Unfiltriertes Quellwasser kann gefährliche Keime und Bakterien enthalten

Nicht gerade ein Schnäppchen: Zehn Liter Wasser für rund 30 Euro. Das zahlt man laut New York Times derzeit im Silicon Valley für einen Glasballon, um unbehandeltes Wasser trinken zu können. Rohes Wasser, wie die Entwicklung genannt wird, in den USA spricht man von Raw Water. Der Gesundheitstrend in Kalifornien hat damit ein neues Ausmaß erreicht. Startups setzen auf die Natürlichkeit und die positiven Effekte von Quellwasser, dabei ist der Trend nicht gerade gesundheitsfördernd.

Als Mukhande Singh das erste Mal rohes Wasser aus einem Bach trank, konnte er spüren, wie die Energie durch seinen Körper schoss, erzählt er in einem Imagefilm. Die Idee für sein Startup Live Water war geboren. Singh, der eigentlich Christopher Sanborn heißt, füllt sein Wasser von der Opal-Quelle im US-Bundesstaat Oregon ab. Das natürliche Wasser wird dann in Kühlbehältern mehr als 900 Kilometer bis nach San Francisco und Los Angeles gefahren. Die Nachhaltigkeit des Konzeptes kann also infrage gestellt werden.

Auch die US-Startups Tourmaline Spring aus Maine und Liquid Eden aus San Diego verkaufen unbehandeltes Wasser, das als „heilig und lebendig“ beworben wird. Grundsätzlich ist jeder Hersteller selbst für seine Lebensmittel verantwortlich, dennoch gibt es Standards für Mineralwasser. Sie legen fest, wie hoch die Mengen an bestimmten Substanzen sein dürfen. Laut den Unternehmen wurden die genutzten Quellen ausführlich überprüft, es seien keine schädlichen Verunreinigungen gefunden worden. Offizielle Analysen der Institute National Testing Laboratories sowie EMSL Analytical aus 2015 und 2017 bestätigen, dass Live Water nicht gesundheitsschädlich ist. Allerdings wurden nicht alle mit Risiko behafteten Inhaltsstoffe überprüft. So gibt es etwa keine Testergebnisse für krankmachende Keime wie Giardien.

„Ihr trinkt Toilettenwasser mit Verhütungsmitteln“

Sein Wasser sei frisch, sagt Singh im Interview mit der New York Times, und voll von gesunden probiotischen Bakterien und natürlichen Mineralien. Nach einer Mondphase, also nach etwa einem Monat, verfärbe sich Live Water grün, was ein Qualitätsmerkmal für rohes Wasser sei. Auch Juicero-Gründer Doug Evans ist großer Fan der Wasserbewegung, sucht selbst aktiv nach Quellen, um sich sein eigenes Wasser abzufüllen. Anhänger dieses Trends glauben, dass Mineral- oder Leitungswasser giftig sei, weil gesunde Mineralstoffe herausgefiltert werden. „Leitungswasser? Ihr trinkt Toilettenwasser mit Verhütungsmitteln drin“, entgegnet Singh der New York Times.

Das US-Unternehmen Zero Mass Water installiert Auffangstationen in Gärten oder Dächern, womit Bewohner Wasser aus der Atmosphäre sammeln und trinken können. Für das System hat das Startup sogar 24 Millionen Dollar Investorengelder bekommen.

Mediziner sind sich der positiven Wirkung unbehandelten Wassers nicht so sicher. Es könne E.coli-Bakterien, Viren, Parasiten und krebserregende Stoffe enthalten, geben Ärzte in den USA zu Bedenken. Jährlich sterben zwei Millionen Menschen an Durchfallerkrankungen aufgrund von schmutzigem Wasser, warnt außerdem die Weltgesundheitsorganisation. Im Oktober tötete eine Hepatits-A-Epidemie in Kalifornien 20 Menschen. Ein Grund für den Ausbruch der Krankheit könnte kontaminiertes Wasser gewesen sein.

In Deutschland muss Mineralwasser laut der Mineral- und Tafelwasserverordnung zwar ebenfalls direkt an der Quelle abgefüllt werden, allerdings wird es, wenn nötig, aufbereitet und Schadstoffe wie Schwefelverbindungen herausgefiltert. Die Quellen werden streng überwacht und regelmäßig untersucht. Da es ein Naturprodukt ist, können quelleigene Mikroflora auftauchen, die sind jedoch unbedenklich und haben keinen Effekt auf die Gesundheit, so die Verordnung.

Bild: Ned Frisk / Getty Images