Mark (links) und Martin Poreda gründeten 2007 die Job-Plattform Kununu – heute sind sie Bienen-Unternehmer

Es summt immer seltener. Und das ist nicht gut. Viele Bienenarten sind vom Aussterben bedroht, die schrumpfende Wildbienen- und Insektenpopulation könnte die Weltbevölkerung eines Tages vor Probleme stellen. Denn die kleinen Nutztierchen sind unerlässlich für die Landwirtschaft. Ein Großteil der global vertretenen Wild- und Kulturpflanzen ist auf ihre Bestäubung angewiesen. Pestizide und Monokulturen gefährden diese Beziehung.

Dieter Schimanski sieht für das Bienensterben noch eine andere Ursache: die Tatsache, dass Imkern wirtschaftlich unattraktiv ist. NGIN Food zeigt, welche Startups dennoch mit Bienen ihr Geld verdienen wollen – und warum sie diesen Weg gehen.

Schimanski selbst hat seine Erkenntnis nicht vom Gründen abgehalten. Der 53-jährige Gründer führt die Geschäfte beim Bremer Startup Bee-Rent. Er vermietet die Bienenstöcke von ausgebildeten Imkern an Privatpersonen und Firmen. Die Imker schauen regelmäßig nach ihren Völkern und ernten letztlich den Honig. Von der Miete der Kunden – monatlich zwischen 180 und 200 Euro – werden Startup und Imker bezahlt. Der Bienen-Mieter darf sich im Gegenzug über bis zu 54 Kilogramm Honig pro Jahr freuen.

Hype ums Handgemachte

Bee-Rent zählt etwa die Drogeriemarktkette dm zu seinen Mietern. Wie auch andere Startups profitiert das Unternehmen davon, dass der Schutz der Biene zum Statussymbol und Marketingthema geworden ist. So wollen Supermärkte wie Aldi und Edeka auf das Problem aufmerksam machen. Eine markante PR-Aktion startete der Lebensmittel-Discounter Penny im vergangenen Monat. Er hatte alle Produkte in einer Filiale bei Hannover aus den Regalen geräumt, die in der Produktionskette auf Bienen angewiesen sind. Die Botschaft: So sähe ein Supermarkt aus, wenn es keine Bienen mehr gäbe.

Auch in die Craft-Bewegung, die auf handgemachte und hochwertigere Lebensmittel statt auf Massen-Produkte setzt, passt Honig als klassisches Handwerksprodukt ausgezeichnet. Vielleicht steigt die Zahl der Imker in Deutschland auch deshalb seit 2011. Bienenstöcke – also von Menschen gehaltene Nutzbienen – gibt es weltweit ebenfalls wieder häufiger.

Für Nearbees aus München ist das ein Glücksfall: Der Online-Marktplatz bietet Imkern einen zusätzlichen Vertriebskanal, sie können ihren Honig darüber direkt verkaufen. Verschickt wird er in flexiblen Nachfüllbeuteln. Geld verdient Nearbees außerdem, indem es Firmen und Lebensmittelproduzenten mit Honig beliefert.

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Köpfe aus der Startupszene haben sich zum Teil schon vor einigen Jahren ins Bienen-Business begeben. Die ehemalige StudiVZ-Marketingmanagerin Annette Mueller tat das zum Beispiel 2010, als sie zusammen mit Jens-Michael Lehmann eine Imkergemeinschaft gründete und einen Onlineshop für Berliner Honig ins Leben rief. 

Auch in Österreichs Hauptstadt summt es: Die Brüder Mark und Martin Poreda wollen den Imker-Job von Wien aus digitalisieren. „Das beginnt bei der Vermittlung von Standorten für Bienenstöcke und geht bis hin zum Anschluss von Haushalten an Imker in der Nachbarschaft. Genauso haben Firmen und Landwirte Interesse daran, sich mit Imkern zu vernetzen“, so Martin Poreda. Vor fünf Jahren verkauften sie ihre Karriere-Plattform Kununu an Xing. Im Dezember gingen sie mit der Imker-Plattform Hektar Nektar online. 

Investment für Kununu-Bienen

Bislang richtet sich Hektar Nektar vor allem an Imker. Sie tauschen sich hier aus und bieten etwa Bienenschwärme zum Verkauf an. 1.800 Imker sowie 1.000 weitere Personen, sogenannte „Bienen-Freunde“, seien aktuell registriert, sagt Poreda. Schritt für Schritt wolle das Startup zudem Landwirte und Haushalte auf die Plattform holen. Firmen sollen darüber hinaus Partnerschaften mit lokalen Imkern abschließen können. Sie zahlen dann etwa für einzelne Bienenstöcke, die Hektar Nektar anschließend in speziellen Versandboxen zu Imkern transportiert. Mit dem Geld, das danach übrig bleibt, finanziert sich das Startup.

In den Bereichen Bienen-Logistik und Zusammenarbeit mit der Landwirtschaft positioniert sich parallel dazu BEEsharing aus Hamburg. Es will Imker mit Bauern vernetzen, sodass die Pflanzen auf deren Äckern bestäubt werden und die landwirtschaftlichen Erträge steigen.

Bei Hektar Nektar ist gerade der Deutsche Bauernverlag eingestiegen. 25 Prozent des Unternehmens gehören jetzt dem Verlag, der Geld und Medienetat investierte. Durch seine Publikationen versprechen sich die Poreda-Brüder, Imker, Hobbygärtner und Landwirte zu erreichen. Insgesamt erhielt Hektar Nektar eigenen Angaben zufolge eine sechsstellige Summe.

Viel Geld ist in den Bienen- und Honigmarkt von Investoren-Seite aber noch nicht geflossen. Das Segment ist noch klein und wird in naher Zukunft wohl vor allem von Unternehmen leben, die sich durch die Imker-Unterstützung ein gutes Gewissen und Geschichten für ihre CSR-Berichte einkaufen wollen. Trotzdem können schon kleine Schritte etwas ausrichten: Eine einzelne Biene kann pro Tag mehrere Tausend Blüten bestäuben. Ähnlich viel Staub wollen die Imker-Startups aufwirbeln. Konkurrenzdenken sei da eher zweitrangig, erklärt Martin Poreda: „Je mehr Startups sich kümmern, desto schöner.“

Bild: Hektar Nektar