Anzahl der Rocket Internet-Vorstände auf diesem Bild, die nicht mehr im Unternehmen arbeiten: zwei. Alexander Kudlich (links) und Peter Kimpel (rechts), hier noch vertraut zusammen mit Firmenboss Oliver Samwer (Mitte) beim IPO 2014, sind in den vergangenen Monaten ausgeschieden.
Anzahl der Rocket-Vorstände auf diesem Bild, die nicht mehr im Unternehmen arbeiten: zwei. Alexander Kudlich (links) und Peter Kimpel (rechts), hier noch vertraut zusammen mit Firmenboss Oliver Samwer (Mitte) beim IPO 2014, sind in den vergangenen Monaten ausgeschieden.

Einst gestartet als legendärer Inkubator, heute ein Startup-Investor unter vielen, aber wie geht es weiter? In dieser Woche schauen wir uns auf Gründerszene genauer an, wie sich das Geschäftsmodell von Rocket Internet über die Jahre verändert hat – und was das für die Zukunft des Unternehmens der Samwer-Brüder bedeutet.

Rocket Internet ist für viele Außenstehende ein Geheimnis. Gegenüber der Presse verhält sich der Berliner Investor bedeckt. Selbst die Aktionäre wissen nicht alles. Gründerszene hat den neuesten Jahresbericht studiert und in den Dokumenten der vergangenen Jahre gesucht, um einige spannende Fakten über Rocket Internet offenzulegen.

  • 67,3 Millionen Euro. So viel betrug der Konzernumsatz im Geschäftsjahr 2019, im vorangegangenen Jahr waren es 44,5 Millionen Euro. In der Berliner Zentrale kommt das meiste Geld nach wie vor aus Mieteinnahmen, nämlich 9,2 Millionen Euro. Beratungsleistungen liegen mit 6,3 Millionen Euro an zweiter Stelle. Mit Infrastrukturleistungen macht die Firma kein Geld mehr – darunter fielen beispielsweise Büroräume und IT-Support, die Rocket seinen Ventures in Rechnung stellt. 
  • 280 Millionen Euro. Der Gewinn, den Rocket Internet im vergangenen Jahr verbuchte. Der Großteil davon stammt aus Finanzanlagen, also aus den Verkäufen von Beteiligungen an den von der Firmenschmiede gegründeten Unternehmen oder erhöhten Bewertungen. Im Geschäftsjahr 2018 hatte der Konzerngewinn bei 196 Millionen Euro gelegen

Um das Verhältnis von Umsatz zu Gewinn genauer zu verstehen, haben wir das Geschäftsmodell von Rocket Internet einmal genauer beleuchtet:

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  • 109. So viele Mitarbeiter hat die Samwer-Firma im vergangenen Jahr durchschnittlich beschäftigt, darunter ein Azubi. 2018 waren es 151 Personen.
  • Rund ein Fünftel. Dieser Anteil der Kosten der Löhne und Gehälter fließt in den Vorstand. Insgesamt 19,2 Millionen Euro zahlte Rocket 2019 für die 109 Angestellten. Dabei landeten jeweils 500.000 Euro in den Taschen von Oliver Samwer und Ex-Vorstandsmitglied Alexander Kudlich. Die profitieren zusätzlich von Nebenleistungen wie Dienstwagen sowie Aktienanteilen an Rocket Internet und diverser Tochtergesellschaften. Kudlich bekam kurz vor seinem Austritt noch einmal über neun Millionen Euro in Form von anteilsbasierter Vergütung und anderen Paketen. Für die vier Aufsichtsräte veranschlagte die Firma Bezüge in Höhe von insgesamt 300.000 Euro plus Reisezuschuss.
  • Null. So viele Frauen haben – wie auch schon in den Vorjahren – einen Platz im Vorstand von Rocket Internet.
  • Zwei Milliarden Euro. Diese Summe lag per Jahresende 2019 in der Kasse, im Vorjahr hatte sich der Kassenbestand auf rund eine Milliarde Euro belaufen. Vor rund einem Jahr häuften sich zwischenzeitlich drei Milliarden Euro an. Das bringt Sicherheit in der Krise. Aber es zeigt auch, dass Rocket immer noch Probleme hat, gute Investment-Gelegenheiten zu finden.
  • Zwei. Laut der eigenen Webseite ist Rocket Internet derzeit nur noch auf wenige Beteiligungen stolz: die Mode-Holding Global Fashion Group und den Möbelladen Home24. Vor einem Jahr trat die Samwer-Firma noch mit geschwollenerer Brust auf, immerhin neun Firmen wurden damals auf der Webseite hervorgehoben. Neben den auch heute noch genannten waren dies etwa der Lebensmittel-Versender HelloFresh, bei dem Rocket zwischenzeitlich ausgestiegen ist, der Möbelhändler Westwing, bei dem Rocket zunächst ausgestiegen war und dann wieder zugekauft hatte, oder der Lieferdienst-Vermittler Delivery Hero, an dem die Firmenschmiede nur noch mit weniger als fünf Prozent beteiligt ist.
  • 80. Im aktuellen Geschäftsbericht weist die Rocket Internet SE derzeit 38 Beteiligungen von mehr als 20 Prozent im Inland aus, weitere 42 international. Ergibt in Summe 80. Darunter fallen nicht nur Startups, sondern auch Fonds. Zum Vergleich: Im Jahr zuvor waren es insgesamt 72 Beteiligungen (40 im Inland beziehungsweise 32 international) plus 32 deren Liquidation absehbar war.
Bild: Hannelore Foerster / Gettyimages