Drei Jahre lang belieferte das Wiener Startup Yipbee Kunden mit Lebensmitteln aus dem Großhandel. Über den Onlineshop haben Nutzer ihre Bestellung aufgegeben, Metro-Angestellte haben die Lebensmittel herausgesucht, Mitarbeiter des Startups haben die Produkte dann in der nächsten Metro-Filiale abgeholt und verschickt. Anfang 2017 ist Yipee auch in Deutschland an den Start gegangen, hat seinen Markteintritt für Ungarn und Polen vorbereitet. Doch dann kam alles anders.

Mit Metro Österreich hatte Gründer Umut Kivrak 2016 einen Optionsvertrag ausgehandelt: Ein Jahr lang sollte der Handelskonzern mit dem Startup kooperieren. Nach dieser Pilotphase bestand dann die Möglichkeit, dass Metro Österreich Anteile an Yipbee hätte kaufen können. Im Frühjahr vergangenen Jahres, noch vor Ablauf der Frist, stand Yipbee außerdem mit Metro Deutschland in Kontakt. Die beiden Unternehmen haben einen Media-for-Equity-Deal ausgehandelt, den das Wiener Startup schließlich jedoch ausgeschlagen hat. Laut CEO Kivrak war er mit den Konditionen nicht einverstanden. Zu dem Zeitpunkt war der Unternehmer fest davon ausgegangen, dass der Österreicher Metro-Ableger im Sommer bei seinem Startup einsteigen würde. Dazu kam es aber nicht. 

Der Düsseldorfer Handelskonzern bestätigt die Verhandlungsgespräche zwischen Yipbee und Metro auf Nachfrage von Gründerszene und NGIN Food, möchte jedoch nicht kommentieren, warum er eine Beteiligung abgelehnt hat.

Der Gründer sieht ein, dass er von der Metro abhängig war, während der Pilotphase keine andere Lösung in Betracht gezogen habe. Weil das Unternehmen ein Investment ausgeschlossen hat, sei auch ein weiterer osteuropäischer Kapitalgeber abgesprungen. Die geplante Runde über 1,5 Millionen Euro kam nicht zustande, so der ehemalige CEO. Nach der Pilotphase unterstütze Metro Österreich das Startup als regulären Wiederverkäufer, stellte dem Onlinesupermarkt Postboxen und weiteres Material zur Verfügung. Im Juni sperrte Metro laut Kivrak den vereinbarten Einkaufsrahmen, also die monatliche Summe, die Yipbee ohne Überprüfung über die Schnittstelle ausgeben konnte. Die Handelspartnerschaft war beendet.

„Bei mir war die Luft raus“

„Wir haben im Gesellschafterkreis sehr intensiv und lange darüber diskutiert, wie wir Yipbee weiterführen können“, erzählt Kivrak. Im März 2017 schrieb der Onlineshop erstmals schwarze Zahlen auf Monatsbasis. Für 2017 peilte das Unternehmen einen Jahresumsatz von 1,4 Millionen Euro an. Yipbee sei im August 2017 noch liquide gewesen. „Nur in Österreich zu bleiben – an das hat keiner mehr wirklich geglaubt. Dafür war unser Geschäftsmodell nicht ausgelegt. Uns blieb nichts Anderes übrig, als die Notbremse zu ziehen.“ Im August 2017 meldete der Österreicher Insolvenz an.

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Zu Höchstzeiten beschäftigte der Onlinesupermarkt nach eigenen Angaben 30 Mitarbeiter, kurz vor der Insolvenz waren es noch zehn. Dann wurde das komplette Team gekündigt, der Betrieb eingestellt. „Nach der gescheiterten Finanzierungsrunde war bei mir die Luft raus. Nochmals ganz von vorne anzufangen, konnte ich mir zu dem Zeitpunkt nicht vorstellen.“ Die blubox GmbH, das Unternehmen hinter dem Onlineshop, befindet sich noch in der Auflösung.

Im Herbst vergangenen Jahres startete Kivrak Gespräche mit dem österreichischen Großhandelsunternehmen Grissemann. Der Tiroler Konzern hat Anfang 2018 schließlich die Marke Yipbee übernommen. Wie hoch die Summe war, ist nicht bekannt. Umut Kivrak hat sein eigenes Consulting-Unternehmen gegründet, berät auch den Lebensmittelhändler bezüglich Yipbee.

Grissemann war bereits mit einem eigenen Onlinesupermarkt für Gastrokunden aktiv; seit September nun unter der neuen Marke Yipbee. Während das Wiener Startup auch frische Lebensmittel verschickt hat, setzt Grissemann jetzt auf Trockenware, Getränke und Haushaltsbedarf in Großpackungen. Einen Mindestbestellwert gibt es nicht. Die Produkte werden über GLS in neun verschiedene Länder versandt, darunter auch nach Deutschland.

Bild: Yipbee