Die Verbraucher in Deutschland sind dem Handelsriesen Rewe zufolge beim Bestellen frischer Lebensmittel im Internet immer noch zurückhaltend. „Der Bereich ist langsamer wachsend als von vielen Experten angenommen“, sagte der für das Digitalgeschäft bei dem Kölner Konzern zuständige Vorstand Jan Kunath am Mittwoch. Die Entwicklung sei nicht so dynamisch, wie sie vor Jahren etwa bei Buch-Bestellungen im Internet gewesen sei, ergänzte Rewe-Chef Lionel Souque: „Die Nachfrage kommt nicht von allein.“
Rewe werde aber weiter in die Digitalisierung und den Online-Handel investieren, sagte Kunath. „Wir sind bereit – wenn es sich beschleunigt, sind war da“, betonte auch Soupue. Rewe sei in Deutschland im Online-Handel mit frischen Lebensmitteln die Nummer eins und wolle es auch in zehn Jahren sein.
Von Internet-Startups sieht Souque Rewe nicht ernsthaft bedroht: „90 Prozent der reinen Online-Lebensmittelhändler in Europa sind pleite gegangen.“ Die neuen Konkurrenten setzten auf rasantes Umsatzwachstum, hätten aber die gleichen Kosten etwa beim Einkauf wie traditionelle Händler, sagte er. Es werde sich zeigen, ob die Neulinge auch Gewinne schreiben könnten. Rewe mit einem Umsatz von mehr als 60 Milliarden Euro und steigenden Erträgen im Rücken könne sich Experimente mit neuen Techniken leisten. „Wir müssen die Themen testen – sie werden kommen“, sagte auch Kunath.
2017 machte der Online-Umsatz bei Lebensmitteln und Delikatessen nach Zahlen des Handelsverbands HDE in Deutschland 1,6 Milliarden Euro aus. Das war noch nicht einmal ein Prozent des gesamten Lebensmittelumsatzes. Dennoch investieren die Händler massiv in das neue Feld – zumal auch der US-Internetriese Amazon in das Geschäft in Deutschland eingestiegen ist.
Rewe hatte etwa im vergangenen Jahr ein rund 80 Millionen Euro teures Verteilzentrum bei Köln eröffnet. Der Konzern bindet aktuell auch seine selbstständigen Händler in die Online-Aktivitäten ein – auch bei diesen sollen die Kunden über das Internet Lebensmittel bestellen können.