Rocket-Internet-Zentrale in Berlin

Bei der Lektüre der Schlagzeile „Rocket Internet soll Rückzug von der Börse planen“ flog uns am feiertäglichen Frühstückstisch dann doch fast der Marmeladentoast aus der Hand. Hatten die Samwers ihr Beteiligungs-Vehikel nicht vor fünf Jahren zu 42,50 Euro an die Börse gebracht wurde – und hat die Rocket-Aktie seitdem nicht fast 40 Prozent an Wert eingebüßt? Da werden sich Erstzeichner gewiss freuen, wenn sie ihren Verlust jetzt quasi „eingelockt“ bekämen, weil man in Berlin die geschäftlichen Aktivitäten lieber privat weiterführt.

Aber ernsthaft: Die Meldung fiel uns nicht nur auf, weil ein Rocket-Delisting wieder mal eine grandiose Anti-Werbung für den Frankfurter Finanzplatz wäre, sondern weil die Nachricht auch ein Schlaglicht wirft auf eine andere Begebenheit wirft – nämlich die aus Anlegersicht eher unglückselige Beziehung zwischen dem Samwer-Vehikel Rocket Internet und der Berenberg Bank.

Berenbergs Bilanz wäre ohne Rocket besser

Zur Erinnerung: Dass die Berenberg’sche IPO-Bilanz gemessen an der Kursentwicklung eine eher durchwachsene ist und sich vor allem in den vergangenen Jahren eingetrübt hat, hatte wir im Zuge unserer IPO-Banken-Serie ja schon skizziert.  Was uns aber entgangen war: Die Berenberg-Bilanz wäre eine weit bessere – gäbe es nicht diverse Börsengänge, die die Hamburger Privatbank für das Samwer-Vehikel Rocket Internet in Deutschland orchestriert hat.

Konkret: Wenn Rocket eine seiner Firmen an die Börse in Frankfurt gewuchtet hat, war Berenberg meist einer der Konsortialführer. Und wie sich die Kurse in diesen Fällen seitdem entwickelt haben, sehen Sie hier:

Da bekommt die plötzliche „Börse-ist-vielleicht-doch-doof“-Haltung (zu dem Bericht wollte Rocket auf Nachfrage keine Stellung beziehen) gleich eine ganz neue Perspektive – allerdings auch das offenbar enge Verhältnis zwischen Berenberg und dem Rocket-Stall.

Nun muss man Berenberg (auch die Bank will sich offiziell nicht äußern) zugutehalten: Die Hanseaten sind bei deutschen Börsengängen generell recht aktiv. Zudem wird ihnen gerade im Technologie-Bereich ganz unabhängig vom Rocket-Imperium Kompetenz bei Platzierungen zugeschrieben. Dafür gibt es auch regelmäßig Awards als „Best Equity House“.

Vier IPOs, viermal zweistellige Kursverluste

Berenberg ist also bei Tech-IPOs gewissermaßen meist (dazu gleich mehr) gesetzt. Und: Ob ein Börsengang ein Erfolg ist, das bemessen Unternehmen und Anleger unterschiedlich. Der Erfolg eines Unternehmens (ein möglichst hoher Platzierungspreis) ärgert den Anleger, der Erfolg eines Anlegers (starke Kursgewinne nach der Platzierung) deuten auf einen womöglich zu niedrigen Emissionskurs hin.

Und doch bleibt festzuhalten: Vier Samwer-Berenberg-als-Konsortialführer-IPOs in Deutschland. Viermal zweistellige Kursverluste. Was die Beteiligten trotz der beiden Mega-Flops Westwing und Home24 im vergangenen Jahr aber nicht davon abhält, es nun noch mal mit der Global Fashion Group zu probieren, deren Zeichnungsfrist noch bis zum 25. Juni läuft: Rocket Internet ist 20-prozentiger Eigner des Unternehmens. Einer der Konsortialführer? Genau: Berenberg.

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Nicht mit von der Partie war Berenberg in Deutschland ausgerechnet beim großen Erfolgs-IPO der Samwers – nämlich Zalando. Kursplus bis heute: plus 82 Prozent. Und was war mit Delivery Hero, Kursentwicklung plus 77 Prozent? Hier hießen die Konsortialführer Citigroup, Goldman Sachs und Morgan Stanley. Und Berenberg? War hier immerhin als Juniorpartner im Konsortium und durfte jede 20. Aktie platzieren.

Dieser Artikel erschien zuerst bei Finanz-Szene.de.

Bilder: Rocket Internet (Titel), Finanz-Szene.de (im Text)