dollar. Der aus Berlin stammende Lieferdienst-Vermittler Delivery Hero liegt mit etwa 18 Milliarden Dollar auf Platz 3. Zalando, Teamviewer und Hellofresh spielen hier auch in der ersten Liga mit.

Soweit also die Bestandsaufnahme. Was die Analysten von GP Bullhound auch für die Zukunft positiv stimmt, ist die breite und vielfältige Verfügbarkeit von VC-Kapital in Europa. Hinzu komme, dass die hiesigen Investoren auch weiterhin nicht vor hohen Investitionen scheuen – eine Beobachtung, die sich mit Blick auf die Nachrichtenlage der letzten Wochen bestätigen lässt. Die Gesamtfinanzierungslage liege trotz Krise bislang auf dem Niveau des Vorjahres.

Bild: Getty Images / John Keeble