Die Medici-Living-Chefs Robert Gmeiner, Gunter Schmidt und Ferdinand von Fumetti (von links) in einem ihrer – sehr minimalistischen – Coliving-Zimmer

Aufgeräumte, möblierte Zimmer statt Bruchbuden-Charme und gemeinsame Kochabende statt Zoff darüber, wer als nächstes den Müll rausbringt: Mit Annehmlichkeiten wie diesen wirbt Medici Living für die Zimmer in Wohngemeinschaften, die der Coliving-Anbieter jungen Leuten vermietet. Ein Modell, mit dem das Berliner Proptech nun auch in den USA wachsen will. Umgerechnet 262 Millionen Euro (300 Millionen US-Dollar) haben Medici und das Family Office des Immobilieninvestors Ralph Winter, die W5 Group, dafür eingeplant, wie beide am heutigen Dienstag mitteilten. 

W5 werde dazu geeignete Immobilien in den USA finanzieren und die Projektentwicklung verantworten, Medici die Einrichtung und den Betrieb übernehmen. Das bestätigt ein Medici-Sprecher im Gespräch mit Gründerszene. Gegenüber den sogenannten „Members“, also den Kunden des Startups, werde Medici dabei wie gewohnt als Vermieter auftreten.

Innerhalb der nächsten drei bis fünf Jahre sollen Objekte in acht Städten in den USA – Austin, Boston, Denver, Los Angeles, Miami, Philadelphia, San Francisco/Oakland und Washington D.C. – zu Wohngemeinschaften der Medici-Marke „Quarters“ werden. 1.300 Zimmer seien vorgesehen, heißt es von dem Unternehmen. 290 Zimmer an drei Standorten vermietet Medici in New York und Chicago bisher. W5 ist seit vergangenem Oktober auch an Quarters beteiligt

Durch die Expansion nach Washington D.C. begibt sich Medici in direkte Konkurrenz zu Wework, das dort und in New York Coliving Spaces unter der Marke Welive betreibt. Beide haben es auf eine bestimmte Zielgruppe abgesehen: mobile, junge Karrieremenschen im ersten oder zweiten Job, die sich nicht festlegen wollen. Bei Quarters beträgt die Mindestmietdauer drei Monate, danach kann jeweils zum Monatsende gekündigt werden. Medici bezeichnet seine Kunden als „Young Professionals aus der Millenial-Generation“. Im Mietpreis inbegriffen ist der Community-Faktor: In Berlin gibt es etwa Kino- und andere gemeinsame Wohnräume. Kostenpunkt für ein zehn bis 13 Quadratmeter großes Zimmer in Berlin: bis zu 580 Euro. 

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Das angekündigte US-Investitionsvolumen fällt deutlich kleiner aus als das in Europa: Hier hatte Medici im Dezember eine Zusammenarbeit mit dem Immobilienunternehmen Corestate Capital aus Luxemburg (das 2006 von W5-Chef Ralph Winter mitgegründet wurde) im Umfang von einer Milliarde Euro bekannt gegeben. Damit sollen Coliving-Projekte in Deutschland, Großbritannien, den Niederlanden, der Schweiz, Österreich, Spanien und Polen entstehen. Medici-Gründer Gunther Schmidt sieht hier großes Potenzial: „Was Wework für Coworking gemacht hat, werden wir für Coliving erreichen“, ließ er sich damals zitieren.

Bild: Medici Living