Richard Liu hat JD.com 1998 gegründet.
Richard Liu hat JD.com 1998 gegründet.

Onlinehändler in Deutschland müssen sich zukünftig wohl auf einen großen Konkurrenten mehr einstellen. Wie Richard Liu, Gründer und Vorstandschef der chinesischen E-Commerce-Plattform JD.com ankündigte, plant sein Unternehmen den Markteintritt in Deutschland. „Mir geht es nicht mehr nur darum, Produkte von Deutschland nach China zu verkaufen“, sagte er dem Handelsblatt. „Ich möchte auch Produkte in Europa verkaufen.“ Es ginge nur noch um Details. Er kündigte an, dass bis Ende des Jahres die ausgearbeitete Strategie zur Erschließung des Marktes stehen solle. 

JD.com war 2017 der umsatzstärkste Onlinehändler in China. Mit einem Umsatz von 55,7 Milliarden US-Dollar ließ das Unternehmen auch den Rivalen Alibaba hinter sich (39,9 Milliarden). Beide E-Commerce-Anbieter liefern sich seit Jahren ein Rennen um die Marktführerschaft in dem bevölkerungsreichsten Land der Erde.

Der US-Onlinehändler Amazon lag mit einem fast drei Mal so hohen Umsatz zwar noch deutlich vor den beiden Konkurrenten. Doch auch für den Konzern von Jeff Bezos könnte die Expansion von JD.com deutlich spürbar werden. Zumal der chinesische Händler auch von einem anderen US-Konzern unterstützt wird: Vor rund einem Monat hat Google 550 Millionen US-Dollar in JD.com investiert. Derzeit beschäftigt das Unternehmen aus Peking rund 157.000 Mitarbeiter.

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In China liefert JD.com auch frische Lebensmittel und betreibt High-Tech-Supermärkte, ähnlich wie Amazon Go in Seattle. Ob vergleichbare Projekte auch in Deutschland in Planung sind, ist nicht bekannt. Liu kündigte allerdings an, dass neben dem Verkauf in Deutschland auch weitere Schritte geplant sind. So sprach er von einer Partnerschaft mit der Allianz im Versicherungsgeschäft. Zudem baut JD.com bereits an Logistikzentren in Europa. Liu äußerte sich optimistisch, dort auch mit mit DHL zusammenzuarbeiten. Er sei sicher, dass die Umschlagplätze von JD.com einfach besser seien als die des deutschen Logistikkonzerns.

Der JD.com-Chef sagte weiter, dass er über Übernahmen nachdenke, um den Markteintritt zu beschleunigen: „Ich kann nicht sagen, dass solche Pläne nicht auf dem Tisch liegen“. Mit einem Zukauf einer Plattform wie Otto oder Zalando hätte der chinesische Anbieter auf einen Schlag einen großen Marktanteil sicher. „Wenn wir eine gute Chance sehen, dann nutzen wir sie“, so Liu. „Wir sind offen.“

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Bild: Getty Images / Andrew Burton / Staff