Die Learnlife-Gründer Blair MacLaren, Christopher Pommerening und Stephen Harris werden von mehr als 50 Lernexperten unterstützt.

Das McKinsey Global Institute prognostiziert, dass bis zum Jahr 2030 zwischen 400 und 800 Millionen Jobs aufgrund von Automatisierung wegfallen könnten. Die Rolle der Arbeit wird sich dem Institut zufolge deutlich verändern. Dafür könnte es notwendig werden, auch bestehende Lernkonzepte zu modernisieren. Daran arbeitet das Startup Learnlife.

Der in Hamburg aufgewachsene Christopher Pommerening (45) gründete das Unternehmen im Jahr 2017 gemeinsam mit seinen Freunden Blair MacLaren (43) und Stephen Harris (62). Bei einer Seed-Finanzierungsrunde nahm Learnlife 3,1 Millionen Euro ein. Hauptsitz ist Barcelona, demnächst soll ein Büro in Hamburg folgen.

Herr Pommerening, bevor Sie Learnlife gegründet haben, waren Sie in der Autobranche aktiv. Wie sind sie auf das Thema Lernen gekommen?

Ich habe 2015 auf einer Asienreise die großen Unterschiede im Bildungssystem erkannt und begann, mich intensiv mit dem Thema Lernen zu beschäftigen. Nach zwei Jahren, in denen ich mit einem kleinen Team über 100 Schulen in 40 Ländern besuchte, hatten wir genug Wissen gesammelt und auch Kontakte erschlossen, um loszulegen.

Sie haben sich vor der Gründung intensiv mit Lernmethoden auseinandergesetzt. Welche Unterschiede haben Sie festgestellt?

Zuerst habe ich gemerkt, dass sich der Bildungssektor in den vergangenen 30 Jahren in den meisten Ländern nicht weiterentwickelt hat. Hinzu kommt, dass in den verschiedenen Ländern ganz unterschiedliche Lernkonzepte existieren, die aber nicht der gesamten Weltbevölkerung zur Verfügung stehen. In den meisten Fällen hapert es schon an den Voraussetzungen – deshalb wollten wir neuartige Lernelemente entwickeln.

Learnlife hat also ein komplett neues Lernmodell entworfen?

Ja, genau. Wir haben uns mit 21 verschiedenen Lernmethoden auseinandergesetzt und diese in unser Konzept einfließen lassen. Wir wollen eine neue Lernkultur in der Schule aufbauen, da es zu viele Konflikte zwischen Schülern und Lehrer oder auch zwischen Eltern und Lehrern gibt. Zuerst einmal soll also ein perfektes Umfeld zum Lernen geschaffen werden.

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Was heißt das konkret?

In vielen Ländern gibt es einen einheitlichen Lehrplan, wonach sich sämtliche Schulen richten müssen. Unser Ziel ist es, weg vom Frontalunterricht zu kommen. Die Schüler sollen individuell lernen und gefördert werden, auch den Stärken, Schwächen und Interessen entsprechend. Sie sollen sich mit sich selbst beschäftigen, um das Lernen zu entdecken, was für sie persönlich einen Sinn ergibt. Lernbegleiter, wie wir sie nennen, sollen nur noch unterstützend wirken.

Wird das Learnlife-Modell schon umgesetzt?

Ja, wir haben im April unser erstes Lernzentrum in Barcelona eröffnet. Mehr als 60 Kinder lernen dort aktuell mit sechs Lernhelfern an ihrer Seite. Es können aber auch Erwachsene zu uns kommen, da Lernen ja ein lebenslanger Prozess ist.

Wie verdient Learnlife sein Geld?

Aktuell gibt es 60 Vollzeitmitglieder, die 800 Euro monatlich zahlen. Familien mit geringeren finanziellen Möglichkeiten werden von Learnlife oder anderen Familien unterstützt. Zudem haben über 120 Kinder an kostenpflichtigen Sommercamps teilgenommen und rund 50 Kinder kommen vier Mal im Monat nachmittags vorbei, um zum Beispiel mit 3D-Druckern zu arbeiten, E-Comics zu zeichnen, Drohnen zu bauen oder dem Minecraft-Club beizutreten. Dafür zahlen sie ebenfalls.

Kann man denn auch online lernen?

Unsere Vision ist es, alle Lernmethoden für jeden kostenfrei zur Verfügung zu stellen. Darauf soll jeder online zugreifen können und die Bereiche heraussuchen, die ihn interessieren. Das Ganze ist aber aktuell noch in Arbeit.

Bild: Learnlife