Sichtbar stolz auf ihr Design: die Koio-Gründer Johannes Quodt und Chris Wichert mit dem goldenen Schuh aus der Games-of-Thrones-Kooperation

Es gibt diesen Schuh, mit dem sich Koio ins Gedächtnis der Sneakerfans brannte. Er ist komplett golden. An den Schnürsenkeln ist eine kleine Hand als Perle befestigt, natürlich ebenfalls in Gold. Der Sneaker sieht wertvoll aus – und ist es auch. Denn er stand nie zum Verkauf, die wenigen Paar wurden verlost. Hergestellt hat den Schuh das New Yorker Startup Koio, gegründet von den Deutschen Chris Wichert (32) und Johannes Quodt (32). Er entstand in Kooperation mit dem TV-Sender HBO und ist eine Hommage an Jaime Lennister, eine der Hauptfiguren in der weltweit erfolgreichen Serie „Game of Thrones“.

Kooperationen wie diese sind das Herzstück von Koio. Sie bringen wegen ihrer geringen Stückzahl zwar kaum Umsatz, haben Koio aber zu einer coolen Marke im Markt für Sneaker gemacht – das ist viel mehr wert, wie die Gründer wissen. Ihr Startup setzte nach Unternehmensangaben im vergangenen Jahr „einen guten siebenstelligen Betrag“ mit Schuhen für Frauen und Männer um; waren Modelle limitiert, standen die Kunden auch mal morgens ab 7 Uhr vor einem der Läden Schlange. 

Der Münchner Investor Acton Capital investierte vor rund einem Jahr drei Millionen Euro, um das Wachstum voranzutreiben. Zu den Geldgebern von Koio zählen aber auch die Winklevoss-Zwillinge, denen Mark Zuckerberg die Idee für Facebook geklaut haben soll, sowie der Schauspieler Miles Teller und der Regisseur Simon Kinberg. Andy Dunn, Gründer der Hosenmarke Benobos, sowie Trunkclub-Gründer Brian Spaly sind ebenfalls investiert. 

Früher McKinsey und J.P. Morgan, heute Sneaker

Dass Chris Wichert und Johannes Quodt bekannte Investoren gewinnen konnten, überrascht kaum. Auf den Lebensläufen der beiden finden sich nur die besten Namen: Wichert absolvierte seinen Bachelor an der WHU, bevor er zwei Jahre als Analyst bei der Bank J.P. Morgan anheuerte. Quodt arbeitete nach seiner Ausbildung an der Universität St. Gallen und London School of Economics rund zwei Jahre bei der Unternehmensberatung McKinsey.

Chris Wichert und Johannes Quodt lernten sich vor fünf Jahren während ihres MBAs an der Wharton School der University of Pennsylvania kennen, wo sie auch die Idee für Koio entwickelten. „Ich fand schon im Studium die Sneaker der italienischen Designer wie Gucci, Hogan oder Prada toll und habe immer auf den Sale gewartet, um mir die Schuhe günstiger kaufen zu können“, erzählt Gründer Johannes Quodt im Gespräch mit Gründerszene. „Da hatten Chris und ich den selben Geschmack.“ Trotz großer Konkurrenz im Markt, sahen die beiden eine Lücke für ihr Business – besonders in den USA. „Der Markt für Sneaker ist in den USA unglaublich groß und die Kunden sind bereit mehr Geld auszugeben“, weiß Quodt.

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Vor der Gründung reisten die Freunde nach Italien, das Land der Ledermanufakturen, und entschieden sich für eine familiengeführte Fabrik, die auch für das französisches Luxuslabel Chanel produzierte und heute sogar komplett zu Chanel gehört. Den Namen halten sie geheim. Nur so viel: Ein Paar Koio-Sneaker wird dort in vier Stunden handgefertigt. Vertrieben werden die Schuhe von einem achtköpfigen Team von New York aus, zwölf weitere Mitarbeiter arbeiten in Koio-Stores in New York, Los Angeles, Miami und Chicago. Wichtigste Zielgruppe sind die Millennials.

Nur Prada und Gucci sind noch teurer

Im Onlineshop oder einem der fünf US-Shops kosten die Schuhe zwischen 250 und 370 US-Dollar. Für den Versand ins Ausland, beispielsweise nach Deutschland, zahlen die Kunden zusätzlich rund dreißig Euro. Nichts für schmale Geldbeutel. Aber im Vergleich zu Prada beispielsweise, wo ein weißer Sneaker häufig mehr als 600 Dollar kostet, spare der Kunde Geld – bei gleicher Qualität, wie die Gründer versichern. Einen niedrigeren Preis können die Gründer durch einen Direct-to-consumer-Ansatz (DTC) den Kunden anbieten, Zwischenhändler oder Vertriebsagenturen werden dabei ausgeschlossen. Die Marge und damit der Umsatz bleibt so für Koio hoch. Das Berliner Startup Aeyde für Damenschuhe verfolgt einen ähnlichen Ansatz. Ebenso die Brillenfirmen Warby Parker oder Viu sowie viele junge Händler für Matratzen, um nur einige Beispiele zu nennen. 

Doch die Brand, also eine coole Marke, ist das A und O des Erfolgs von Koio. Schon früh profitierten die Gründer von lobenden Berichten in Magazinen wie GQVogue oder Forbes. Das Männermagazin The Esquire votete Koio im Jahr 2015 in der Kategorie „Coole Sneaker“ auf Platz 1. Aber wie wurde Koio zu einer angesagten Marke? „Durch gute Qualität von Tag eins an, ein minimalistisches, aber interessantes Produkt und durch Kooperationen“, fasst Quodt zusammen. 

Doch die Stärke von Koio ist auch eine Schwäche: Denn eine angesagte Marke aufzubauen, ist schwer. Eine angesagte Marke zu halten, noch viel schwerer. Wer in puncto Design nicht ganz vorne dabei ist, ständig coole Kooperationen vorstellt und fast täglich neue Bilder auf Instagram hochlädt, verpasst den Anschluss und wird vom Markt verdrängt. Den Koio-Gründern ist das bewusst, sie wollen den Fokus nicht verlieren. Ein Onlineshop für Deutschland ist deswegen erst einmal nicht in Planung.

Mit diesem Video wirbt Koio für seine Produkte:

Bild: Koio