Schulpflichtige Jugendliche sind wahrscheinlich nicht die Zielgruppe, an die das chinesische Unternehmen Ofo gedacht hat, als es Ende April  seine Leihfahrräder auf Berlins Straßen platzierte. Schließlich braucht man zur Anmeldung eine Kreditkarte und ganz billig ist das Vergnügen ja auch nicht. Doch genau die Halbstarken scheinen derzeit die größte Nutzergruppe zu sein, jedenfalls wenn man sich in Bezirken wie Wedding oder Neukölln umguckt. Ein Berliner Blog will jetzt die Erklärung haben: Die Jugendlichen sollen einen Hack gefunden haben, mit dem sie die Fahrräder umsonst ausleihen können. 

Das Blog verweist auf Anleitungen und Videos im Netz, die zeigen, wie man die Bezahlschranke beim Ausleihen per App umgeht. Glaubt man den Tutorials, ist das Unterfangen ganz leicht. Auch Gründerszene hat den Trick getestet – allerdings ohne Erfolg. Die App ließ sich von uns nicht überlisten. Vielleicht auch besser so, schließlich handelt es sich dabei ja um eine Straftat.

Ofo bestätigt auf Nachfrage von Gründerszene, dass seine Leihfahrräder mitunter „missbräuchlich genutzt“ würden. „Wir sind im Moment dabei, technische und organisatorische Lösungen dafür zu finden, dass unsere Räder nicht zu knacken sind“, sagt Alex Cappy, General Managerin für Ofo in Deutschland. Das Startup behalte sich strafrechtliche Schritte vor. 

Zuletzt hatten die vielen Leihfahrräder in der Hauptstadt die Emotionen ohnehin hochkochen lassen. Nicht unwahrscheinlich, dass den Wedding-Kids für einen solchen Hack also Sympathie entgegenschlagen würde.

Leihfahrräder sind jedenfalls nicht zum ersten Mal Ziel einer solchen Aktion. Schon 2004 hatte der Chaos Computer Club die Fahrräder von Call a Bike in Berlin gehackt. Damals hatten die Hacker ebenfalls ausführlich im Internet beschrieben, wie sich das Fahrrad knacken lässt und man kostenlos fahren könne, ohne dass die Bahn etwas davon bemerke.

Ob man nun wirklich jedem Jugendlichen in Berlin auf einem Leihfahrrad kriminelle Energie unterstellen kann, bleibt ungeklärt. Aber selbst bei Ofo sieht man die Situation offenbar auch mit einem zwinkernden Auge. „Wir werden es den Kids auf jeden Fall schwerer machen“, so Cappy. „Erstaunlich finden wir aber, wie findig die Berliner Jugendlichen offenbar sind – wenn wir damit wenigstens einen kleinen Beitrag dazu leisten konnten, junge Menschen zum Fahrrad fahren zu bewegen, können wir diesen Vorfällen doch zumindest ein bisschen auch etwas Positives abgewinnen.“ In jedem Fall kommen die Fahrräder so ihrer eigentlichen Bestimmung nach: Sie werden gefahren. Und nicht als Baumschmuck missbraucht.


Bild: Ofo