Die Selosoda-Gründerin Laura , Bildquelle: Selosoda
Selo Soda-Gründerin Laura Zumbaum durfte ihre Limo aus Kaffeekirschen nicht mehr verkaufen

Im Mai dieses Jahres stand Laura Zumbaum auf einmal vor einem Scherbenhaufen. Zumbaum ist Gründerin des Limo-Startups Selo. Ihr Geschäft lief gut an, sie hatte 50.000 Flaschen produzieren lassen, eine Menge Geld war in ihr Unternehmen geflossen. Doch plötzlich drohte das Aus. Die Kaffeekirsche, die wichtigste Zutat ihrer Limo, wurde in Deutschland verboten.

Die Frucht der Kaffeepflanze wurde Ende 2016 von der EU-Behörde für Lebensmittelsicherheit als neuartiges Lebensmittel eingestuft und fiel somit unter die Novel-Food-Verordnung. Diese besagt, dass Lebensmittel wie die Kaffeekirsche erst in einem aufwendigen Verfahren genehmigt werden müssen, bevor sie in Deutschland in die Produktion und den Handel gelangen dürfen.

Vorher hatten Verarbeitung und Verkauf der roten Früchte keine Probleme bereitet. Die EU-Lebensmittelwächter wurden erst auf den Plan gerufen, als der österreichische Getränkehersteller Panama Varietals immer höhere Mengen in den Handel brachte und aus Sicherheitsgründen nach einer Genehmigung fragte. Daraufhin wurde das Lebensmittel in einem langwierigen Prozess geprüft.

Die rote Kaffeekirsche ist Hauptzutat von Selo, Cascara und Caté

Schon im August hat die österreichische Lebensmittelsicherheitsbehörde die Kaffeekirsche zum Verzehr freigegeben. Derzeit können die restlichen EU-Staaten das Ergebnis kommentieren. Ab dem 1. Januar 2018 tritt dennoch die neue Novel-Food-Verordnung in Kraft. Dann sollen Genehmigungsverfahren zentral über die EU-Kommission, anstatt über die Mitgliedsländer laufen und den Prozess beschleunigen. Für traditionelle Lebensmittel aus Drittländern, so auch die Kaffeekirsche oder Insekten, soll der Marktzugang so erleichtert werden.

In Berlin und Köln ruht die Produktion

Für die Selo-Gründerin ist das zu spät. Gegen Zumbaum wurde im Frühjahr ein Strafverfahren eingeleitet. Zwar wurde die Anklage letztlich fallen gelassen, die 50.000 Flaschen ihrer Limo durfte sie dennoch nicht verkaufen. Der Genehmigungsprozess von neuartigen Lebensmitteln dauerte bisher bis zu sechs Monate und koste rund 25.000 Euro. Geld, das Selo im Sommer trotz eines Investments von Antlantic-Food-Labs-Gründer Christoph Maire nicht hatte. Momentan will das Startup über Crowdfunding frisches Geld einsammeln, um die zweite Abfüllung seines Getränks aus grünen, ungerösteten Kaffeebohnen finanzieren zu können. Die neue Brause ist bisher in Berliner Edeka- und Denns-Filialen gelistet sowie in einigen Hamburger Läden.

„Für uns ist die Kaffeekirsche überhaupt nicht gestorben“, sagt Zumbaum im Gespräch mit NGIN Food. „Aber bevor die Zulassung für Panama Varietals nicht durchgewunken ist, werden wir keinen Antrag stellen.“ Das Startup will den Prozess mithilfe von anderen Händlern im nächsten Jahr finanziell unterstützen.

Die Kölner Brauerei Gaffel stieg im Frühjahr 2016 ebenfalls mit einer Limonade aus Kaffeekirschen in den Markt ein. Als bekannt wurde, dass der Handel mit der Frucht verboten ist, rechtfertigte Gaffel die Kaffeekirsche noch mit einer Studie des Institut Fresenius. Das hatte nachgewiesen, dass Extrakte aus Kaffeekirschen bereits seit mehr als 150 Jahren im Umlauf sind. Nachdem die letzten Flaschen der Cascara-Limo aber verkauft waren, hat Gaffel die Produktion ruhen lassen. Pläne für eine neue Abfüllung gebe es bisher nicht, teilt das Unternehmen mit.

In Hamburg macht man sich keine Sorgen

Anders sieht es beim Hamburger Brause-Startup Caté aus, in das bereits Katjesgreenfood investiert hatte. Mitgründer Bastian Senger sagt gegenüber NGIN Food, „dass Caté keine spezielle Genehmigung braucht.“ Auf welche rechtliche Grundlage sich Caté bezieht, will Senger nicht kommentieren. Zurzeit sind Hamburg und Berlin die wichtigsten Marktregionen für Caté. Im nächsten Jahr wollen die Hamburger mehr Städte in Angriff nehmen. „Wir sehen klares Potenzial im nationalen und auch internationalen Produktvergleich“, so Mitgründer Senger gegenüber NGIN Food.

Dass die Zulassung ab 2018 erleichtert werden soll und dadurch die Konkurrenz wachsen könne, sieht Senger unkritisch. „Da mache ich mir keine Sorgen“, sagt der Co-Founder und vergleicht Caté mit Lemonaid oder der gemeinnützigen Organisation Viva con Aqua. Beide verkaufen Getränke und unterstützen damit vor allem soziale Projekte. Der Ansatz von Caté sei ähnlich, so Senger. Das Startup setze seinen Fokus ebenfalls auf die nachhaltige Produktion der Kaffeekirsche, was laut Senger das Alleinstellungsmerkmal der koffeinhaltigen Limonade sei.

Bilder: Selo Soda, NGIN Food