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Amorelie-Gründerin Lea Cramer
Amorelie-Gründerin Lea Cramer

Dieser Text erschien bereits am 30. September 2019. Weil er besonders viele Leserinnen und Leser interessiert hat, veröffentlichen wir ihn an dieser Stelle erneut. 

Sieben Jahre ist es her, genau genommen sogar schon etwas länger: Lea-Sophie Cramer und ihr Mitgründer Sebastian Pollok fassten auf einem Gründerszene-Event den Entschluss, einen Online-Shop für Sex-Spielzeug zu starten. Seitdem ist viel passiert. Das Unternehmen wuchs schnell, machte mehrere Finanzierungsrunden, wurde von Prosiebensat.1 übernommen. Vor eineinhalb Jahren verließ Mitgründer Pollok Amorelie, um Investor zu werden.

Auf der „Bits & Pretzels“-Konferenz in München fasste Lea-Sophie Cramer nun zusammen, was für sie die wichtigsten Lehren seit der Gründung von Amorelie waren. Wir haben für euch mitgeschrieben.

1. Es geht um Beziehungen

Okay, dieser Punkt mag beim Segment, in dem Amorelie sich bewegt, naheliegen. Aber auch im Geschäftlichen sei das so, sagt Cramer. Das habe sie vor allem bei den Verhandlungen mit großen Kooperationspartnern wie DM oder Douglas gemerkt: „Nicht die eine Firma verhandelt mit der anderen. Sondern Anne mit Franziska.“

2. Frauen sind ein gutes Investment

Nicht nur für die Gesellschaft, sondern auch fürs Business: Diverse Management-Teams erwirtschaften durchschnittlich 19 Prozent mehr Gewinn, weil sie innovativer sind, zitiert Cramer eine BCG-Studie.

Und auch auf Kundenseite: Frauen kontrollieren 70 bis 80 Prozent des Geldes, das ausgegeben wird, entnimmt Cramer einer weiteren Studie. Weil sie auch für Kinder, Ältere und, ja, Männer einkaufen. Bei Amorelie sei letzteres aber eher umgekehrt: „Von den 45 Prozent männlichen Kunden kaufen nur zehn Prozent für sich selbst ein.“

3. Harte Entscheidungen, softes Leben – softe Entscheidungen, hartes Leben

Es sei wichtig, ein schlagfertiges Kern-Team mit unterschiedlichen Kompetenzen aufzubauen. Damit harte Entscheidungen sinnvoll getroffen werden können. Allein urteile man manchmal zu voreilig. Dazu empfiehlt Cramer das Youtube-Video eines Vortrags von Eckart von Hirschhausen: „Das Pinguin-Prinzip“.

4. Realistisches Timing ist alles

Alles zu seiner Zeit. Zum Beispiel: Rechtzeitig Geld einsammeln, bevor man es braucht. Für Amorelie hätten sie und ihr Mitgründer mit Investoren gesprochen, als die Firma noch Lucysparks heißen sollte. So sah das Pitchdeck aus. „Die Zahlen haben sich natürlich am Ende ganz anders entwickelt“, sagt Cramer. Aber die Entscheidung sei richtig gewesen. Auch die, nicht von Beginn an auf viele Eigenmarken zu setzen. „Dafür waren Portfolio und Umsatz zu klein“, so die Amorelie-Gründerin.

So sahen die ersten vier Seiten des ersten Pitch Decks von Amorelie aus.
So sahen die ersten vier Seiten des ersten Pitchdecks von Amorelie aus.

5. „Feste feiern wie sie fallen“

Sie und ihr Mitgründer hätten nach größeren Kooperationsverträgen oder Finanzierungsrunden oft Angst gehabt, alles wieder zu verlieren – und deswegen nicht gefeiert, erzählt Cramer. „Ich bin froh, dass ich mir das abgewöhnt habe.“ Ausschlaggebend sei das Buch „The Big Five for Life“ von John Strelecky gewesen. Darin werde die Frage gestellt, welche Bilder im eigenen Museum des Lebens hängen sollten. Und sie habe nicht gewollt, dass es immer nur sie vorm Laptop ist, sagt Cramer.

6. In der Sprache der anderen sprechen, nicht in der eigenen

Als Incentive ist das gesamte Amorelie-Team nach Mallorca geflogen – weil sie, Cramer, das toll fand. Dann habe sie aber gemerkt, dass gar nicht alle so begeistert davon waren. „Wenn man Menschen incentivieren will, muss man verstehen, wie sie ticken“, habe sie erkannt. Hilfestellung biete eine Tier-Matrix von Nigel Risner: Löwe (kompetitiv, entschlossen), Äffchen (sozial, dynamisch), Elefant (achtsam, präzise) und Delfin (sorgend, ermutigend). Man müsse wissen, wie man jeden Typen erreicht. Sie sei übrigens ein Äffchen, sagt Cramer.

7. Love it, change it or leave it

Nicht immer ist das, was man macht, das richtige. Die Amorelie-Abwandlung der Start-Stop-Continue-Methode. „Man wird ja nicht entwickelt, sondern man entwickelt sich.“

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Bild: Amorelie
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