„Die Hoffnung habe ich noch nicht verloren“, sagt Popcornloop-Gründer Murat Akbulut.
„Die Hoffnung habe ich noch nicht verloren“, sagt Popcornloop-Gründer Murat Akbulut (45).

Ein Stab aus Edelstahl, eine Haube aus Baumwolle – das ist der „Popcornloop“, ein Gerät zur Popcorn-Herstellung. Murat Akbulut hat es erfunden und 2015 in der „Höhle der Löwen“ vorgestellt – mit Erfolg. Die damaligen Juroren Judith Williams und Vural Öger investierten 80.000 Euro und bekamen dafür 35 Prozent von Akbuluts Firma.

Drei Jahre später ist Popcornloop zahlungsunfähig. Im Juli musste das Unternehmen aus Nürnberg Insolvenz anmelden. Was ist passiert?

80,5 Prozent des Startups gehören DHDL-Juroren

Was den Gesellschafterkreis angeht einiges. Öger verkaufte seine Anteile schon im Juni 2016. Auch der Name Judith Williams stand von da an nicht mehr in der Gesellschafterliste, stattdessen die Glow Innovations GmbH. Inzwischen heißt diese Beteiligungsfirma Lions Chain.

Williams ist nicht Inhaberin, sondern Teilhaberin dieser Firma – und somit nur noch indirekt an Popcornloop beteiligt. Ebenfalls Teilhaber von Lions Chain: Georg Kofler, der seit vorigem Jahr wie Williams bei „Die Höhle der Löwen“ (DHDL) zu sehen ist. Insgesamt hält das Unternehmen 80,5 Prozent der Anteile an Popcornloop. Lediglich die restlichen 19,5 Prozent sind noch im Besitz von Akbulut. 

Seit Mai kein Teleshopping mehr

Der Gründer und ein Sprecher seiner Insolvenzverwalterin nennen als Hauptgrund für die Insolvenz, dass ein großer Vertriebskanal weggebrochen sei. Die meisten Popcornloops verkaufte das Startup über den Teleshopping-Sender HSE24. Hier platziert Williams viele ihrer DHDL-Startups, etwa auch die Haferbrei-Mischungen von 3Bears oder die Haarprodukte von Pony Puffin.

HSE24 habe stets große Mengen des Popcornloops eingekauft, berichtet Akbulut – bis Januar 2018. „Auf einmal haben sie den Einkauf gestoppt. Damit haben wir nie gerechnet.“ Den genauen Grund für die Auslistung kenne er nicht, er selbst habe nie mit HSE24 darüber gesprochen. Auf Nachfrage von Gründerszene kommentiert eine Sprecherin des Senders: „Das Produkt hat einen normalen Verkaufszyklus durchlaufen und ist zuletzt im Mai dieses Jahres auf Sendung gegangen.“ Der Popcornloop sei seit August 2016 in über 50 Live-Shows präsentiert und im Onlineshop angeboten worden.

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Ohne HSE24 vertrieb Popcornloop seine Produkte zuletzt nur noch über den eigenen Onlineshop sowie einige Einzelhandelsunternehmen, darunter Mediamarkt. Insgesamt verkaufe er derzeit zehn bis 20 Geräte am Tag, sagt Akbulut – längst nicht genug. Wie viele es zu Hochzeiten waren, kann der 45-Jährige nicht sagen. Er wisse lediglich, dass seit dem DHDL-Auftritt 2,5 Millionen Euro umgesetzt wurden. 

Neuer Geschäftsführer sollte Popcornloop stabilisieren 

In Gesprächen mit Williams‘ Pressesprecher wird klar: Schon Monate vor dem Absprung von HSE24 unternahmen die Popcornloop-Investoren einiges, um das Startup zu retten. Nur gebracht hat es nichts. 

Bereits im Juli 2017 stellte die Social Chain Group, die Mutterfirma von Lions Chain, jemanden ein, der Murat Akbulut als zweiter Geschäftsführer unterstützen sollte: Jürgen Müller. „Ich sollte die Situation des Unternehmens stabilisieren und eine strategische Basis für ambitioniertes Wachstum entwickeln“, sagt er auf Nachfrage von Gründerszene.

Die Insolvenz nimmt Müller durchaus auch auf seine Kappe. „Als Geschäftsführer trägt man die Verantwortung und damit letztendlich auch für die jetzige Situation des Unternehmens.“ Was genau er falsch gemacht hat, sagt er nicht konkret. „Es gibt Entscheidungen, die mit dem Wissen von heute hätten anders getroffen werden können. Ob damit auch das Wegbrechen des wichtigsten Vertriebskanals hätte verhindert werden können, ist natürlich fraglich.“ 

50.000 Euro für einen neuen Markenauftritt

Eine dieser Entscheidungen, an denen er wesentlich beteiligt war: das Rebranding von Popcornloop. 50.000 Euro zahlte das Startup nach Angaben von Akbulut einer Agentur, die auch das Design für Judith Williams‘ Kosmetik-Linie entworfen hat, für einen moderneren Markenauftritt. Der neue Slogan: „Pop up your life“. Investorin Williams habe große Hoffnungen in das Rebranding gesetzt: „Sie wollte aus Popcornloop eine große Marke machen und hat gesagt, wir brauchen dazu ein gescheites Logo“, erinnert sich Akbulut.

Letztendlich war das Rebranding teuer, der Return on Investment jedoch überschaubar. „Ohne die Unterstützung der Gesellschafter hätte das Unternehmen das Investment für diesen Markenrelaunch nicht tragen können“, sagt Müller. Er hätte das Geld rückblickend lieber anders verwendet, sagt Akbulut – zum Beispiel für die Entwicklung neuer Produkte.

„Das Thema Insolvenz hat mich körperlich und emotional stark gefordert“

Müller musste Popcornloop zum 31. Juli 2018 verlassen. „Ich wurde nach Eröffnung des Insolvenzverfahrens von den Gesellschaftern als Geschäftsführer abberufen.“ An einer anderen Position bei Social Chain habe er kein Interesse gehabt. „Das Thema Insolvenz hat mich körperlich und emotional stark gefordert. Sicherlich habe ich in dieser Phase viel gelernt, müsste so eine Situation aber nicht unbedingt ein zweites Mal erleben.“

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Retten könnte Popcornloop jetzt nur noch ein neues Investment. Judith Williams‘ Sprecher sagt dazu nur: „Generell äußern wir uns nicht zu der Frage, ob in Zukunft ein Investment in eine Firma geplant ist oder nicht.“ Akbulut wird deutlicher: „Judith Williams und Georg Kofler stecken erstmal kein neues Geld in Popcornloop.“

Diese Erkenntnis mache ihn nicht wütend, sagt er, nur traurig. „Es ist mein Baby. Ich hatte diese Idee schon in meiner Jugendzeit. Bis hierhin bin ich gekommen – und nun sind wir insolvent“, sagt der Gründer. „Vor zwei Monaten war noch alles anders. Aber die Hoffnung habe ich noch nicht verloren.“

Bild: Popcornloop