Der schwäbische Software-Anbieter Teamviewer hat bei seinem milliardenschweren Börsengang mit Gegenwind zu kämpfen. Der erste Kurs an der Frankfurter Börse lag am Mittwoch mit 26,25 Euro noch auf dem Niveau, zu dem die 84 Millionen Papiere ausgegeben worden waren. Dann bröckelte die Aktie um bis zu fünf Prozent ab und fiel zeitweise bis auf 24,80 Euro

Davon ließen sich die 300 Mitarbeiter, die mit Firmenchef Oliver Steil das Parkett füllten, nicht stören. Sie jubelten und läuteten kleine Börsenglöckchen, als der erste Kurs verkündet wurde, und führten einstudierte Tänzchen auf. „Ich bin sehr, sehr stolz“, sagte Steil, den der Finanzinvestor Permira Anfang 2018 eingesetzt hatte. „Wir haben eine große Zukunft vor uns.“

Größter Börsengang in Europa in diesem Jahr

Teamviewer ist mit einem Emissionserlös von 2,21 Milliarden Euro der bislang größte Börsengang in Europa in diesem Jahr. Weltweit waren nur vier Neuemissionen größer, darunter die Fahr-Dienstleister Uber (8,1 Milliarden Dollar) und Lyft. In Deutschland ist Teamviewer die größte Emission eines Software-Unternehmens überhaupt. SAP hatte 1988 bei seinem Börsendebüt Aktien für gerade 900 Millionen Mark an den Mann gebracht.

Die Einnahmen aus dem Börsengang gehen vollständig an Permira, Teamviewer selbst ist profitabel und braucht kein Geld. Der Finanzinvestor hatte vor fünf Jahren 870 Millionen Euro für das gesamte Unternehmen gezahlt. Seither hat sich der Unternehmenswert auf 5,25 Milliarden Euro mehr als versechsfacht. Analysten halten die Bewertung für vergleichsweise hoch. „Chapeau“, sagte Permira-Deutschland-Chef Jörg Rockenhäuser an die Adresse von Teamviewer. „Wir werden ein großer Investor bleiben. Wir stehen zu euch an guten Tagen wie heute – und an nicht so guten Tagen.“ Permira hält künftig noch 58 Prozent an dem Software-Anbieter.

Mit Teamviewer lassen sich Computer verbinden, etwa zur Fernwartung, zur Fernsteuerung von Maschinen oder für Online-Konferenzen. Für 2019 erwartet das Unternehmen aus Göppingen mit 800 Mitarbeitern abgerechnete Umsätze von 310 bis 320 Millionen Euro, das wäre gut ein Drittel mehr als 2018.

Wie lief das Tech-Börsenjahr 2019 bis jetzt?

Markt für Börsengänge weltweit zäh

Dass Permira allein Kasse mache, nannte ein Händler als Grund für die skeptische Aufnahme an der Börse. Zudem gälten die Aktien als relativ teuer. „Daher lassen viele erstmal die Finger davon.“ Ein an dem Börsengang beteiligter Investmentbanker sagte, die Aktie leide unter den schwachen Vorgaben aus den USA. Dort sei der Index der US-Softwarefirmen am Dienstag um sechs Prozent gefallen. Die begleitenden Banken können in den ersten vier Wochen nach dem Börsendebüt den Kurs stützen, wenn er unter den Ausgabepreis fällt. An deutsche Adressen gingen nur zehn Prozent der Papiere, auch viele Technologie-Investoren aus Kalifornien hätten zugegriffen, hieß es in Finanzkreisen.

Der Markt für Börsengänge ist in diesem Jahr weltweit zäh. Das Emissionvolumen sank nach Daten der Unternehmensberatung EY um ein Viertel auf 114 Milliarden Dollar. „Derzeit wagen sich vor allem Technologie- oder Gesundheitsunternehmen aus der Deckung – für Kandidaten aus anderen Branchen ist die Situation hingegen schwierig“, sagte EY-Chef Hubert Barth. „Die Investoren sind wählerisch und sehr vorsichtig.“ Die Volkswagen-Nutzfahrzeug-Tochter Traton ist unter den weltgrößten Neuemissionen das einzige Industrieunternehmen. Im Herbst erwartet EY allerdings wieder mehr Börsengänge.

 

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