Wie viel Marktmanipulation gibt es in der Kryptoszene?

Einer neuen Studie zufolge nutzt ein Großteil der weltweiten Krypto-Börsen sogenanntes Wash-Trading, das im Aktienmarkt schon lange verboten ist. Dabei kaufen und verkaufen Börsen gleichzeitig Krypto-Token, um das eigene Handelsvolumen in die Höhe zu treiben und so neue Kunden anzuziehen. Wash-Trading wird von der Bankenaufsicht als Marktmanipulation eingestuft und ist europaweit verboten.

Hinter der Studie steckt das Blockchain Transparency Institute, eine Gruppe von Wissenschaftler, die sich zum Ziel gesetzt hat, anhand von Daten Betrug bei den Krypto-Exchanges aufzudecken. Auch wenn die einzelnen Mitglieder anonym bleiben, so veröffentlichen sie zumindest ihren kompletten Datensatz, um den jeweiligen Report nachvollziehbar zu machen.

In ihrem im August erschienenen Report sind die Mitglieder des Blockchain Transparency Institute der Frage nachgegangen, ob die Exchanges auch wirklich nur ihr tatsächliches Handelsvolumen ausweisen. Um herauszufinden, ob das angegebene Handelsvolumen mit der Wirklichkeit übereinstimmt, haben sie sich nicht nur die Visits der jeweiligen Krypto Börsen angeschaut, sondern auch die Liquidität des Orderbuchs. Eine geringe Liquidität bei den Kauf- und Verkaufsordern ist dabei ein Indikator für ein geringes Handelsvolumen.

Laut Analyse kamen die Forscher zu dem Schluss, dass über 70 Prozent der Handelsbörsen ihr Volumen künstlich erhöhen. Dies trifft allerdings nicht auf die großen Handelsplätze Binance, Bitfinex, Coinbase Pro, Bittrex und Bithumb zu. Bei diesen hätte sich kein Hinweis auf eine Manipulation des Handelsvolumens ergeben. 

Analyse des Handelsvolumens der größten Exchanges durch das Blockchain Transparency Institute

Große Abweichungen im Volumen gibt es hingegen zum Beispiel bei OKex, Huobi und Coinex. Bei OKex ist das angegebene Volumen 19 Mal höher, als die Forscher annehmen würden. Das würde bedeuten, dass ein Besucher im Schnitt Kryptowährungen von 82.000 US-Dollar am Tag handelt – im Vergleich zu den üblichen Handelssätzen großer Börsen wenig realistisch. Auch HitBTC rangiert mit dem 5-Fachen des zu erwartenden Volumens.

Besonders dreist manipulieren laut Studie die ZB Exchange und Lbank. Beide gehörten zeitweise zu den zehn größten Handelsplätzen für Kryptocoins weltweit. Bei ZB gehen die Forscher davon aus, dass die Exchange nur 1/390 des angegebenen Handelsvolumens aufweisen kann. Bei Lbank soll der Wert sogar nur bei 1/4400 der offiziellen Zahlen liegen.

Manipuliert werden die Exchanges hauptsächlich durch das sogenannte Wash-Trading. Dabei kauft und verkauft die Exchange selbst Kryptowährungen an sich bzw. handelt mit sich selbst über mehrere Konten. Denn je höher das eigene Handelsvolumen, desto höher platziert sich die Börse auf Vergleichsplattformen wie Coinmarketcap, die viele Nutzer zu den Handelsbörsen leiten. Knapp 83 Prozent der Kunden gelangen über Vergleichsportale zu den Kryptobörsen. So gewinnt die Börse neue Webseitenbesucher und potenzielle Kunden. Diese Praxis ist im Aktienmarkt schon lange verboten.

Insgesamt sollen laut Report sechs Milliarden US Dollar, also über 67 Prozent, des täglichen Handelsvolumens nur künstlich aufgeblasen sind. Über 70 Prozent der Top 100 Börsen beteiligen sich an diesem Vorgehen. Anleger sollten also aufpassen, auf welcher Exchange sie handeln. Auf Handelsplätzen mit geringer Liquidität kann es zum Problem werden, aus Kryptowährungen wieder zu verkaufen, wenn Kurse schnell fallen. Denn häufig fehlen hier echte Käufer, die die Kryptowährungen wieder abkaufen.

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Dieser Artikel erschien zuerst auf Kryptoszene.de.

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