Lesara-Gründer Roman Kirsch soll sein Unternehmen nach außen zu positiv dargestellt haben.
Lesara-Gründer Roman Kirsch soll sein Unternehmen nach außen zu positiv dargestellt haben.

Seit der Insolvenzanmeldung im Herbst versucht Lesara einen Käufer zu finden, der das Unternehmen mit neuem Geld rettet. Das Manager Magazin berichtet in seiner aktuellen Ausgabe unter der Überschrift „Berliner Blender“ jetzt über weitere Details zur Krise von Lesara. So hätte das Startup seit dem Frühling auch Waren verkauft, die eigentlich in der Frist nicht lieferbar waren, um so den Umsatz in die Höhe zu treiben. „Es konnte sein, dass ein Kunde 50 Tage warten musste oder das Produkt nie bekam“, zitiert das Magazin einen Insider. Lesara teilt auf Gründerszene-Nachfrage mit, dies sei „nachweislich falsch“. Denn der Umsatz werde erst bei der Lieferung gebucht, heißt es von einem Sprecher.

Der Artikel beschreibt weiter, wie Gründer Roman Kirsch in den Monaten vor der Insolvenzanmeldung sein Unternehmen nach außen offensiv vermarktete, während das E-Commerce-Unternehmen schon in einer Krise steckte. So pitchte er die Erfolgsgeschichte von Lesara auf der Tech-Konferenz Noah als „super big opportunity“. Am selben Tag sollen im Berliner Büro Mitarbeiter entlassen worden sein, weil das Geschäft in Schweden, Dänemark und Frankreich eingestellt wurde, schreibt das Wirtschaftsmagazin. Lesara will das nicht kommentieren.

Auch die Geschäftszahlen von Lesara hat Roman Kirsch in der Öffentlichkeit zu positiv dargestellt, wie bereits Anfang 2018 bekannt wurde. Er hatte die Retouren nicht herausgerechnet. Auch gegenüber Geldgebern habe sich das Startup zu gut dargestellt, schreibt das Manager Magazin nun. „Auf den ersten Blick sahen die Zahlen, mit denen Roman Kirsch Investoren gesucht hat, unglaublich gut aus. Eine irre hohe Rohertragsmarge“, wird ein Startup-Investor zitiert. Doch bei einer Analyse sei er zu dem Schluss gekommen, die Margen seien schlecht und sinkend gewesen. „Ich dachte mir, der verarscht hier alle“, heißt es laut Bericht von dem Investor. Lesara bezeichnet die Darstellung auf Nachfrage als „unglaubwürdig“ und teilt mit: „Kein einziger Investor“ habe gegenüber dem Management, den Gründern oder dem Aufsichtsrat „eine solche Behauptung getätigt“.

Für das Unternehmen erscheint der Artikel zur Unzeit: Noch wenige Tage – bis Ende Januar – bleiben dem Online-Modehändler Zeit, teilte der vorläufige Insolvenzverwalter Christian Graf Brockdorff kürzlich mit. Bis dahin muss ein Käufer gefunden werden.

In einem Interview mit Gründerszene hat Roman Kirsch kürzlich über die Hintergründe der Krise gesprochen:

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Bild: Lesara; Hinweis: Das Statement eines Lesara-Sprechers wurde nachträglich ergänzt.