Razor will bald zweistellige Millionenumsätze mit seinen Amazon-Marken machen. Im Bild: Ein Teil des Berliner Teams. Die IT sitzt in Indien.

Jeff Bezos dürfte noch eine Weile der reichste Mensch der Welt bleiben. Denn seine Amazon-Aktien steigen. Allein im vergangenen Quartal wuchs der Onlinehändler um 40 Prozent auf einen Umsatz von 90 Milliarden Dollar. Von diesem Trend profitieren auch Tushar Ahluwalia und Jonas Diezun aus Berlin: Mit der Razor Group kaufen sie Shops von Händlern auf Amazon und hoffen darauf, dass sich das Wachstum des E-Commerce-Konzerns fortsetzt – damit die von ihnen gekauften Marken an Wert gewinnen.

Das Vorbild kommt aus den USA und heißt Thrasio, weist einen Umsatz von 300 Millionen Dollar und über 6.000 Produkte auf. Das US-Startup wurde in kürzester Zeit mit einer Milliarde Dollar bewertet, zuletzt in der Finanzierungsrunde im Juli, und hat es damit zum Einhorn gebracht.

Die deutsche Razor Group ist erst wenige Monate alt und steht im Vergleich noch am Anfang. Das Gründungsteam besteht neben den beiden Co-CEOs Ahluwalia und Diezun (hat auch das Dental-Startup Franksmile gegründet) aus Shrestha Chowdhury, Christoph Felix Gamon (zuvor Venture Director bei Rocket) und Oliver Dlugosch.

In einer Seed-Finanzierungsrunde im August sammelten die Berliner insgesamt fünf Millionen Euro ein, anvisiert waren nur 3,5 Millionen. Investiert sind seitdem unter anderem Global Founders Capital, Redalpine, Presight Capital und 468 Capital sowie Angel-Investoren wie die Scalable-Capital-Gründer Erik Podzuweit und Florian Prucker oder Seriengründer Mato Peric.

Amazon-Händlern wird die eigene Firma zu groß

Das Razor-Team habe ein Tool entwickelt, um erfolgreiche Marken auf Amazon zu identifizieren, erzählt Tushar Ahluwalia im Gespräch mit Gründerszene. Zuvor gründete und leitete er das inzwischen eingestellte Fashion-Startup Stalkbuylove aus Indien.

Für die Aufkäufe bevorzugt Razor Firmen mit guten Produkten, positivem Kundenfeedback und Umsätzen von einer bis fünf Millionen Euro. Grundsätzlich kommen aber Unternehmen in Betracht mit einem EBITDA von mindestens 100.000 Euro, einer Nettomarge von mindestens zehn Prozent, einem Firmenalter von mindestens zwei Jahren und einer registrierten Marke. Bei den Produktkategorien ist Razor nach eigenen Angaben offen, saisonale Produkte schließe man aber derzeit aus.

Nachdem die richtigen Amazon-Verkäufer identifiziert wurden, geht es in den Verkaufsprozess. In acht von zehn Fällen handele es sich dabei um Firmen mit nur einem einzigen Mitarbeiter, sagt Ahluwalia. Die Gründe für den Verkauf sind vielfältig. Manchen Händlern „wächst das Unternehmen über den Kopf“, weil es als Nebenprojekt gestartet, inzwischen aber zu groß geworden sei oder zu viel Kapital benötige. Andere wollten „die Früchte der eigenen Arbeit ernten“, so der Gründer.

Geld für 30 Firmenkäufe

Vom Term-Sheet bis zum Closing dauere es dann etwa vier bis sechs Wochen. Nach dem Verkauf geht es an die Integration in die Dachgesellschaft. Das sei eine der Kernkompetenzen der Razor Group. Hierbei geht es beispielsweise um das Onboarding der Supplier, die Integration bestehender Mitarbeiter oder des ERP-Systems. Um den gekauften Shop profitabler zu machen, werden anschließend etwa Keywords, die Positionierung oder der Preispunkt optimiert und Kosten reduziert.

Bis Monatsende will die Razor Group die ersten beiden Akquisitionen abgeschlossen haben. Weitere Exit-Gespräche laufen parallel. Das Geld reiche derzeit für 30 Firmenkäufe, so Ahluwalia.

Das finanzielle Ziel sei es, bis Januar einen achtstelligen Umsatz zu generieren. Damit käme Razor dem US-Vorbild ein gutes Stück näher.

Bild: Razor Group