Erst vor wenigen Monaten übernahmen Jennifer Morgan und Christian Klein (links) die Nachfolge des bisherigen SAP-Chefs Bill McDermott.

Nach nur einem halben Jahr verabschiedet sich SAP wieder von der Doppelspitze. Die Amerikanerin Jennifer Morgan verlässt zum Monatsende Europas wertvollsten Technologiekonzern. „SAP benötigt eine klare Führung“, sagte Christian Klein, der das Unternehmen nun allein durch die Coronavirus-Pandemie steuern wird. Es sei jetzt an der Zeit, um SAP alleine zu führen. Morgan, die 16 Jahre für SAP arbeitete, war die erste Frau an der Spitze eines Dax-Konzerns. Zusammen mit Klein hatte sie im Oktober überraschend den langjährigen Vorstandschef Bill McDermott abgelöst. Die Aktien notierten vorbörslich um 2,6 Prozent im Minus.

SAP befindet sich in unruhigem Fahrwasser. Erst Anfang April kappte das Walldorfer Unternehmen seine Jahresprognose. Wegen der Corona-Krise wollen derzeit viele Unternehmen ihre Kosten unter Kontrolle halten und damit auch ihr IT-Budget. Trotzdem gab sich Finanzchef Luka Mucic, der erst kürzlich seinen Vertrag bis 2026 verlängert hat, zuversichtlich. Das Cloud-Geschäft bleibe ein Wachstumstreiber. Im ersten Quartal legten die neuen Cloud-Buchungen währungsbereinigt um 24 Prozent auf 6,65 Milliarden Euro zu. Sie sind ein Indikator für das künftige Geschäft. Trotzdem will auch Mucic stärker auf die Ausgaben achten, schloss aber Kurzarbeit oder einen Antrag auf Staatshilfe aus.

SAP hatte die Kernkennzahlen für das erste Quartal bereits bei der Senkung des Ausblicks veröffentlicht. Demnach reichte es währungsbereinigt noch zu einem Umsatzplus in den ersten drei Monaten von fünf Prozent auf 6,52 Milliarden Euro. Das Betriebsergebnis fiel um ein Prozent auf 1,48 Milliarden Euro, während die am Aktienmarkt viel beachtete Marge um 1,3 Prozentpunkte auf 22,6 Prozent nachgab. SAP geht davon aus, dass das Geschäft ab Sommer allmählich wieder anzieht. Mucic begründete diese Einschätzung damit, dass auf dem wichtigen chinesischen Markt die Buchungen mit der schrittweisen Öffnung der Wirtschaft Ende März wieder gestiegen seien.

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