Ein sogenannter Personal Shopper auf dem Weg zu einem Kunden.

Update, 8. Februar 2018: Instacart-CEO Apoorva Mehta hat sich für das Debakel rund um Mindestlohn und Trinkgelder entschuldigt und Veränderungen verkündet. Instacart-Shopper bekämen nun einen höheren Basislohn, Trinkgelder würden nicht mehr in diesen eingerechnet, schreibt er in einem Blogpost. Das Ziel der vorherigen Regelung sei es gewesen, den Mitarbeitern einen Basislohn von 10 US-Dollar zu garantieren. „Wir verstehen, dass die Einbeziehung von Trinkgeldern als Teil dieser Garantie ein Irrweg war. Wir entschuldigen uns dafür, diesen Weg gewählt zu haben“, so Mehta. Betroffene Shopper sollen rückwirkend Nachzahlungen erhalten.

Ursprünglicher Artikel vom 6. Februar 2018:
Gegen das US-Startup Instacart ist eine weitere Klage wegen dessen undurchsichtigen Lohnabrechnungen eingereicht worden. Das berichtet der US-Sender NBC auf seiner Seite. Demnach nutzt der Online-Lebensmittelhändler die Trinkgelder seiner Fahrer, um den vom Unternehmen versprochenen Mindestlohn von zehn US-Dollar pro Lieferung zu erreichen.

Instacart habe „absichtlich und böswillig Trinkgelder missbraucht, um die Löhne der Kläger zu zahlen, obwohl Instacart behauptet, dass 100 Prozent der Kunden-Trinkgelder direkt an die Fahrer gingen“, heißt es laut NBC in der Klageschrift. Verdeutlicht wird das durch mehrere Abrechnungen, die Instacart-Fahrer bei Reddit und in anderen Internetforen veröffentlichten.

In einem Fall bekam ein Fahrer nur 80 Cent für eine Lieferung, weil der Kunde zehn Dollar Trinkgeld zahlte. Als der Mitarbeiter bei Instacart nachfragte, warum der Lohn so gering sei, war die Antwort: „Der Grund für den niedrigen Satz ist die Höhe des Trinkgeldes.“ Laut NBC teilte das Unternehmen mit, dass es künftig solche Fälle nicht mehr geben werde. Man wolle den Fahrern einen Mindestbeitrag von drei Dollar pro Lieferung zahlen.

Erst im vergangenen Oktober hatte Instacart neue Zahlungsbedingungen für seine Fahrer eingeführt. Seitdem werden die Anfahrt zum Kunden, Trinkgelder und die Menge der gelieferten Artikel getrennt aufgeführt. Mitarbeiter berichten laut Techcrunch, dass sich trotz Transparenz die Bezahlung seitdem verschlechtert habe.

Vor zwei Jahren musste Instacart eine Strafe von 4,6 Millionen Dollar zahlen, weil es seine Fahrer fälschlicherweise als unabhängige Unternehmer eingestuft hatte. Kunden hatten sich außerdem beschwert, den Fahrern per App kein Trinkgeld überweisen zu können. Die Funktion verstecke sich unauffindbar in der App, so der Vorwurf.

Instacart nennt seine Angestellten „Personal Shopper“. Sie kaufen für Kunden in lokalen Supermärkten und Geschäften ein und liefern die Waren dann bei ihnen ab. Das Unternehmen mit Sitz in San Francisco ist in den USA und Kanada aktiv.

Bild: Instacart