Von Business Angels oder VCs gibt es für Gründerinnen seltener Geld als für Gründer.

Ihre Zahl ist ohnehin schon gering. Laut Deutschem Startup Monitor liegt der Anteil der Gründerinnen in deutschen Startups bei 15,7 Prozent. Jetzt belegt eine Analyse des Branchendienstes Startupdetector, dass sich der Anteil von Gründerinnen in Deutschland, die zuletzt Risikokapital eingesammelt haben, nochmal deutlich darunter bewegt. Die Auswertung liegt Gründerszene vor.

An der Spitze von gerade einmal knapp 11,3 Prozent der Startups (56 Stück), die zwischen Juli und September dieses Jahres Geld von Business Angels oder VCs eingesammelt haben, war mindestens eine Frau vertreten. Insgesamt wurden 497 Jungunternehmen mit Finanzierungsrunde gezählt.

Die Zahlen weisen einmal mehr auf ein bekanntes Problem hin: In den Gesellschafterkreisen ihrer Unternehmen sitzen Gründerinnen seltener als Gründer VCs oder Business Angels gegenüber. Weibliche Gründerteams setzen laut Female Founders Monitor häufiger auf ihre eigenen Ersparnisse und auf Unterstützung durch Familie oder Freunde. Die dort befragten Gründer hatten zum Zeitpunkt der Erhebung durchschnittlich 3,4 Millionen Euro eingesammelt, Gründerinnen dagegen im Schnitt nur 200.000 Euro.

Hinsichtlich der Branchen haben junge Unternehmen aus der Medizinbranche in Deutschland der Auswertung zufolge zwischen Juli und September dieses Jahres besonders häufig Finanzierungen eingefahren. Auf Platz zwei und drei des bundesweiten Branchenvergleichs sind Startups mit Software- und E-Commerce-Schwerpunkt gelandet.

Zu den Medizin-Deals zählte unter anderem das Investment in die Münchner Rückentrainings-App Kaia durch den Beteiligungsarm eines US-Versicherungskonzerns. In der Kategorie Software dabei: die 30-Millionen-Finanzierung für Pitch, das Startup des Wunderlist-Gründers Christian Reber.

Wo kommen die finanzierten Firmen her? Eine klare Mehrheit hat ihren Sitz in der Startup-Hauptstadt Berlin. Zur Einordnung: In Deutschland wurden 2018 laut Handelsregister monatlich im Schnitt 130 Jungunternehmen angemeldet, allein 37 davon in der Bundeshauptstadt. Im vergangenen Kalenderjahr wurde an Werktagen also etwa alle 14 Stunden ein neues Startup in Berlin hochgezogen. Hinsichtlich der Zahl der Finanzierungen folgen auf Berlin zuerst München, dann Hamburg und Frankfurt am Main.

Die meisten Startups waren zum Zeitpunkt der Finanzierung über drei Jahre alt. Das zweithäufigste Alter für einen Deal: ein Jahr und jünger. In dieser Zeit sind Gründer in der Regel auf Pre-Seed- und Seed-Finanzierungen angewiesen, um ihr Unternehmen aus der Taufe zu heben.

Dazu passt, dass fast drei Viertel der Beteiligungen von Business Angels eingegangen wurden. Investments durch VCs und Unternehmen, also sogenannte Corporate-Geldgeber, kamen dagegen seltener vor. Diese Verteilung gilt sowohl für Startups, die zum allerersten Mal Geld eingesammelt haben, als auch für Late-Stage-Unternehmen.

Der High-Tech Gründerfonds (HTGF), dessen Mittel vom Bund und aus der Privatwirtschaft kommen, gilt in Deutschland als einer der umtriebigsten Investoren. Auch in Q3 führt der HTGF die Liste an, gefolgt von Bayern Kapital, Atlantic Labs und IBB Bet. Platz sieben teilen sich gleich vier Geldgeber mit jeweils sechs Beteiligungen im dritten Quartal.

Woher kommen die Zahlen?

Gründer, die Geld für ihr Startup einsammeln, tun das nicht zwangsläufig mit großem öffentlichen Knall. Ohne Pressemitteilung oder Medienberichterstattung bleiben Finanzierungsrunden oftmals unbemerkt. Im Handelsregister sind die Runden aber fast immer eingetragen. Diese Daten nutzt Startupdetector für seine Analysen. Weil die Investitionen aber erst seit Mai beziehungsweise Juni dieses Jahrs erfasst werden, gibt es keine Vergleichszahlen für das erste und zweite Quartal 2019.

Als Startups wertet der Dienst zum Beispiel Unternehmen, die innovative Produkte vertreiben und junge Gründer haben. Schlagworte wie „Künstliche Intelligenz“ oder „Krypto“ in den Selbstbeschreibungen im Handelsregister (Unternehmensgegenstand) werden berücksichtigt. Der Dienst geht davon aus, dass es sich wahrscheinlich nicht um ein Startup handelt, wenn Gründer- oder Ortsbezeichnungen im Unternehmensnamen auftauchten. 

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Bilder: Getty Images / Westend61; Getty Images / Emilija Manevska; Collage: Gründerszene