Mars-One-CEO Bas Lansdorp (ohne Helm) auf einer Pressekonferenz im Jahr 2013

Es gibt Menschen, die ohne Rückfahrtticket zum Mars fliegen und bis zu ihrem Tod dort leben wollten. Und es gibt Investoren, die in dieses verwegene Vorhaben mit dem Namen Mars One Millionen steckten. Doch das Projekt des Niederländers Bas Lansdorp ist geplatzt – und das Geld wohl weg.

Die zeitweise sogar an der Frankfurter Börse gehandelte Finanzierungs- und Vermarktungsgesellschaft des Projekts, Mars One Ventures AG, mit Sitz in Basel ist pleite. Dies geht aus einem Handelsregisterauszug hervor. Das Aktienkapital wird auf umgerechnet knapp 88 Millionen Euro beziffert.

Der Hype um das Projekt war riesig. Begründer Lansdorp warb auf allen Kanälen für seine visionäre Idee. Der Plan war, bis zum Jahr 2027 Menschen auf dem Mars landen und eine Kolonie aufbauen lassen. Bereits 2018 sollte eine unbemannte Erkundungsmission auf dem roten Planten aufsetzen. Im Unterschied zu den Marsflugplänen des Milliardärs Elon Musk sollte es für die Passagiere bei Mars One keine Rückkehr zur Erde geben.

Sechs Milliarden Dollar für vier Mars-Pioniere

2014 war von über 200.000 Freiwilligen aus 140 Ländern die Rede, die der Erde für immer Lebewohl sagen wollten. Um in die engere Wahl zu kommen, musste eine Vertraulichkeitserklärung unterschrieben werden. Tatsächlich sollen aber nur gut 2000 Menschen ernsthaft an dem One-Way-Trip interessiert gewesen sein, heißt es aus Teilnehmerkreisen. Branchenexperten hatten von Beginn an Zweifel an dem Vorhaben, das mehrere Milliarden Dollar gekostet hätte. Am Geld fehlte es denn auch offensichtlich. Zuletzt kam es zu immer neuen Verschiebungen im Projektplan.

Mars-One-Gründer Lansdorp wählte für sein Vorhaben eine komplexe Struktur. Auf der einen Seite gibt es eine niederländische Stiftung Mars One, die etwa für Auswahl der Teilnehmer, Rakete und Landeeinheit zuständig war. Daneben sollte die juristisch getrennte Mars One Ventures AG als Vermarktungsmaschine Geld eintreiben. Die Firma sollte das Spektakel der Mission der Öffentlichkeit anpreisen und Lizenzen und Übertragungsrechte vergeben. So war eine TV-Show zur Kandidatenauswahl geplant, was aber scheiterte.

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Auf grob sechs Milliarden Dollar schätzte die Stiftung die Kosten, um die ersten vier Menschen zum Mars zu fliegen. Experten bezeichneten diese Größenordnung als viel zu niedrig. Dabei ließ die Firma auch noch offen, welche Rakete oder Kapsel genutzt werden sollte. Für Branchenkenner war das ein klares Alarmsignal dafür, dass es zwar viele Versprechungen, aber wenige tatsächliche Fortschritte in der Sache gab.

„Hundertmal erklärt, wie es gehen kann“

Chef der Vermarktungsfirma war zunächst der deutsche PR-Berater und Unternehmer Moritz Hunzinger. Der 60-Jährige wurde der Öffentlichkeit vor allem durch seine Unterstützung von Ex-Verteidigungsminister Rudolf Scharping bekannt. Hunzinger schied offiziell Mitte 2017 aus.

Er sieht die Ursachen für die Pleite der Mars One Ventures AG im Verhalten von Projektgründer Lansdorp. „Es ist eine fantastische Idee, aber er ist arbeitsscheu“, sagte Hunzinger auf WELT-Anfrage. „Die Marsianer hätten viel fleißiger sein müssen. Bis mir der Kragen platzte, habe ich denen das hundertmal vorgeworfen und erklärt, wie es gehen kann“, teilte Hunzinger mit. Lansdorp war kurzfristig für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

Von Mars One Ventures gab es zuletzt im Juli 2018 eine offizielle Mitteilung. Damals hieß es, dass eine Schweizer Finanzierungsgesellschaft für bis zu zwölf Millionen Euro die Aktien aufkauft. Dieser Betrag sollte für die Finanzierung der nächsten zwölf Monate reichen, erklärte damals Projektgründer Lansdorp. Auch die Stiftung hat seit Monaten keine offiziellen Mitteilungen mehr veröffentlicht. Hunzinger erklärt, dass es „immer Glücksritter mit viel Geld gibt, die es sich leisten können, in herrliche Ideen zu investieren“. Diese müssten dann aber auch umgesetzt werden.

Dieser Artikel erschien zuerst bei Welt.de.

Bild: Getty Images / Emmanuel Dunand