Die Deskcloud-Gründer Ricardo Klapperich, Jan Weber und Torsten Schmickler (v.l.n.r.)

Etwa 500 Coworking Spaces gibt es Deutschland – und die Szene wächst. Laut dem Online-Magazin Deskmag planen drei Viertel der deutschen Standorte zu expandieren. Weltweit ist der Trend noch eindeutiger, hier stieg die Anzahl der Coworking Spaces um ein Fünftel. Von dieser Entwicklung will auch das Startup Deskcloud profitieren, das im Januar 2019 gegründet wurde.

Die drei Gründer Ricardo Klapperich, Jan Weber und Torsten Schmickler planen, mit ihrer Plattform ein großes Netzwerk für Coworker zu schaffen: Wer Mitglied wird, bekommt Zugang zu verschiedenen Coworking Spaces und kann sich per App selbst einbuchen. Derzeit gibt es neben einer kostenlosen Testversion nur zwei Tarife: Entweder kann man unbegrenzt in einen der derzeit 60 Standorte einchecken oder für vier Besuche zahlen. Eine kleine Gebühr des Mitgliedsbeitrags geht an Deskcloud, der Rest wird dem Coworking Space gutgeschrieben.

Gründer Ricardo Klapperich ist zuversichtlich, dass bis Ende des Jahres 100 Coworking Spaces bei Deskcloud vertreten sein werden. „Bisher kommt alle zwei, drei Tage ein neuer Standort dazu. Da wir nur ein kleines Team sind, kommen wir kaum hinterher.“

Zielgruppe: Freiberufler und Unternehmen

Klapperich, Weber und Schmickler sind selbst eingefleischte Coworker, schon während des Studiums und der ersten Berufserfahrungen in verschiedenen Startups nutzten sie Coworking Spaces. Doch es fehlte ihnen an Freiheit und Flexibilität sowie an Möglichkeiten, sich mit noch mehr Freelancern und Gründern auszutauschen. „Genau diese Flexibilität wollen wir unseren Mitgliedern nun bieten. Bei uns kann der Nutzer direkt loslegen und coworken – ohne großen Suchaufwand oder lange Pendlerwege“, sagt Klapperich.

Interessant sei das nicht nur für einzelne Freiberufler, sondern auch für Unternehmen. „Die heranwachsende Generation von Digital Natives erwartet und fordert von künftigen Arbeitgebern, agil und flexibel arbeiten zu können. So lässt sich auch der ländliche Raum beleben, denn nicht jeder will für einen Job in die Großstadt ziehen.“

Deskcloud ist eine Ausgründung der Rheinischen Fachhochschule Köln und wird vom Accelerator-Programm von Digitalhub.de. gefördert. Zu den Geldgebern gehört zudem die NRW Bank. Die Deskcloud App ist seit knapp zwei Monaten auf dem Markt und hat laut Klapperich eine dreistellige Nutzerzahl.

Laut eigenen Angaben ist Deskcloud der größte Anbieter mit einem solchen Konzept. Konkurrenz sieht Klapperich vor allem bei dem Anbieter WeWork. Dennoch gibt es laut ihm einen gewichtigen Unterschied. WeWork expandiert stark, sie sind aber auch gleichzeitig Anbieter der Standorte. „Das ist nicht unser Weg. Für uns liegt der Reiz des Coworking in seiner Vielseitigkeit“, so Klapperich. Dabei sei ein enger Austausch mit den Coworking Spaces wichtig. „Wir sind natürlich Dienstleister für die Coworker, aber auch Vertriebs- und Marketingkanal für die Standorte – und wir wollen, dass sie keinen Aufwand mit Abrechnungen oder Verwaltung haben. Diese Vorgänge sind bei uns völlig automatisiert.“

Expansion auf den europäischen Markt geplant

Das Konzept von Deskcloud hat durchaus Potential, denn in der Coworking-Branche werden zunehmend auch Konferenzräume oder ganze Etagen an größere Teams oder sogar Konzerne vermietet. Auch darauf will sich das Team von Klapperich einstellen: „Die Nutzer sollen nicht nur Zugang zu Infrastruktur und Community bekommen, sondern künftig über die App auch Events, Workshops oder Konferenzräume buchen können.“

Das Ziel für die nähere Zukunft? Ins Ausland gehen. „Coworking ist ganz klar ein globaler Trend. Das funktioniert nur, wenn wir unseren Nutzern auch Spaces im europäischen Ausland anbieten“, sagt Klapperich.

Bild: Deskcloud