Die Kochhaus-Filiale im Berliner Stadtteil Schöneberg

Das Berliner Unternehmen Kochhaus hat Insolvenz angemeldet, wie aus dem Insolvenzregister hervorgeht. Gründer und Geschäftsführer Ramin Goo bestätigte die Nachricht gegenüber Gründerszene. Den Betrieb werde das Kochhaus mit seinen 190 Mitarbeitern trotz Insolvenzanmeldung fortführen.

In einer Stellungnahme vom Kochhaus, die Gründerszene vorliegt, erläutert das Unternehmen die Gründe für die Insolvenz. Demnach habe die Zeit für „eine Restrukturierung mit den finanzierenden Banken und eine Vereinbarung mit einem neuen Investor“ nicht ausgereicht. Ramin Goo ergänzt: „Wir wollen das Kochhaus innerhalb eines geordneten Prozesses sanieren und auf der Grundlage unseres Konzepts alle Kochhäuser langfristig erhalten. Das Kochhaus ist bei den Kunden beliebt und verfügt über ein tragfähiges Geschäftskonzept für die Zukunft.“

Im vergangenen Jahr erwirtschaftete das Kochhaus laut Ramin Goo 8,4 Millionen Euro, fünf Prozent mehr als im Vorjahr. Das Unternehmen ist jedoch nicht profitabel. 

Ein Konzept für viel beschäftigte Gutverdiener

Ramin Goo hatte Kochhaus 2008 zusammen mit Max Renneberg und Dorothée Karsch gegründet. In den Kochhaus-Filialen können Kunden Lebensmittel passend zu Rezepten einkaufen. Die dafür nötigen Zutaten sind bereits abgewogen und verpackt erhältlich. Die Rezepte, die das Kochhaus-Team entwickelt, wechseln regelmäßig. Das Kochhaus verkauft außerdem eigene Kochbücher sowie Küchenequipment und bieten nach Ladenschluss in seinen Filialen Kochkurse an.

Zum Start in Berlin vor rund elf Jahren löste das Kochhaus einen kleinen Hype aus, auch in der Startup-Szene. Die Gründer Max Renneberg und Ramin Goo studierten an der Gründer-Uni WHU und sind bis heute in der Startup-Szene gut vernetzt. Anfangs sprach das Kochhaus vor allem gut verdienende und viel beschäftigte Berliner an. 

Schwaches Online-Geschäft

Heute betreibt das Kochhaus neun Filialen deutschlandweit, 2017 waren es noch zwölf. Drei Filialen, die das Kochhaus gemeinsam mit Franchisenehmern betrieb, sind mittlerweile geschlossen. Max Renneberg, der heute das Startup Factory Market leitet, und Dorothée Karsch sind bereits vor mehreren Jahren als Gründer ausgeschieden. 

Schwer tat sich das Kochhaus mit seinem Onlinegeschäft. Zwar versendet die Firma auch Kochboxen, die Kunden online bestellen können, aber die Unternehmen Marley Spoon und besonders HelloFresh haben diesen Markt weitestgehend besetzt. Statt auf das eigene Onlinegeschäft setzte Gründer Ramin Goo in den vergangenen Jahren deswegen auf Kooperationen, beispielsweise mit Rewe, Edeka oder Amazon Fresh – und auf das eigene Offline-Geschäft. Die Gründe dafür nannte er auch im Interview mit Gründerszene. Rund 20 Prozent seines Umsatz erwirtschaftet das Kochhaus derzeit online. 

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Bild: Kochhaus