Das Oyoyo-Team um Geschäftsführer Maik Ehmke (rechts). Mitgründer Dan Schmitz ist nicht im Bild.
Das Oyoyo-Team um Geschäftsführer Maik Ehmke (rechts).

Was passiert, wenn ein 90 Jahre altes Familienunternehmen in die Hände eines 30-Jährigen gelegt wird? Klar – er will es moderner machen. Genauso war es bei Dan Schmitz, als er 2012 in vierter Generation die Geschäftsführung der Schmitz-Werke übernahm, einem Textilproduzenten aus Emsdetten.

Dan Schmitz
Dan Schmitz

Schon kurz nach dem Führungswechsel sei Schmitz auf einer Messe die Idee für einen neuen Geschäftszweig gekommen, erzählt er im Gespräch mit Gründerszene. „Dort stellten Kreative ihre Designs in riesigen Bildbänden vor, die sie dann zu niedrigen Preisen verkauften.“ Das habe ihm missfallen, so Schmitz. „Ich halte sehr viel von Kreativität und fand, das wurde nicht richtig wertgeschätzt.“ Seine Idee: Er könnte die Designs der Künstler mit seinem Unternehmen auf Textilien drucken lassen. 

Eine Plattform für junge Künstler

Genau das macht er heute mit seinem aus den Schmitz-Werken heraus gegründeten Startup Oyoyo. Designer – insbesondere junge, noch unbekannte – können ihre Werke, etwa Zeichnungen, Fotografien und Grafiken, bei dem Startup einreichen. Das fünfköpfige Oyoyo-Team prüft die Designs, dann bedruckt die Firma Bettwäsche, Vorhänge, Rollos, Tischdecken und weitere Textilien damit und verkauft sie über ihren Onlineshop.

Pro verkauftem Produkt mit dem Design eines Künstlers erhält dieser fünf Euro. Bedruckte Kissenbezüge kosten bei Oyoyo rund 30 Euro, Bettwäsche verkauft das Startup für rund 50 Euro. Bisher stehen Designs von 29 Künstlern zur Auswahl. 

Bis der Oyoyo-Shop live und damit Schmitz‘ Idee von der Textilmesse realisiert war, dauerte es allerdings Jahre. Erst 2017 ging er das Thema konkret an. Damals holte Schmitz auch seinen Freund Maik Ehmke ins Boot, der damals den E-Commerce-Bereich des Familienmode-Unternehmens Ernsting’s Family mitverantwortete. „Dan hat mir von seiner Idee erzählt und ich war direkt angefixt“, so Ehmke. Ein größeres Projekt bei seinem alten Arbeitgeber schloss er noch ab, dann kündigte er, um gemeinsam mit Schmitz dessen Idee umzusetzen.

Der Plan der beiden: Für die Designer-Textildrucke sollte es nicht bloß eine Abteilung im Konzern geben, sondern ein eigenständiges Startup, das das Geschäftsmodell des ansonsten gut laufenden Unternehmens ergänzt. Die Schmitz-Werke GmbH verkauft verschiedene Textilprodukte, etwa Markisen und Stoffe für Boots- und Auto-Ausstattungen. Damit machte das Unternehmen im vergangenen Jahr nach eigenen Angaben 121 Millionen Euro Umsatz, acht Millionen mehr als im Vorjahr. Der Konzern beschäftigt weltweit rund 800 Mitarbeiter in 14 Tochterfirmen. 

Ein „Schlachtplan“, um den Beirat zu überzeugen 

Bevor sie gründen konnten, mussten Ehmke und Schmitz noch den Beirat des Familienunternehmens überzeugen, die Idee finanziell zu unterstützen. „Die Reaktion des Beirats war geprägt von den Fragen: ,Warum müsst ihr dazu etwas Neues gründen? Warum geht das nicht im vorhandenen Mantel der Schmitz-Werke?‘“, erinnert sich Schmitz. Ein halbes Jahr hätten sie dann Zeit bekommen, einen soliden Business-Plan zu entwickeln, sagt Ehmke. In der Zeit habe er sich auch „in alle Phasen einer Unternehmensgründung eingearbeitet“. Für ihn, der zuvor als Angestellter tätig war, etwas völlig Neues.

Ihren „Schlachtplan“, wie sie es nennen, pitchten sie schließlich vor dem Beirat und externen Beratern – und bekamen die Freigabe, Oyoyo zu gründen. Seit der Gründung 2018 hält nun die Schmitz-Werke GmbH 95 Prozent der Anteile an Oyoyo, der Rest gehört den Gründern. Wie hoch die Investitionssumme war, sagen sie nicht.

25 Tage Wartezeit für die Designer-Bettwäsche 

Gelauncht ist Oyoyo erst im Frühjahr 2019. Es sei noch zu früh, Kundenzahlen und Umsätze zu nennen, sagen die Gründer. Das Geschäft sei aber „gut angelaufen“. An den Lieferzeiten hapert es allerdings noch. Wer Bettwäsche bei Oyoyo bestellt, muss 25 Tage darauf warten. Das liege daran, dass jedes Produkt erst nach der Bestellung produziert werde – aus Nachhaltigkeitsgründen, sagt Schmitz. „Ich bin strikt dagegen, containerweise Produkte vorzubestellen. Das hat mit Nachhaltigkeit nichts zu tun“, so der 36-Jährige. Auch mit Qualität wolle man sich von anderen Textilmarken abheben. Oyoyo-Produkte würden in Europa nach Öko-Tex-Standard hergestellt. Das heißt, dass dabei keine potentiell gesundheitsschädlichen Chemikalien verwendet werden dürfen. 

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Derzeit arbeite man daran, die Lieferzeit auf maximal zehn Tage zu reduzieren. Ansonsten halten sich die Gründer bedeckt, was Ambitionen und Ziele betrifft. „Es geht nicht darum, im ersten Jahr gleich drei Millionen Euro zu machen, sondern darum, ein nachhaltiges und skalierbares Geschäftsmodell zu entwickeln“, sagt Ehmke. Das erste Geschäftsjahr sehe er als Testjahr: „Wir versuchen, uns selbst zu finden.“

Bilder: Oyoyo