Zum Zeitpunkt der Ausstrahlung wäre die Rootify-App nicht fertig entwickelt gewesen. Deshalb investierte DHDL-Juror Frank Thelen doch nicht in das Startup.
Zum Zeitpunkt der Ausstrahlung wäre die Rootify-App nicht fertig entwickelt gewesen. Deshalb investierte DHDL-Juror Frank Thelen doch nicht in das Startup.

Es war ein Frank-Thelen-Investment der ungewöhnlichen Sorte: Obwohl die Sprachlern-App Rootify noch nicht einmal vorzeigbar war, sagte Thelen am Dienstagabend rund 175.000 Euro für das DHDL-Startup zu. Im Gegenzug sollte er 20 Prozent der Firmenanteile erhalten. Rootify-Gründer Ehsan Allahyar Parsa musste zudem versprechen, zehn weitere Prozent seiner Anteile an einen noch zu findenden Co-Gründer mit Technikerfahrung abzugeben.

„Frank wollte, dass die App bis zur Ausstrahlung steht“

Zuvor hatte Parsa den Löwen seine Idee vom „Tinder für Sprachen“ präsentiert. Möchte ein deutschsprachiger Nutzer etwa Französisch lernen, analysiert die App per Algorithmus die Vorkenntnisse in der Muttersprache, um anschließend gemeinsame Wortstämme in der französischen Zielsprache hervorzuheben. Nutzer sollen Fremdsprachen so schneller lernen als stumpf Vokabeln zu büffeln. Ein Ansatz, den offenbar auch TV-Investor Frank Thelen spannend fand.

Wie Gründerszene nun erfuhr, ist der vereinbarte Deal im Nachgang der DHDL-Sendung jedoch geplatzt. Grund ist offenbar der vorgezogene Start der neuen „Die Höhle der Löwen“-Staffel (März statt wie gewöhnlich September): „Frank wollte, dass die App bis zur Ausstrahlung steht. Da das Splitten der DHDL-Staffel wie nun geschehen erst seit kurzem bekannt ist, wären das zu wenige Monate gewesen“, erklärt Rootify-Gründer Ehsan Allahyar Parsa auf Nachfrage. Zwar habe es die Option gegeben, mit dem Geld von Frank Thelen kurzfristig Entwickler aus Indien anzuheuern, um die App rechtzeitig fertig zu stellen. Er habe jedoch davon abgesehen „in der Hoffnung, dass sich mit der Ausstrahlung Programmierer melden, die ebenso gewillt sind wie der Rest meines Teams, die App ehrenamtlich weiterzuentwickeln“, so Parsa.

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Pivot zum „Netflix für Sprachen“

Aktuell soll ein sechsköpfiges Team an Rootify arbeiten. Seit dem Dreh im vergangenen Jahr habe sich das Geschäftsmodell jedoch gewandelt, wie Parsa weiter sagt. Die Analyse der eingehenden Registrierungen auf der Landingpage von Rootify hätte gezeigt, dass die meisten Nutzer nicht nur eine Sprache lernen, sondern auch lehren möchten. „Daher werden wir mit Rootify jedem Nutzer ein simples Drag-and-Drop-Toolkit zur Verfügung stellen, anhand dessen sich jeder Lerner auch in einen Lehrenden verwandeln kann“, so der Gründer.

Parsa vergleicht sein Konzept mit einem Streaminganbieter:  „Wie auch auf Netflix wird es von uns eigens erstellte Rootify Originals geben, die von unseren hauseigenen Linguisten entworfen werden“, sagt Parsa. Geld verdienen will die Firma dann unter anderem durch den Verkauf kostenpflichtiger Kurse.

Ein neuer Investor hat sich für Rootify bislang nicht gefunden. Laut Parsa werde seine Firma vorerst quersubventioniert, etwa durch Coachings und Marketingberatung für andere Startups. Ein Konstrukt, das Frank Thelen womöglich zu kompliziert war? Auf Nachfrage bestätigt er jedenfalls den geplatzten Deal. „Ich freue mich, dass DHDL so energetische Gründer wie Ehsan eine Plattform biete; er hatte einen wirklich starken Auftritt. Aber für mich als Investor muss dann auch die Technologie und Fokussierung passen. Dies war hier leider nicht der Fall.“

Bild: TVNow / Bernd-Michael Maurer