Ist bekannt für seine schwarze Lederjacke: Nvidia-Chef Jensen Huang, hier bei der Konferenz in München.

Bevor Investoren Geld geben, wollen sie von Gründern die grundsätzliche Skizze des Geschäftsmodells und eine Kalkulation sehen. Um einen Businessplan kommt niemand herum. So der allgemeine Grundsatz – hierzulande jedenfalls. Doch es geht auch ohne. Das beweist Jensen Huang, Chef des milliardenschweren Chipherstellers Nvidia.

„Ich erinnere mich gut an die Zeit, in der wir noch ein Startup waren. Und daran, dass ich damals keinen gescheiten Satz zustande brachte“, sagt Huang bei der Verleihung eines Startups-Preises während der GTC Europe in München, der Hauskonferenz des Chipherstellers. Er hat Nvidia 1993 in Kalifornien gegründet.

Die Idee hinter Nvidia habe er anfangs gar nicht erklären können. „Sie war irgendwo in mir drin, aber ich habe es nicht fertig gebracht, sie so erklären, dass es jemand anders verstanden hätte“, fährt Huang fort.

Also habe er einen guten Freund um Rat gefragt. Der hatte ein Buch über die Erstellung eines Businessplans geschrieben, ein sehr dickes. Das habe er aber nie gelesen, nie einen Businessplan geschrieben – bis heute. „Wenn ich das Buch durchgearbeitet hätte, wäre Nvidia nie erfolgreich geworden“, glaubt der Nvidia-Chef. „Uns wäre das Geld ausgegangen, das wäre unser Ende gewesen.“ Doch er hatte Glück.

„Ich gebe euch eine Million. Wenn ihr die in den Sand setzt, bringe ich euch um!“

Hilfe kam von seinem damaligen Chef. Ihm habe er von seinen Gründungsplänen erzählt und gesagt, dass er Geld brauche, „obwohl ich nicht überzeugt davon war, dass ich überzeugend bin“, sagt Huang. Sein Chef habe trotzdem an ihn geglaubt. Ohne sein Wissen habe dieser einen Venture-Kapitalgeber angerufen und gesagt: „Ich weiß nicht, was die Kids dir erzählen, aber gib‘ ihnen Geld.“ Don Valentine vertraute auf die Empfehlung – und investierte in Nvidia. Valentine galt in den 1990ern als einer der renommiertesten Wagniskapitalgeber und wird heute als „Großvater des Silicon Valley Venture Capital“ bezeichnet.

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Von Vorteil sei außerdem gewesen, dass die Video-Game-Branche damals gerade erst im Entstehen war, so Huang weiter. Der größte Wettbewerber habe Anfang der 1990er nur 12 Mitarbeiter und einen 14-jährigen CEO gehabt. Don Valentine habe zu ihm gesagt: „Die Wahrscheinlichkeit, dass es einer von euch beiden schafft, ist sehr gering. Ich gebe euch eine Million. Wenn ihr die in den Sand setzt, bringe ich euch um“. Das war der Start von Nvidia.

Im Jahr 2017, rund 24 Jahre nach der Gründung, machte Nvidia einen Umsatz von mehr als neun Milliarden US-Dollar. Der Aktienwert des Unternehmens, das vor einigen Jahren auch die Autobranche als Abnehmer für seine Chips entdeckte, entwickelte sich vom  kleinen 3D-Grafik-Entwickler zum KI-Marktführer. Die Aktie steht heute  (Stand: 11. Oktober 2018) bei 245 Dollar. 

Bild: Nvidia; Disclaimer: Der Besuch auf der GTC in München fand auf Einladung von Nvidia statt.