Die Software „PhotoEditor SDK“ von Img.ly bringt Apps bei, Bilder zu bearbeiten.

Wenn ihr das nächste mal in einer App ein Foto zuschneidet oder einen Filter anwendet, könnte Img.ly von Daniel Hauschildt  und Eray Basar dahinter stecken. Das Startup entwickelt eine Fotobearbeitungssoftware und verkauft diese im Abo an App- oder Web-Unternehmen weiter. Finanziert hat sich die Firma aus eigenen Mitteln.

CTO Hauschildt ist Informatiker und promovierter Elektrotechniker und arbeitete zuvor in der Agentur 9Elements, wo Img.ly gestartet und vor etwa einem Jahr ausgegründet wurde. Derzeit verdient das Unternehmen nach eigenen Angaben 140.000 US-Dollar im Monat und wachse konstant mit drei bis fünf Prozent.

Daniel, ihr habt euer Produkt mit eigenem Geld aufgezogen. Wann hattet ihr euren ersten Kunden und damit das erste Geld?

Wir haben ganz am Anfang einen Prototypen entwickelt und als Open Source online gestellt. Als einer der ersten wurde HP darauf aufmerksam und hat nach kommerziellen Lizenzen gefragt – und damit haben wir direkt das Startup finanziert.

Daniel Hauschildt ist Technikchef von Img.ly.

HP als einer der ersten Kunden? Das wäre ja ein Traumkunde für viele B2B-Startups.

Nachdem ein Mitarbeiter von HP bei der Entwicklerplattform Github auf uns aufmerksam wurde, kamen sie zu uns und wir haben geredet.

Wie lange dauert der Prozess, so einen Großkunden von sich zu überzeugen?

Das ging damals recht schnell, in ein bis zwei Monaten. Aber in der Regel dauert das bei großen Kunden schon etwa drei Monate bis zum Abschluss.

Nachdem ihr HP im Portfolio hattet, dürfte es mit der Kundenakquise danach wahrscheinlich leichter gegangen sein?

Sobald man einen Kunden wie HP hat, ist das wie ein Ritterschlag. Denn sie würden unser Produkt nicht kaufen, wenn sie es für nicht stabil hielten. Danach sind wir kontinuierlich gewachsen und haben größere Kunden bekommen. Wir haben dann auch verstärkt auf SEO und Marketing gesetzt, um mehr Aufmerksamkeit zu bekommen.

Warum entscheidet sich eine Tech-Company wie HP für euch? Man könnte meinen, dort müsste es bereits zahlreiche Tools für Fotobearbeitung im Unternehmen geben.

Das sollte man denken, aber selbst Flickr ist unser Kunde (lacht). Man glaubt gar nicht, wie komplex Fotobearbeitung ist, wenn es für alle Geräte laufen muss – das haben wir selber erst lernen müssen. Alleine bei Android gibt es tausende Geräte mit verschiedensten Versionen. Und gerade die großen Kunden merken, dass das Investment sehr hoch ist, selbst für einzelne Features. 

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Was glaubst du, ist es leichter, im B2B-Bereich zu bootstrappen als in der B2C-Sparte?

Es ist anders. Das Gute im B2B ist, dass, wenn man Verkäufe macht, man direkt eine höhere Marge hat. Man kriegt dadurch am Anfang einen höheren Schub. Auf der anderen Seite ist das Marketing viel schwieriger, weil man nicht in die Masse streuen kann.

Euer Umsatz wächst kontinuierlich, wie sieht es mit dem Gewinn aus?

Wir haben immer etwas Gewinn erwirtschaftet, brauchen also keine Gelder und investieren bis auf wenige Ausnahmen das Geld in neue Teammitglieder und Produkte.

Habt ihr euch gegen Investoren entschieden?

Vor anderthalb Jahren haben wir mit Investoren geredet, aber wir brauchten das Geld eigentlich nicht, weil wir genug eigenes Geld für unser organisches Wachstum hatten. Das hat für uns sehr gut funktioniert.

