MateCrate-Gründer Sebastian Kuch
MateCrate-Gründer Sebastian Kuch

Computerspiele und Sport – das klingt nach zwei grundlegend verschiedenen Tätigkeiten. Doch spielen mehrere Teams bei Turnieren gegeneinander, wird aus Zocken Sport: der Milliardenmarkt E-Sport. Der Hamburger Sebastian Kuch hat eine App entwickelt, mit der E-Sportler Spielpartner finden können.

Gegründet hat der BWL-Student MateCrate im Januar 2017. Bisher befindet sich das Produkt noch in der Testphase, doch Kuch hat schon große Ziele: Auf seiner App basierend will er ein Ligen-System für das Spiel „League of Legends“ aufbauen und E-Sport-Turniere ausrichten. Finanzieren will der Gründer sein Startup dann über eine Gebühr, die Spieler für die Turnierteilnahme zahlen müssen. Bis dahin ist Kuch auf Investoren angewiesen. Der Next Commerce Accelerator, an dem Edeka, Beiersdorf und Tchibo beteiligt sind, Elitepartner-Gründer Arne Kahlke sowie René Korte vom Hardware-Hersteller Roccat haben in das Startup investiert.

Sebastian, „Elektronisch“ und „Sport“ – das passt doch nicht zusammen.

Wenn man Sport mit „Fit sein“ definiert, nicht. E-Sport ist aber durchaus eine sportliche Angelegenheit. Es geht um Können, nicht um Glück, und man braucht Talent und Geschicklichkeit. Und was Bewegung angeht – die ist im E-Sport nicht geringer als beim Schach.

E-Sport gewinnt an Bekanntheit. Wie groß ist der Markt?

Weltweit gibt es 2,2 Milliarden regelmäßige Spieler. Es gibt mehr Zocker als Sportler im traditionellen Sinne.

Bist Du selbst professioneller Spieler?

Ich bin Gamer der ersten Stunde und spiele seit knapp zehn Jahren. Insgesamt komme ich bestimmt auf 20.000 Spielstunden! Die Idee zu meiner App ist aus eigener Erfahrung heraus entstanden: Ich habe den letzten Schritt in die Profi-Szene nicht geschafft, weil ich kein professionelles Team gefunden habe.

Deine App MateCrate soll die Teamfindung erleichtern. Wie genau funktioniert das?

Die App ist vergleichbar mit dem beruflichen Netzwerk LinkedIn: Jeder Nutzer hat ein Profil mit einer Art Lebenslauf. Darin stehen aber keine Jobs, sondern, auf welchen Positionen man am liebsten spielt und welche Fortschritte man erzielt. Dadurch kennen wir das Spielverhalten der Nutzer und können sie mit passenden Mitspielern verknüpfen.

Was spielen die Nutzer Deiner App?

Unser Fokus liegt auf „League of Legends“, einem der beliebtesten Multiplayer-Spiele weltweit. Mit dem dahinterstehenden Computerspiel-Entwickler Riot Games arbeiten wir zusammen. Durch ihn kommen wir auch an die Spielerdaten, die für die Nutzerprofile notwendig sind.

Nach welchen Kriterien werden die Spieler dann miteinander gematcht?

Wir beziehen das Alter der Nutzer, ihren Standort, die Sprache, den Server, auf dem sie spielen, ihre Ziele – also, ob sie nur zum Spaß oder ambitioniert spielen – und ihre Lieblingspositionen mit ein.

Wieso spielt der Standort bei einem Onlinespiel eine Rolle?

Obwohl ja jeder einen Internetzugang zu Hause hat, gibt es immer mehr Lan-Partys. Dabei trifft man sich, um gemeinsam zu spielen. Die soziale Komponente ist den Spielern von heute extrem wichtig. Das merken wir auch an unseren Nutzern. Darunter haben sich sogar schon Pärchen gefunden.

Das Matching-Konzept kann nur aufgehen, wenn Du genügend Nutzer hast. Wie findest Du die?

Richtig, ohne User ist bei uns nichts los. Deswegen haben wir uns mit zwei Profi-E-Sport-Teams zusammengetan, die uns unterstützen. Sie bewerben uns mit wöchentlichen Posts auf ihren Social-Media-Kanälen und Blogs. Im Gegenzug können sie bei uns Nachwuchsspieler finden.

Wie viele Nutzer hat die App jetzt?

Unsere iOS-App befindet sich aktuell in der Closed Beta, in der knapp 100 ausgewählte Nutzer unsere App vorab testen dürfen. Sie ist daher noch nicht im App-Store erhältlich. Im April wollen wir richtig starten, bis dahin soll auch unsere Android-App fertig getestet sein. Über unsere Website kann man sich schon vorab anmelden.

Wo siehst Du MateCrate in einem Jahr?

In einem Jahr wollen wir Wettkämpfe organisieren, bei denen sich auch Amateurspieler messen können. Aktuell gibt es Profi-Wettkämpfe, bei denen nur knapp 1.000 Spieler mitspielen dürfen. Weltweit gibt es aber allein über 250 Millionen League-of-Legends-Spieler.

Wenn das Dein Ziel ist, wieso hast Du dann erstmal eine App gebaut?

Die Matching-App ist nur der allererste Schritt. Ohne sie gäbe es bei Wettkämpfen nicht genug teilnehmende Teams! Aktuell ist es extrem schwierig, Leute zu finden, mit denen man zusammen spielen kann. Es ist einfacher, jemanden zum gemeinsamen Kochen zu finden als fürs Online-Spiel.

Du bist 21 Jahre alt. Ist Dein junges Alter beim Gründen eine Hürde?

Keinesfalls. Ich glaube, um eine solche App zu bauen, ist mein Alter genau richtig. Ich selbst bin meine Zielgruppe und kann ganz sicher sagen, was die Zocker von heute brauchen. Nur bei der Investorensuche ist es manchmal hinderlich, sehr jung zu sein. Da höre ich ab und zu, ich solle erstmal etwas Richtiges lernen.

Bild: Sebastian Kuch