Kein Lust auf Schraubenfrust? Mit Taskrabbit kann man sich bei Ikea in Zukunft beim Möbelkauf den Aufbauservice gleich dazu buchen.

Die Deutschen und ihr Billy-Regal, diese Liebe ist nicht nur ein Klischee. Fünf Milliarden Euro machte der Ikea-Konzern 2018 in Deutschland, wo er insgesamt 53 Läden betreibt. Mehr als überall sonst auf der Welt, in Schweden, dem Heimatland des Möbelhändlers, sind es nur 20. Deutschland und Ikea – „eine wundervolle Beziehung“, findet auch Stacy Brown-Philpot, CEO des US-Startups Taskrabbit, das vor zwei Jahren von dem schwedischen Konzern übernommen wurde.

Doch diese Beziehung ist komplizierter geworden, und das nicht nur in Deutschland. Brown-Philpot formuliert es diplomatischer: „Ikea geht gerade durch einen Transformationsprozess“, sagt sie im Gespräch mit Gründerszene. Lange hat Ikea an dem festgehalten, womit es über Jahrzehnte hinweg sehr erfolgreich war: günstige Möbel zu produzieren, die noch billiger verkauft werden können, weil die Menschen sie selbst abholen und zusammenbauen. Doch diese Bereitschaft ist gesunken, denn immer mehr Menschen kaufen ihre Einrichtung online. Verändert der Konzern sich nicht, könnte ihm in ein paar Jahren Amazon den Rang in Sachen Möbelvertrieb ablaufen. 

Auch Ikea hat das verstanden. Vor zwei Jahren kaufte es das US-Startup Taskrabbit, um so seine Kunden beim Aufbau der Möbel unterstützen zu können. Die Plattform des Startups vermittelt Menschen, die kleinere Haus- und Heimwerkerarbeiten übernehmen, sogenannte Tasker. So wie beispielsweise Billy-Regale zusammenbauen. Bestellen Ikea-Kunden ein neues Möbelstück online oder offline, können sie aktuell in vier Ländern den Aufbau durch einen der Tasker direkt dazu buchen.

Seit 2012 bei Taskrabbit: Ex-Google-Managerin Stacy Brown-Philpot

Im November wird Taskrabbit auch in Deutschland starten, zunächst in Berlin und im Rhein-Ruhr-Gebiet. Die starke Ikea-Präsenz hierzulande erleichtere dem US-Startup den Deutschlandstart, sagt die CEO. „In einem so starken Markt wie Deutschland ist Ikea natürlich ein sehr wichtiger Marketing-Kanal für uns. Aber wir werden auch eigenes Marketing betreiben“, so Brown-Philpot. Denn die Plattform vermittle nicht nur Ikea-bezogene Aufgaben, sondern auch Arbeiten wie kleinere Reparaturen, Reinigungen oder Gartenarbeiten.

Um Minijobber konkurrieren auch Fiverr & Co. 

Ob Studierende oder Pensionäre – Taskrabbit eigne sich für alle, die nach einem Extra-Einkommen suchen und „für die aus irgendwelchen Gründen kein 9-to-5-Job passt“, sagt die Geschäftsführerin. Damit konkurriert das US-Startup mit anderen Freelancer-Jobbörsen wie etwa Fiverr um verfügbare Minijobber. In Deutschland läuft aktuell die Registrierungsphase, bei dem Arbeitswillige verschiedene Unterlagen wie etwa das polizeiliche Führungszeugnis oder auch einen Gewerbeschein einreichen müssen.

Bevor sie 2012 zu Taskrabbit wechselte – erst als COO und seit 2016 als CEO – war Brown-Philpot neun Jahre bei Google tätig. Die Managerin stammt aus eher ärmlichen Verhältnissen in Detroit, Michigan und hat deshalb selbst sehr früh damit begonnen, sich etwas dazuzuverdienen. Als ersten Job habe sie Zeitungen ausgetragen, erzählt sie. „Da war ich erst acht oder neun Jahre alt.“ Eine ihrer Töchter ist nun selbst in diesem Alter. „Kaum vorstellbar, dass sie jetzt anfangen würde zu arbeiten!”

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Bild: Taskrabbit