Shape-me-Gründerin Jennifer Schwade (30)

Erste sein wollte sie von Anfang an. Schon kurz nach ihrem ersten Auftritt in der Sat.1-Show „Start Up! Wer wird Deutschlands bester Gründer?“ gab sich Jennifer Schwade vor der Kamera ehrgeizig: „Ich bin nicht hergekommen, um nur Erfahrungen zu sammeln, sondern um zu gewinnen.“

Während der Aufzeichnung im Herbst 2017 war die gebürtige Österreicherin noch Unternehmensberaterin in München. Doch sie machte ihre Ankündigung wahr, gewann die TV-Sendung und schmiss den alten Job. Das Produkt, mit dem sie Carsten Maschmeyer, Junique-Gründerin Lea Lange und Investor Klaus Schiebele überzeugte: ein sogenannter „Armshaper“, der wie eine Strumpfhose für die Oberarme funktioniert und sie optisch straffer machen soll. Kostenpunkt: 29,99 Euro.

Seit Anfang dieses Jahres ist Schwade nun Geschäftsführerin eines Unternehmens namens Shape me, das vier Mitarbeiter beschäftigt und die Arm-Strümpfe vertreibt. Maschmeyer investierte eine Million Euro und gründete mit – alles Teil des Show-Deals.

Diktatur der Shaping-Klamotten?

Die Reaktionen auf das Produkt der 30-Jährigen folgten prompt: Als „neuen Kniff, um Frauen zu quälen“ und „Zwangsjacke“ bezeichneten Medien das Produkt nach dem Show-Finale und attestierten ihm wenig Innovationskraft. Im Gespräch mit Gründerszene verteidigt die Shape-me-Gründerin ihre Idee: „Frauen sollten frei entscheiden können, was sie anziehen. Unser Armshaper gibt ihnen diese Freiheit.“

Ein weiterer Vorwurf drängt sich bei näherer Betrachtung der Arm-Strumpfhose auf: Sie diktiert Frauen im Gleichklang mit der gesamten Mode- und Schönheitsindustrie, wie sie auszusehen haben. Die Gründerin dazu: „Wir wollen Frauen Selbstbewusstsein geben. Denn sie können sich mit dem Armshaper viel freier bewegen und damit zum Beispiel altersbedingte Hautveränderungen oder Narben abdecken, die sie ungern zeigen und bisher verstecken mussten.“

Dem Vorwurf des Schönheitsdiktats entgegnet sie: „In Wahrheit ist doch diese Haltung eine einengende und bevormundet Frauen, die aus unterschiedlichsten Gründen körperliche Eigenheiten optimiert darstellen wollen.“ Auch Make-up oder BHs würden schließlich getragen, argumentiert die Gründerin.

Glaubt man Schwade, hat die Kritik am Produkt das Interesse zumindest nicht reduziert: „Zum Verkaufsstart hatten wir Lieferengpässe bei unserer Produktion in Mailand, so groß war die Nachfrage.“ Verfügbar ist das Shape-me-Sortiment, zu dem mittlerweile auch eine klassische Strumpfhose für die Beine gehört, derzeit nur im eigenen Onlineshop des Startups. Demnächst will Schwade aber auch über Amazon und im stationären Einzelhandel verkaufen.

„Die spannendste Zeit meines Lebens“

Die Show, die Schwade zur Unternehmerin machte, floppte bei Kritikern und Zuschauern. Wegen desaströser Quoten, für die Sat.1 auch Tonprobleme verantwortlich machte, verbannte der Sender „Start Up!“ bereits nach wenigen Folgen aus dem TV- ins Online-Programm. „Das war super schade und schwierig, weil ich mir von der Fernsehausstrahlung natürlich viel erhofft hatte“, sagt Schwade. Trotzdem seien die Dreharbeiten zur Show die „intensivste und spannendste Zeit“ ihres Lebens gewesen, so die Gründerin: „Ich habe in kurzer Zeit extrem viel gelernt, auch von den anderen Teilnehmern. Ich bereue die Teilnahme keine Sekunde, weil ich sonst nicht da wäre, wo ich jetzt bin.“

Maschmeyer und Schwade halten jeweils Anteile an der Shape me GmbH. Nach Angaben der Gründerin stehen beide fast jeden Tag miteinander in Kontakt, wichtige Entscheidungen würden gemeinsam getroffen. Auch um kritische Stimmen dürfte es bei diesen Gesprächen schon gegangen sein. Die will Schwade in Zukunft aber gelassen sehen. Man könne es sowieso nicht jedem Recht machen, sagt die Gründerin.

Am heutigen Mittwoch läuft um 23:25 Uhr auf Sat.1 die Reportage „Endlich mein eigener Chef“, die Jennifer Schwade nach ihrem Sieg in der Maschmeyer-Show begleitet hat.

Bild: Shape me