Frank Stelter (rechts) mit seinen zwei Mitgründern Sarah Pahl und Steffen Maurer und einem Unterstützer, dem ehemaligen Bremer Bürgermeister Henning Scherf (2. von links).
Frank Stelter (rechts) mit seinen Mitgründern Sarah Pahl und Steffen Maurer und einem Unterstützer: dem ehemaligen Bremer Bürgermeister Henning Scherf (2. von links).

17,3 Millionen Menschen in Deutschland leben allein – das ist jede fünfte Person. Die Zahl ist seit 1991 um fast 50 Prozent gestiegen. Manchem mag das Alleinsein gefallen, andere macht es einsam. Das ist ein Problem: Einsamkeit begünstigt Krankheiten, etwa Depressionen und Herzinfarkte.

Immer mehr Menschen fühlen sich einsam, 2017 waren es rund zehn Prozent der 45- bis 84-Jährigen. Das Startup Misambo möchte etwas dagegen unternehmen. Es verknüpft allein lebende Menschen miteinander, damit sie zusammenziehen können. „Wir sind das Parship fürs Wohnen“, sagt Frank Stelter, der Misambo 2018 mit Sarah Pahl und Steffen Maurer gegründet hat. 

Wohnpartner statt Familie – ist das die Zukunft? 

Von klassischen WGs sollen sich diese „Wohnpartnerschaften“, wie Misambo sie nennt, unterscheiden. Es geht nicht darum, sich für eine begrenzte Zeit eine Wohnung zu teilen, um Kosten zu sparen und vielleicht Freunde fürs abendliche Feiern zu finden. Stattdessen sollen sich Menschen kennenlernen, die auf lange Sicht zusammen wohnen und neben ihrer Wohnung auch ihr Leben teilen wollen – die aber trotzdem nicht in familiärer oder romantischer Beziehung stehen müssen.

So können etwa zwei alleinstehende Mütter zusammenziehen und ihre Kinder gemeinsam großziehen oder zwei Rentner, die zusammen essen und auf Reisen gehen. Explizit erwünscht sind generationenübergreifende Wohnpartnerschaften: „Vielleicht will die 68-jährige Alleinstehende eine junge Mutter aufnehmen und kümmert sich dann um das Kind“, sagt Stelter. Das hat auch den Vorteil, dass Wohnraum – heutzutage vielerorts Mangelware – effizienter genutzt wird. 

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Ein Ziel des Misambo-Konzepts ist, dass sich die Mitbewohner im Alltag unterstützen. So, wie es eigentlich in Familien üblich ist. „Ich denke, dass das Leben in Wohnpartnerschaften eine Alternative zu familiärem Leben sein kann“, sagt Stelter. Er hält sie für „ein echtes Wohnkonzept für die Zukunft“. Der 53-Jährige lebt nach eigener Aussage schon immer mit mehreren Generationen unter einem Dach und findet, das habe viele Vorteile. Deshalb sei ihm auch die Idee zu Misambo gekommen.

70 Prozent Übereinstimmung: passt! 

Den optimalen Wohnpartner will das Bremer Startup mittels Matching-Technologie finden. Nutzer registrieren sich auf der Plattform und geben an, was sie suchen: jemanden, bei dem sie einziehen können oder jemanden, der bei ihnen einzieht. Im nächsten Schritt fragt Misambo in 58 Fragen Geschlecht, Hobbys, Alter, Eigenschaften, Ernährungsweise, Sprachen, Budget und mehr ab.

Die Antworten werden anschließend automatisch mit denen der anderen Nutzer verglichen, heraus kommt ein Übereinstimmungswert zwischen null und hundert Prozent. „Ab 70 Prozent kann man davon ausgehen, dass die Personen zusammenpassen“, sagt Stelter. Mit den passenden Personen können die Nutzer in Kontakt treten.

Gestartet ist Misambo im März dieses Jahres, bisher ist das Konzept nur in Bremen und Umkreis nutzbar. 200 Personen zwischen 18 und 83 Jahren haben sich laut Stelter auf der Plattform registriert. Sie zahlen eine Nutzungsgebühr von rund 90 Euro für drei Monate oder 120 Euro für ein halbes Jahr. Den Preis rechtfertigt der Gründer damit, dass Misambo nicht nur die Mitbewohnersuche übernimmt, sondern auch einen telefonischen Beratungsservice anbietet. User können darüber etwa Steuerberater fragen, wie sie Einkünfte aus Vermietung versteuern müssen und Wohnrecht-Anwälte, ob ihre Vermieter ihnen Mitbewohner verbieten dürfen.

Ende des Jahres soll Misambo laut Stelter nach Hamburg, Niedersachsen und Schleswig-Holstein expandieren. 2020 will er deutschlandweit aktiv sein und 10.000 Nutzer haben. Wie viele der bisherigen Nutzer schon zusammengezogen sind, weiß Stelter nicht: Die User müssen nicht angeben, ob sie Wohnpartnerschaften eingegangen sind.


Bild: Misambo