Eure Kunden zahlen pro Monat oder pro Jahr für eure Lösung. Wie sieht das im Detail aus?

Wir haben ein modulares System, keinen Preis für alle. Denn unser Foto-Tool bietet verschiedene Anwendungsfälle, von Kunden, die Bilder zurecht schneiden wollen, bis zu Kunden, die Fotofilter oder Sticker verwenden. Unsere Kunden suchen sich zwischen den verschiedenen Modulen mehrere aus, und bezahlen dann auch nur für diese. Zusätzlich kostet auch der Support durch uns. 

Was kann eure Software?

Sie kann typische Dinge wie das zuschneiden von Bildern, zum Beispiel für verschiedene Formate auf Social Media. Da geben wir auch entsprechend die Templates für die Kunden schon mit. Wir bieten auch Filter an, zum Beispiel Farb-, Sättigungs- oder Kontrastveränderungen. Wir haben aber auch Funktionen zum hinzufügen und layouten von Texten. Für Social Media bieten wir Sticker oder andere Objekte, die auf das Bild gelegt werden. Außerdem gibt es ein Brush-Tool, um mit der Maus oder dem Finger auf das Bild zu malen. Und wir bieten Rahmen an. 

Du bist CTO, welche technischen Neuerungen gibt es bei einem Produkt wie der Bildbearbeitung?

Gerade bei den Mobile-Plattformen Android und iOS aber auch im Web ändert sich ständig etwas, da müssen wir unsere Plattform anpassen. In den letzten Jahren haben wir zudem viel in Machine Learning investiert, weil Bildbearbeitung einfacher sein muss, als sie heute ist.

Was macht ihr konkret mit KI?

Dabei geht es beispielsweise um das Freistellen von Porträtfotos. Man muss dann nicht mehr jeden Pixel einzeln ausschneiden, sondern drückt nur noch auf die Person, die dann freigestellt wird. Das haben wir inzwischen als Prototyp gebaut.

Werden diese Daten, in diesem Falle die Porträtfotos, dann auf euren Servern verarbeitet?

Nein, wir sorgen dafür, dass alles im Handy oder im Webbrowser direkt läuft, ohne, dass ein Server benötigt wird. 

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Wer sind eure Konkurrenten? Sind das Bildbearbeitungs-Apps oder Unternehmen wie ihr, die Whitelabel-Lösungen herstellen?

Andere Bildbearbeitungs-Apps funktionieren für sich und sind teilweise bereits unsere Kunden, sofern der Fokus der App nicht auf der Bildbearbeitung liegt. Da stehen wir nicht direkt in Konkurrenz. Ansonsten haben wir nicht viele Konkurrenten. Adobe hatte ein gutes Produkt, Creative SDK, das haben sie allerdings vor einem Jahr eingestellt. Das hat uns sehr geholfen. 

An welchen neuen Produkten arbeitet ihr gerade?

Wir setzen in diesem Jahr auch auf Videobearbeitung, mit allen Dingen, die wir jetzt auch schon können, plus Croppen oder Trimmen. Dabei geht es vor allem um kurze Videos, Stories sind dabei ein großes Thema. Wir haben einen Prototyp und gehen davon aus, dass die ersten Kunden das Produkt im dritten Quartal bekommen.

Was gibt es bei der Videobearbeitung für euch aus technischer Sicht zu beachten? Das sind ja nicht einfach nur 25 Bilder pro Sekunde.

Theoretisch schon, aber wir wollen, dass die Nutzer in Echtzeit sehen, was sie bearbeiten. Bei einem Bild merkt man nicht, wenn die Bearbeitung kurz braucht. Aber bei einem Video darf es nicht ruckeln, wenn der Nutzer beispielsweise einen Filter anwendet. Deswegen ist das technisch herausfordernder.

Bild: Img.ly