Dieter Kerkfeld (links) hat Lawpilots 2017 gegründet, Ex-Rocket-Mann Philipp von Bülow ist neu dabei.
Dieter Kerkfeld (links) hat Lawpilots 2017 gegründet, Ex-Rocket-Mann Philipp von Bülow ist neu dabei.

Mitarbeiterschulung. Der Begriff klingt genauso trocken, wie viele Arbeitnehmer die Kurse auch empfinden. Das Berliner Startup Lawpilots will das ändern. Es hat eine E-Learning-Plattform aufgebaut, über die Unternehmen ihre Teams zu den Themen Datenschutz, Arbeitssicherheit, Compliance und IT-Sicherheit schulen können. Rund eineinhalb Jahre nach Start hat die Firma 800 Firmen als Kunden, nach einem Jahr war sie nach eigenen Angaben profitabel.

„Wir machen nicht diese langweiligen Schulungen, auf die niemand Lust hat, sondern nehmen ein innovatives Format“, sagt Dieter Kerkfeld. Er hat Lawpilots 2017 zusammen mit den Anwältinnen Simone Rosenthal und Kathrin Schürmann sowie dem IBM-Partner Stephan Schwebe gegründet.

Dieses „andere Format“ sieht so aus: Die Onlinekurse bestehen nicht wie sonst bei Mitarbeiterschulungen üblich aus Texten und einem abschließenden Multiple-Choice-Test. Stattdessen lernen die Teilnehmer die Kursinhalte etwa über Comics, kurze Zeichentrickfilme oder Erklärvideos von Anwälten. Der Abschlusstest ist eine interaktive Übung: Die Angestellten sollen einem virtuellen Kollegen in der virtuellen Kaffeeküche erklären, was sie gelernt haben. 30 bis 45 Minuten dauere ein Kurs im Schnitt, sagt Kerkfeld.

Schnellstart dank DSGVO 

Zur Auswahl stehen insgesamt 16 Kurse. Entwickelt hat sie das Startup selbst, das dazu Anwälte, Germanisten, Lernpsychologen und Grafiker beschäftigt. 15 Mitarbeiter sind es insgesamt. Der am meisten gebuchte Kurs sei der zum Datenschutz, so Kerkfeld.

Genau dieses Thema hat dem Startup laut ihm anfangs enorm geholfen. Als die Website im Herbst 2017 gelauncht wurde, war schon klar, dass ein halbes Jahr später die Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) in Kraft treten würde. „Die DSGVO hat uns damals eine Steilvorlage geliefert“, sagt Kerkfeld. Er sei in dieser Zeit auf viele Events und Konferenzen gegangen und habe seine E-Learning-Plattform vorgestellt. „Dass die Unternehmen ihre Mitarbeiter schulen mussten, wussten sie. Wir haben sie dann überzeugt, dass unsere Kurse dafür die besten sind.“

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Die meisten Lawpilots-Kunden seien Mittelständler mit 100 bis mehreren Tausend Mitarbeitern. Sie können die Kurse entweder bei Vertrieblern oder über einen Onlineshop kaufen. Wer 100 Mitarbeiter schulen möchte, bekommt dann Zugangsdaten, die 100 Mal eingelöst werden können. Ein einzelner Kurs kostet rund 20 Euro, wer besonders viele Mitarbeiter hat, bekommt Rabatt. 2018 habe man eine knappe Million Euro umgesetzt, sagt Kerkfeld. 2019 soll es „deutlich mehr“ werden. „Unser Vorteil ist, dass wir ein digitales Produkt haben: Ob ich fünf Kurse oder 500 verkaufe, ändert von der Kostenseite her wenig.“

Neuer Plan: Unter Lawpilots weitere Startups gründen

Mit Comics wie diesem schult Lawpilots Mitarbeiter.
Mit Comics wie diesem schult Lawpilots Mitarbeiter.

Kerkfelds langfristiges Ziel: „Marktführer in digitaler Bildung werden.“ Außerdem wolle man weitere Produkte entwickeln. Dazu will das Startup zu einer Firmenschmiede werden. Unter dem Dach der Lawpilots GmbH sollen neue Startups in der Legaltech-Branche entstehen. Dazu will man zum einen die Gewinne aus den Onlinekursen reinvestieren, außerdem sollten weitere Investoren an Bord geholt werden, sagt Kerkfeld. Bisher war Lawpilots eigenfinanziert.

Mit dabei ist seit Kurzem Philipp von Bülow, Gründer des Rechtsberatungsdienstes Jurato. Er wird künftig neben Kerkfeld als Co-Geschäftsführer von Lawpilots agieren. Jurato wurde vergangenes Jahr an die Plattform Anwalt.de verkauft. Danach blieb von Bülow noch ein Jahr dabei, um sein Startup zu übergeben. Nun sei er aus dem Unternehmen ausgeschieden und habe eine neue Herausforderung gesucht, erzählt der Ex-Rocket-Mitarbeiter im Gespräch mit Gründerszene.

Für 2019 seien zunächst zwei Gründungen geplant, sagt von Bülow. Zum einen ein Startup namens Lawpilots Solutions, das Software für Rechtsabteilungen anbietet, zum anderen ein Chatbot, mit dem Mitarbeiter ihrem Arbeitgeber anonym Compliance-Verstöße melden können.

Bild: Tim Schmidt