Niemand traue sich, Elon Musk die Wahrheit zu sagen, schreibt ein Ex-Tesla-Mitarbeiter.
Niemand traue sich, Elon Musk die Wahrheit zu sagen, schreibt ein Ex-Tesla-Mitarbeiter.

Beim Autohersteller Tesla wackelt es an allen Ecken und Enden: Tesla-Fahrer beschweren sich online über die mangelnde Ersatzteilversorgung, die Finanzanalysten von Goldman Sachs warnen vor einbrechender Nachfrage beim Model 3 – und Musk muss 3000 Tesla-Angestellten, rund sieben Prozent seiner Mitarbeiter, kündigen. Dank des laxen US-Kündigungsschutzes können die wenig dagegen tun.

Doch ihnen bleibt Glassdoor, eine Internetplattform, auf der Angestellte anonym ihre Arbeitgeber beurteilen können – und Teslas Durchschnitts-Bewertung fällt bereits seit einem Jahr immer tiefer. Inzwischen ist sie bei einer Note von 3,4 von 5 angekommen. Zum Vergleich: Google hat einen Note von 4,5 und Uber von 4,3.

Mitarbeiter teils nach nur acht Tagen gefeuert

Zwar verlangt Glassdoor keinen Nachweis über den Angestelltenstatus, die Negativbewertungen könnten also auch von der Konkurrenz oder von genervten Kunden stammen, doch insgesamt mehr als 2500 Bewertungen ergeben ein breites Meinungsbild. Die nun gefeuerten Tesla-Mitarbeiter nehmen kein Blatt vor den Mund: „Ich erwarte, dass die Firma untergeht, wenn alles weiter läuft wie bisher“, lautet ein Zitat vom 20. Januar. „Ratschlag ans Management: Tut etwas.“  

Die Kündigungen wurden so plötzlich beschlossen, dass sie unstrukturiert erfolgen. Nicht eine Restrukturierung, sondern kurzfristige Kosteneinsparungen scheinen das Ziel zu sein: „Gefeuert wurden mehrheitlich gute Leute, die mit am längsten in der Firma waren“, schreibt ein Ex-Tesla-Mitarbeiter. Ein anderer erklärt: „Du kannst Teil einer Entlassungsrunde sein, egal wie produktiv du bist – dank Elons übertriebener Vorgabe ohne Vorankündigung.“

Wie chaotisch die neue Kündigungsrunde nun verlief, beschreibt ein weiterer Mitarbeiter: „Es brach das Herz zu sehen, wie eine ganze Klasse neuer Angestellter erst das Einstellungstraining beendete, dann für acht Tage Teil der Firma war und dann kurzerhand gekündigt wurde – da fehlt jede Planung.“ 

Elon Musk: unverhersehbar und angsteinflößend? 

Ein Ex-Tesla-Manager, Teil des Führungsteams in Fremont in Kalifornien, erzählt von seinen Erlebnissen mit Musk: „Elon führt, indem er Angst verbreitet. Er ist unvorhersehbar. Er (…) glaubt, dass er es besser weiß als jeder andere, also traut sich niemand, ihm die Wahrheit zu sagen. Deswegen ist er von unfähigen Mitarbeitern umgeben, die ihm niemals sagen, dass er falsch liegt.“

Ein Showroom-Manager schrieb: „Als Trainer habe ich Manager darauf hingewiesen, dass sie vorgeschriebene Pausenzeiten nicht einhalten und neue Mitarbeiter vergraulen.“ Doch die hätten nichts ändern können. „Das hinterlässt einen sauren Geschmack im Mund.“

Tesla gerät aktuell unter Druck, da laut Goldman Sachs die Nachfrage für das Model 3 in den USA deutlich niedriger ausfällt als erwartet – viele Kunden warten weiterhin auf die einst angekündigte günstige 35.000-Dollar-Version des Model 3. Und auch in Europa lässt die Tesla-Begeisterung aktuell deutlich nach: Zulassungszahlen aus Norwegen und den Niederlanden zeigen, dass im Januar nur wenige Dutzend Fahrzeuge verkauft wurden – hier spürt Tesla nun die neu in den Markt eingetretene Konkurrenz von Audi und Jaguar. Ob die Kündigungsrunde von Januar die letzte in absehbarer Zukunft bleiben wird, ist zweifelhaft.

Dieser Artikel erschien zuerst bei Welt.de.

Bild: Getty Images / Pool / Auswahl