Hat drei Kinder und zwei Firmen: Barrio-Gründerin Melanie Epp.
Hat zwei Firmen und drei Kinder: Barrio-Gründerin Melanie Epp

In dieser Woche wollen wir unseren Lesern zeigen, wie Startups die Zielgruppe Eltern und Kinder bedienen. Deswegen könnt ihr hier den Artikel über die Barrio-Gründerin, der zuerst am 2. April 2019 erschien, noch einmal lesen. Auch das österreichische Unternehmen Woom ist in diesem Markt erfolgreich. Woom verkauft Luxus-Räder, unsere Autorin Pauline Schnor hat mit dem Gründer gesprochen. Weitere Artikel zu dem Thema folgen. 

Eine Dating-App für Kinder? Das klingt erst einmal sehr falsch. Ein Münchner Startup bietet mit Barrio aber tatsächlich eine solche an – auch wenn der Begriff Date in diesem Falle für den englischen Begriff „Playdate“ steht, also Spieltreffen. Das bedeutet: Eltern können sich in der App mit anderen Eltern in der Umgebung „matchen“ und zum gemeinsamen Spielen oder zu Ausflügen mit ihren Kindern verabreden.

Offenbar hat das Team um Gründerin Melanie Epp mit dieser Idee einen Nerv getroffen. Ein Jahr nach dem Start seien in der App 30.000 Eltern in Deutschland, Österreich und der Schweiz aktiv, sagt sie im Gespräch mit Gründerszene. 100 über Barrio vereinbarte Treffen fänden pro Tag statt. 

90 Prozent der User seien Mütter, die meisten von ihnen Großstädterinnen. „Auf dem Land wird Barrio wenig genutzt. Da sind die Eltern analog stärker miteinander vernetzt, zum Beispiel in Vereinen“, sagt Epp. Wer in der Großstadt ein Kind bekomme und nicht zufällig gleichzeitig mit den eigenen Freunden schwanger werde, könne sich gerade in der Elternzeit schnell allein fühlen. In der Barrio-App sollen solche Eltern Gleichgesinnte finden – und zugleich Spielkameraden für ihre Kinder. „Wir wollen, dass die Mütter keine Instagram-Moms sind, die sich gegenseitig online bewundern, sondern, dass sie mit den Kindern vor die Tür gehen und sich real kennenlernen“, sagt Epp.

Unterschiedliche Erziehungsstile? Lieber kein Playdate

Wer bei Barrio ein Profil erstellt, muss nicht nur angeben, wie alt seine Kinder sind. Gefragt wird etwa auch, ob man auf Plastik- oder Holzspielzeug setzt, selbst kocht oder essen geht, lieber wandert oder ins Spieleparadies fährt. Weitere Besonderheiten – etwa zum eigenen Erziehungsstil oder der Ernährungsform – kann man händisch ins Profil eintragen. Der Sinn dahinter: „Eltern sind sehr speziell. Sie haben sehr konkrete Ansichten zu allem, sei es Ernährung, Plastikspielzeug oder Impfen“, sagt Epp. „Man muss dringend andere Eltern finden, die dahingehend zu einem passen – sonst wird das Ganze nicht lustig.“

Die 45-Jährige spricht aus Erfahrung. Sie hat selbst drei Kinder, die Älteste im Teenager-Alter, der Jüngste noch im Kindergarten. Und darüber hinaus eine weitere eigene Firma: das Kindermode-Label Nyani, das sie 2013 nach acht Jahren als Kommunikationschefin beim Versicherungskonzern Allianz gründete. Wie sie das alles managt? „Genauso chaotisch wie alle anderen berufstätigen Eltern auch“, sagt Epp. Sie und ihr Mann hätten es anfangs mit einer Aufteilung nach Tagen probiert – er sollte sich an drei Nachmittagen um die Kinder kümmern, sie an den restlichen – doch das klappte nicht. Nun sei es „immer ein organisatorischer Wahnsinn, von Woche zu Woche. Wichtig ist: flexibel bleiben und den Humor behalten.“ Bei ihrem Team treffe sie auf Verständnis, acht der zehn Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei Barrio seien Eltern kleiner Kinder.

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Schlechte Chancen für Betrüger

Finanziell trägt sich das junge Startup noch nicht. Gewinn abwerfen soll Barrio einmal durch Werbung in der App, außerdem durch kostenpflichtige Events, die Firmen sponsern können. „Barrio Family Day“ nennt Epp diese Veranstaltungsreihe für Eltern und Kinder, die bisher in München, Frankfurt und Erfurt stattgefunden hat. Jeweils 200 Leute hätten daran teilgenommen, so die Gründerin. Bislang werde Barrio finanziell aus dem Privatumfeld unterstützt, man plane aber gerade eine erste Finanzierungsrunde. 1,6 Millionen Euro möchte Epp von Investoren einsammeln und damit vor allem mehr Nutzer gewinnen.

Für Dating im herkömmlichen Sinne genutzt wurde Barrio laut Epp bislang nicht: „Wir hatten noch keine Anfrage á la ,junger Vater sucht Wochenend-Gesellschaft ohne Kind‘“. Sorge vor Betrügern besteht beim Thema Kinder aber natürlich schon. Epp und ihr Team schauen daher jedes neue Profil an und untersuchen es nach Auffälligkeiten. Wie etwa bei dem Nutzer, dessen Profilbild einen nackten Männeroberkörper zeigte und der gezielt nach „Zwillingen zum Spielen“ suchte. Den hätten sie direkt gelöscht, sagt Epp.

Bild: Barrio