Wie viele Gründungen und Gründungsinteressierte gibt es eigentlich in Deutschland? Das ermittelt jedes Jahr der Gründerreport des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK). In diesem Jahr fällt besonders auf, dass durchaus viele Menschen Pläne haben, ein Unternehmen zu gründen. Am Ende scheuen sie aber doch davor zurück, den letzten, entscheidenden Schritt zu machen. Auch wegen der guten Konjunktur meiden laut den Zahlen vor allem Frauen das Risiko der Selbstständigkeit. Es gibt zu viele gute Jobs. Der Gründerreport liegt der Welt exklusiv vor,

9 Erkenntnisse aus dem Gründerreport

  1. Zu den Gründertagen der Kammer kamen 10 Prozent mehr Interessierte. Trotzdem sank die Zahl der Gründungen in 2017 um 2,7 Prozent auf insgesamt 185.913.
  2. Gründe dafür, dass Unternehmen nicht wie geplant zustande kommen, sind: unausgereifte Geschäftsideen mit schwammigen Vorstellungen über die künftige Kundengruppe, unfertige Produkte und überhöhte Umsatzerwartungen.
  3. Die Hürden für Unternehmensgründungen sind in Deutschland weiterhin hoch. Entscheidend: Die Arbeitslosigkeit ist auf einem Rekordtief, der Fachkräftemangel wächst. Die Chancen stehen gut, einen gut bezahlten Arbeitsplatz zu finden. Das bremst die Lust, ein eigenes Unternehmen zu gründen und unternehmerische Risiken auf sich zu nehmen.
  4. Es sind oft jüngere Menschen, die neue Geschäftsideen haben. Unter den Gründern ist meist die Altersgruppe zwischen 25 und 45 besonders aktiv. Aber genau diese Altersgruppe schrumpft in Deutschland.
  5. Ein Scheitern als Gründer und eine Insolvenz werden in Deutschland immer noch als persönliches Scheitern gesehen. Eine zweite Chance gibt es oft nicht.
  6. Die umfangreiche Bürokratie in Deutschland bremst den Schritt in die Selbstständigkeit.
  7. Es fehlt an Startkapital. Gründern in Deutschland steht deutlich weniger Risikokapital zur Verfügung als in vielen anderen Ländern. In den USA oder China könnten potenzielle Gründer auf zwanzigmal mehr Wachstumskapital für neue Unternehmen zurückgreifen. Auch im europäischen Vergleich stehe Deutschland schlecht da.
  8. Etwa jedes zweite Startup bemängelt die unübersichtliche Förderlandschaft mit komplizierten Antragswegen.
  9. Startups fehlt es am schnellem Internet. 92 Prozent der IHK-Experten sehen in flächendeckendem hochleistungsfähigem Internet eine essenzielle Voraussetzung, damit innovative Startups in ganz Deutschland entstehen und wachsen.

Nachdem der Streit um die Asylfrage in der großen Koalition nun endlich beigelegt scheint, ist vielleicht wieder etwas mehr Zeit, sich um die Wirtschaft der Zukunft zu kümmern. Die Bürokratie sollte eigentlich schon längst abgebaut sein, schnelles Internet ist uns für die kommenden Jahre versprochen worden. Auch eine Kultur des Scheiterns und die Bereitstellung von Start- oder Wachstumskapital ist immer wieder Thema in Sonntagsreden. Doch die Frage bleibt auch nach dem Gründerreport 2018 unbeantwortet: Wann werden diese Pläne endlich umgesetzt?

Foto: NamensnennungWeitergabe unter gleichen Bedingungen Bestimmte Rechte vorbehalten von Jan Persiel