Eve verschickt seine Matratzen zusammengerollt in einer Box

Es hat sich ausgeträumt für deutsche Eve-Kunden. „Es tut uns leid, aber wir nehmen nicht länger Bestellungen für Deutschland entgegen,“ entschuldigt sich das britische Matratzen-Startup auf seiner Internetseite. Das 2015 gegründete Unternehmen will sich vom deutschen Markt und aus anderen europäischen Ländern zurückziehen. Auf Nachfrage von Gründerszene, was der Grund dafür sei, verweist Eve auf ein Update vom 2. Juli 2018

Dieser Bericht lässt erkennen, dass das Startup im ersten Halbjahr 2018 mit mehreren Problemen zu kämpfen hatte. Der Umsatz habe weit unter den Erwartungen gelegen, so das Unternehmen. Der Mitgründer und bisherige CEO Jas Bagniewski musste sein Unternehmen Anfang Juli verlassen. Als Interimschef wurde der CFO Abid Ismail bestellt. Das Management habe sich in seiner Strategie zudem zu wenig darauf konzentriert, die Marke in Europa aufzubauen.

Erst im Mai 2017 ging Eve an die Londoner Börse. Nach einem Allzeithoch im Dezember mit 130,50 Pfund, verringerte sich der Aktienwert kontinuierlich und sank nach der Ankündigung vor einem Monat rapide ab. Derzeit pendelt sich der Preis bei 21 Pfund ein. All diese Schwierigkeiten hätten dazu geführt, dass Eve seine Prioritäten auf die wachstumsstarken Länder legen will, heißt es.

Nun ist der Onlineshop nur noch für den Heimatmarkt Großbritannien sowie Irland, die USA, Frankreich, Belgien und Luxemburg zugänglich. Vorher war Eve in 15 Märkten aktiv und war im März noch optimistisch. 2017 setzte das börsennotierte Unternehmen insgesamt 27,7 Millionen Pfund um, schrieb Verluste vor Steuern in Höhe von 19 Millionen Pfund. Im Vergleich zum Vorjahr konnte Eve seine Umsätze verdoppeln, peilte die Gewinnschwelle für Ende 2019 an. Dieses Ziel ist jetzt wohl nicht mehr realistisch.

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Der Konkurrenzkampf ist groß und das Produkt ein typischer Offline-Artikel. Mehrere Anbieter mit Vornamen wie Casper, Emma oder Bruno verschicken ihre Matratzen ohne Zwischenhändler und über ihre eigenen Onlineshops. Die Startups werben mit einem 100-Tage-Probeliegen, einer Einheitsmatratze für alle Schlaftypen und günstigeren Preisen als der stationäre Handel.

Insgesamt 22 Millionen Pfund Funding hat Eve eingesammelt, darunter von DN Capital und dem TV-Sender Channel 4. Den Großteil des Kapitals steckte das Startup in Marketingkampagnen. Denn: Ende 2016 gab die Stiftung Warentest ein hartes Urteil über das britische Startup ab: „Eve ist eine der schlechtesten Matratzen, die die Stiftung Warentest in den vergangenen Jahren getestet hat.“ Das Produkt wurde dabei mit der Note 4,7 und einem mangelhaft bewertet. Ein herber Rückschlag. Der Hersteller ließ daraufhin ein Modell in Deutschland produzieren, um das Image aufzubessern. Anscheinend vergeblich.

Bild: Eve