Vladimir Danila (links) und Marc Zacherl
Vladimir Danila (links) und Marc Zacherl

„Ich habe nicht viel Zeit“, sagt Vladimir Danila – in zwanzig Minuten habe er einen anderen Termin. Danila ist viel beschäftigt: Er ist nicht nur Abiturient, sondern auch Gründer des Startups Linearity. An seinem Produkt, der Grafik-App Vectornator Pro, tüftelt Danila schon, seit er zehn Jahre alt ist.

Aus der Idee eines Schuljungen ist inzwischen eine Grafikdesign-Software geworden, mit der Illustratoren, Designer und Agenturen aus aller Welt Logos entwerfen und Softwareentwickler Prototyping betreiben können. Der USP der iOS-App: Sie ermöglicht die Grafikerstellung vom Tablet aus.

Lego war zu langweilig

Geplant hat Danila nicht, dass aus seiner App einmal ein Startup entstehen würde. Anfangs entwickelte er Vectornator aus reinem Eigennutz. „Ich hatte früher einen Blog, auf dem ich Zeichnungen hochgeladen habe. Auf dem iPad mit Retina-Display waren alle Zeichnungen verpixelt“, sagt er. Er habe daher eine Anwendung gesucht, mit der er Graphen zeichnen und beliebig skalieren konnte.

„Die Programme, die damals draußen waren, haben mir nicht wirklich zugesprochen. Da dachte ich, ich mache ein eigenes Programm für mich, das ich auf dem iPad nutzen kann.“ Das Coden habe er sich „durch Ausprobieren“ und YouTube-Videos selbst beigebracht. „Ich habe früher viel Lego gespielt. Das wurde irgendwann langweilig, also habe ich angefangen, zu programmieren“.

Sein Zeichenprogramm veröffentlichte Danila schließlich auf verschiedenen Blogs – und bekam positives Feedback. Professionell arbeitet er aber erst an der App, seit er 2016 bei einer Konferenz auf Marc Zacherl traf. Er ist Startup-Berater und Dozent an der Hochschule Karlsruhe – und Mitgründer von Linearity. Mit seinem Business-Wissen habe er Danila damals helfen wollen, seine App groß zu machen. „Mit 17 Jahren hatte Vladimir zwar ein tiefes Know-How in der iOS-Entwicklung, jedoch fehlte zu diesem Zeitpunkt ein starker Partner mit unternehmerischen Denken“, sagt Zacherl. Jetzt gebe er sein Wissen als Mentor an Danila weiter. „Dadurch hat er die Chance, sich mit den Jahren in dem Bereich weiterzuentwickeln“.

Drei Business Angels haben investiert

Kürzlich hat das Startup die erste Finanzierungsrunde abgeschlossen. Idealo-Gründer Martin Sinner, Philip Magoulas von Zalando und Christian Siemoneit vom Münchner VC Soleria Capital investierten eine sechsstellige Summe. Damit wollen die Linearity-Gründer mindestens anderthalb Jahre auskommen, sagen sie – ohne weitere Einnahmen. Die App ist weltweit kostenlos verfügbar. „Uns ist erstmal wichtig, dass wir eine hohe Nutzerzahl und zufriedene Kunden erreichen“, so Zacherl. „Das geht mit einer kostenlosen Software am besten“. Wie viele User die App derzeit hat, wollen sie nicht öffentlich sagen, ebensowenig, wie sie mit Linearity einmal Geld verdienen wollen. „Dazu haben wir verschiedene Visionen“, so Zacherl.

Das Fremdkapital wollen sie nutzen, um mehr Features in die App einzubauen. Zwei weitere Entwickler sollen dazu angestellt werden. Derzeit besteht das Team aus den Gründern und zwei Werkstudenten. Wo sich das Startup, dessen eingetragener Sitz derzeit Danilas Zuhause in Hilden ist, dann niederlassen will, ist noch offen. „Vielleicht in Düsseldorf, München oder Berlin, wobei die Tendenz aktuell Richtung München geht. Wir gehen dahin, wo wir uns als Team wohl fühlen und am meisten Potential ist“, so Zacherl.

Schule war nicht die größte Hürde

Danila will sich nach dem Abitur vollständig auf Linearity fokussieren. Später wolle er vielleicht Informatik oder Wirtschaft studieren, sagt er. Daran, dass das neben der Arbeit am Startup funktioniert, zweifelt er nicht – schließlich hat es als Schüler auch geklappt. Das liege aber auch daran, dass ihm Noten nicht so wichtig gewesen seien. „Jemandem, der zum Beispiel Medizin studieren möchte und dafür einen guten Notenschnitt benötigt, würde ich nicht empfehlen, neben der Schule zu gründen“.

Die größere Hürde als die Vereinbarkeit mit der Schule war für Danila sein Alter. „Unter 18 zu gründen, ist sehr schwierig, weil die ganzen bürokratischen Schritte in Deutschland recht kompliziert sind“, sagt er. Anfangs war deshalb neben Zacherl Danilas Mutter als Geschäftsführerin eingetragen. Mittlerweile steht sein eigener Name im Handelsregister.

Bild: Linearity