Victor Cazacu und Philipp Petrescu (rechts) haben MVP Factory zusammen gegründet.
Victor Cazacu war Head of Mobile bei N26 und Philipp Petrescu (r.) hat Lendico gegründet – jetzt leiten sie die MVP Factory.

Mit 21 Jahren stürzte Philipp Petrescu sich direkt von der Business School WHU ins Rocket-Universum. Als Geschäftsführer sollte er die Kreditplattform Lendico mitaufbauen. Fünf Jahre später hat das Fintech von Rocket Internet eine turbulente Geschichte hinter sich: mit Entlassungen, einem Pivot und dem Verkauf an die ING Diba. Die ganze Zeit blieb das Startup hinter den Erwartungen zurück.

Mitgründer Petrescu ging bereits 2015 von Bord. „Es gab in der Geschäftsführung strategische Differenzen“, sagt er im Rückblick. Und so entschied er sich nach einer Finanzierungsrunde, das Unternehmen zu verlassen.

Ohne großes Aufsehen arbeitet der heute 26-Jährige seit Ende 2016 an einem neuen Startup. Mit der MVP Factory erstellt sein Team Tech-Projekte für große Unternehmen – Merck und KMPG gehören zu den Kunden. Das Startup vermittelt die Aufträge in seinem Entwickler-Netzwerk mit etwa 300 Freelancern, die vor allem in Rumänien arbeiten. Die 16 Mitarbeiter in Berlin kümmern sich um die Kommunikation mit den Kunden.

Die Unternehmen erhalten die Projekte zu einem Fixpreis, eine technische Plattform hilft MVP Factory bei der Organisation der Aufträge. „Wenn die Konzerne beispielsweise neue Produkte ausprobieren wollen, wenden sie sich an uns“, sagt Petrescu. Außerdem vermittelt das Berliner Unternehmen auch ganze Teams, die bereits eingespielt sind.

Der Markt gilt als schwierig

Das Startup teilt sich die Einnahmen mit den Entwicklern. Im vergangenen Jahr machte MVP Factory mit dieser Geschäftsidee insgesamt zwei Millionen Euro Außenumsatz, ohne Geld von Investoren. Petrescu hat aus seiner Rocket-Zeit gelernt: „Manchmal ist es schlecht, zu schnell viel Geld zu raisen.“ Gerade in frühen Phasen sollte man sehr fokussiert am Produkt arbeiten. „Zu viel Geld verleitet oft dazu, den Fokus schleifen zu lassen.“

In diesem Jahr visiert Petrescu und sein Team bereits vier Millionen Euro Umsatz an. Für das weitere Wachstum sammelten die Gründer vor wenigen Wochen eine Finanzierungsrunde ein. Business Angel wie Verena Pausder und der ehemalige KKR-Partner Henrik Kraft investierten insgesamt eine halbe Million Euro, wie der Gründer mitteilt.

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Der Markt stellt sich bislang als schwierig heraus. Als Konkurrenten von MVP Factory war Rocket Internet mit Launchcircle gestartet. Codecontrol und Hackerbay drängten ebenfalls auf den Markt. Doch nach dem Start wurde es erst einmal leise um die Berliner Startups. Rocket gibt nun bekannt, dass es Launchcircle „erst einmal nicht weiterverfolgen“ werde. Hackerbay hat seinen Fokus verändert und tritt stärker als Tech-Berater auf.

Eine Skalierung des Geschäftsmodells gilt als kompliziert, weil viele der großen Firmen nicht genau wissen, was sie eigentlich für Produkte brauchen. Philipp Petrescu sieht das nicht als Problem: „Es kommt darauf an, mit welcher Abteilung man spricht.“ Gerade die CTOs der großen Firmen hätten genaue Vorstellung wie die digitalen Produkte aussehen müssen. Und so will es der Lendico-Gründer doch noch mal mit mehr Wagniskapital versuchen: Im kommenden Jahr plant das Startup den nächsten großen Wachstumsschritt – mit Geld von Investoren.

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Bild: MVP Factory